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Herzrhythmusstörungen

Beim gesunden Menschen regelt der so genannte Sinusknoten die Schlagfrequenz des Herzens. Die elektrische Erregung breitet sich dann über das Reizleitungssystem im gesamten Herzmuskel aus und bringt die Muskelzellen dazu, sich zu kontrahieren. Treten Umstände ein, die bewirken, dass auch andere Reizleitungszellen für die Herzfrequenz maßgeblichen elektrischen Impulse aussenden, kommt es zu Herzrhythmusstörungen – das Herz schlägt zu schnell, zu langsam oder in unregelmäßiger Schlagfolge. Mögliche Gründe: krankhafte Veränderung des Sinusknotens, unterbrochenes Leitungsnetz z.B. durch eine Herzinfarktnarbe, Mangel an , das am Ablauf der elektrischen Herzmuskelzell-Erregung maßgeblich beteiligt ist, Überdehnung der Herzvorhöfe bei Herzschwäche und vieles andere mehr. In manchen Fällen ist eine Stelle im Herzen ortbar, die für die Fehlimpulse verantwortlich ist. Diese kann dann mittels Katheterablation (minimal invasives Operationsverfahren unter Hitzeeinwirkung) sendeuntüchtig gemacht werden (Beschreibung siehe weiter unten).

Anzeichen für eine Herzrhythmusstörung

Zu schneller, aber regelmäßiger Puls (Frequenz öfter als 100 Schläge pro Minute): dieser tritt meistens dann auf, wenn ein erhöhter Bedarf besteht. Das ist beispielsweise bei Fieber, Flüssigkeitsmangel, zu niedrigem Blutdruck oder körperlicher Betätigung der Fall. Es gibt aber auch Erkrankungen des Reizleitungssystems die einen zu schnellen, regelmäßigen Puls bedingen.

Unregelmäßiger Puls

Ein unregelmäßiger Puls mit Herzstolpern kommt meist bei harmlosen Extraschlägen (Extrasystolen) vor. Beim so genannten Vorhofflimmern (die Vorhöfe des Herzens zucken dabei ineffizient vor sich hin und pumpen nur wenig Blut in die Herzkammern) beobachtet man neben einem ungleichmäßigen Pulsschlag auch unterschiedlich kräftige Pulswellen am Handgelenk. Durch die erhöhte Schlaganfall-Gefahr bei Vorhofflimmern wird sich der behandelnde Arzt überlegen, ob nicht eine medikamentöse Blutverdünnung erforderlich ist.

Zu langsamer Puls

Frequenz in Ruhe unter 60 Schläge pro Minute. Was beim geübten Sportler durchaus normal sein kann, stellt beim älteren Menschen oft eine ernste Bedrohung dar. Ein zu langsamer Herzschlag ist oft mit Schwindelgefühl und körperlicher Schwäche bis hin zur Ohnmacht verbunden. Bei Frequenzen unter 40 sind die meisten Personen symptomatisch, spüren also oben genannte Beschwerden. Langsame Rhythmusstörungen sind oft gefährlicher als die meisten Schnellen und bedürfen unbedingt einer weitern Abklärung, denn meist liegt ihnen eine Herzerkrankung zu Grunde. Therapeutisch bleibt hier oft nur der .

Diagnostik

Vom Pulsfühlen alleine kann man nur in den wenigsten Fällen sagen, welche Rhythmusstörung dem gestörten Herzschlag zu Grunde liegt. Der Nachweis für Herzrhythmusstörungen wird also mittels EKG (Herzstromanalyse, Elektrokardiogramm), Belastungs-EKG oder Langzeit-EKG erbracht. In schwierig nachweisbaren Rhythmusunregelmäßigkeiten und/oder bei begleitenden Herzerkrankungen sind zusätzliche Untersuchungsmethoden notwendig (z.B. Echokardiographie).

Schnellmaßnahmen bei Herzrasen

  • einen Viertelliter kohlensäurehältiges, kaltes Mineralwasser trinken;
  • Gesicht und Nacken abkühlen;
  • Finger in den Hals stecken, als ob man einen Brechreiz auslösen wollte;
  • massierenden Druck seitlich des Kehlkopfes auf die Halsschlagader ausüben (immer nur auf einer Seite des Halses!);
  • Anwendung der sogenannten Bauchpresse: tief einatmen, Luft anhalten, dann Zwerchfell und Bauchmuskulatur anspannen (Pressen wie beim Stuhlgang).

Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen. Dabei kommt es zu rasch aufeinander folgenden, nicht geordneten Impulsen ("Flimmern") der Herzvorhöfe. Vorhofflimmern ist vorwiegend eine Alterskrankheit (mindestens 70 Prozent der Patienten sind zwischen 65 und 85 Jahre alt), aber auch jüngere Menschen können diese Art der Herzrhythmusstörung entwickeln. In Österreich leiden etwa 100.000 Menschen daran, in Europa sind es rund 4 bis 6 Millionen Menschen.

Unbehandelt führt Vorhofflimmern zu erhöhter Sterblichkeit, Herzschwäche und bei 1 von 5 Patienten sogar zum Schlaganfall. Die Krankheit wird nicht immer rechtzeitig diagnostiziert, weil das Wissen um das Krankheitsbild und seine Folgen eingeschränkt ist oder gänzlich fehlt. Herzstolpern, Kurzatmigkeit, Benommenheit, Brustschmerzen, chronische Müdigkeit oder ein konstant niedriger Energiepegel werden oft lediglich als Stressfaktoren abgetan. Dabei ist Vorhofflimmern gut zu behandeln, und vielen Schlaganfällen könnte so vorgebeugt werden.

Katheterablation: Eingriff nur in Spezialzentren

Bei der Katheterablation wird mit Hilfe von Spezialinstrumenten (Katheter) hochfrequenter Wechselstrom an die Vorhofoberfläche geleitet, und das für die Rhythmusstörungen verantwortliche Gewebe neutralisiert bzw. isoliert. Der Eingriff wird meist bei leichter Sedierung ("Dämmerzustand") durchgeführt, dauert zwischen 1 und 5 Stunden und ist praktisch schmerzfrei. Sie werden nach maximal 3 Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Je nach Art der Erkrankung, wurden bisher Heilungsraten bis zu 99 Prozent erreicht. Im Gegensatz zur medikamentösen Behandlung werden bei einer Ablation nicht nur die Symptome unterdrückt, sondern eine Heilung bewirkt. In Österreich werden diese Eingriffe ausschließlich in Spezialzentren angeboten. Die Nachfrage für die Katheterablation ist hoch und übersteigt deutlich das Angebot.

Die Katheterablation hat sich auch bei Vorhofflimmern bewährt (siehe oben), und zwar dann, wenn sich eine medikamentöse Behandlung mit Antiarrhythmika als unwirksam oder zu risikoreich erweist. Weniger geeignet ist sie für betagte Menschen, die nur wenige Symptome aufweisen oder an einer weiteren Herzerkrankung, einer Lungenerkrankung oder z.B. an Diabetes mellitus leiden.

Ziel der Katheterablation ist es, den normalen Rhythmus des Herzens wiederherzustellen oder zu stabilisieren und die mit Vorhofflimmern in Verbindung stehenden Symptome zu lindern. Dabei wird ein Katheter minimal-invasiv, d.h. mittels eines kleinen Zugangs an der Leiste, durch das Gefäßsystem zum Herzen geleitet und in dieses eingeführt. Über den Katheter wird hochfrequenter Wechselstrom zu denjenigen Bereichen des Herzmuskels geleitet, die den abnormalen Herzrhythmus verursachen.

Unterstützt wird der Eingriff durch ein hochmodernes Computersystem, mit dem die elektrische Aktivierung des Herzens und das Herz selbst dreidimensional dargestellt werden können. Dies führt zu einer deutlichen Reduktion der Durchleuchtungszeit, was für alle Beteiligten von großem Vorteil ist. Außerdem wird genau angezeigt, wo die elektrischen Impulse entstehen, die das Herz zum "Stolpern" bringen. Die zugeführte Energie neutralisiert bzw. isoliert dauerhaft die Bereiche im Herzgewebe, die als Ursache des Vorhofflimmerns identifiziert wurden.

Lektorat dieser Seite durch
Dr. med. Simone Höfler-Speckner

Siehe auch

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