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Sommersonnenwende / Sonnwend
Sondwendfeuer / Sonnwendfeier

Am 20., 21. oder am 22. Juni ist nördlich vom Äquator der längste Tag und die kürzeste Nacht (siehe auch den Beitrag ). Nun nimmt der helle Teil des Tages bis zur ab. Je weiter nördlich auf der Erde man sich befindet, umso markanter wird die Tag-Nacht-Ungleiche. Schon seit vielen Generationen wird der Abend und die Nacht der Sonnenwende gefeiert. Die Gefühle dabei sind zwiespältig. Einerseits markiert die Sonnwend den Beginn des Sommers, andererseits signalisieren die kürzer werdenden Tage dessen Endlichkeit. Viele der in Österreich abgehaltenen Sonnwendfeuer sind Teil des traditionellen Brauchtums. Groß angelegt, sind sie auch ein Kulturgut; manchmal sind sie "Kunst". Siehe auch das Stichwort (monatliche Liste der Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge in Mitteleuropa).

Sommersonnenwende / Sonnwend
Foto © Andreas Hollinek

Sonnwendfeuer in Tirol

Wenn Karlheinz Somweber aus Ehrwald mit seinem Team in den Tagen vor dem 21. Juni die Bergspitzen rund um die Zugspitze unsicher macht, dann hat das einen besonderen Grund: Die Ehrwalder Bergfeuer haben inzwischen Kultstatus. Dreidimensional erscheinende Kreuze, Steinböcke, Rosen – was der Ehrwalder Verein "Bergfeuer" auf die Berghänge zaubert, das ist wohl die höchste Kunstform der traditionellen Sonnwendfeuer. "Für die heurige Sonnwende sind wir schon intensiv beim Planen", meint Somweber. Das ist auch notwendig, denn schließlich hat man in Ehrwald die Sonnwendfeuer zur Kunstform erhoben. "Wir sind seit 2010 als immaterielles Kulturerbe der UNESCO- gelistet. Diese Auszeichnung ist für uns jedes Jahr der Ansporn, Tradition und Neuinterpretation der Bergfeuer miteinander zu verbinden", so Karlheinz Somweber.

Wenn der Tag in die Dämmerung übergeht, kann man auf vielen Bergspitzen mystisch anmutende Feuerstellen ausnehmen. Manchmal sind es einfache Feuerstellen, immer öfter aber kunstvolle Feuerfiguren mit christlichen oder alpenländischen Motiven. Am besten sucht man sich dann einen stillen Platz in der Natur und genießt das Schauspiel.

Ein großes Feuer zu entzünden, war ein Dank an die Götter und hat wahrscheinlich den Ursprung in uralten Sonnenmythen. Von den Kelten weiß man, dass sie das ausgiebig zelebrierten. Auch in späteren Jahrhunderten und als das elektrische Licht in die Haushalte Einzug hielt, sind Sonnenwendtage etwas Besonderes. In der Bauernschaft des Alpenraumes haben sich daraus ganz besondere Feste entwickelt.

In Tirol wurden die Bergfeuer im 18. Jahrhundert intensiviert, und zwar in der Zeit, als die Bauern gegen Kaiser Napoleon I. kämpften. 1796 suchten nämlich die Tiroler Stände göttlichen Beistand im Freiheitskampf gegen die Franzosen. Sie gelobten beim "Heiligsten Herzen Jesu", das Herz-Jesu-Fest jährlich feierlich zu begehen. Dieses göttliche Bündnis brachte zwar nicht den Sieg über Napoleon, der Brauch ist jedoch mit den ursprünglichen Sonnwendfeuern verschmolzen worden. Darum sieht man heute auf den Bergen Tirol rund um den 21. Juni sehr oft christliche Motive – wie Kreuze oder das Herz. Heute sind vor allem die Jungbauernschaften, Schützenkompanien und andere Vereine dafür verantwortlich, dass die Sonnwendfeuer jedes Jahr entfacht werden.

Ein Beispiel für ein traditionelles Fest rund um die Bergfeuer ist das Kaiserwinkl Sonnwendfest in der Ortschaft Rettenschöss im Tiroler Unterland. Alljährlich warten BesucherInnen im Ortszentrum von Rettenschöss gemeinsam bei Tiroler Schmankerln und Musik darauf, dass die Vereine des Ortes ihre Bergfeuer entzünden.

Das Ehrwalder Sonnwendfest ist mit seinen rund 8000 einzelnen Feuerstellen ein unvergessliches Erlebnis. Gefeiert wird im Ortszentrum von Ehrwald, wo man einen ausgezeichneten Blick auf den gesamten Talkessel und die Bergfeuer hat.

Am Tiroler Achensee können Besucher die Sonnwendfeuer zu Wasser erleben. Sie fahren mit dem Schiff hinaus auf den See und warten gemeinsam darauf, dass die Bergfeuer entfacht werden.

Den Sommer begrüßt man auch in der Wildschönau mit zahlreichen Feuern am Berg. Viele Vereine und Gruppen begeben sich hinauf und machen dort ihre eigenen Feuer, um diesen besonderen Abend in luftiger Höhe zu genießen. Manche gehen zu Fuß, viele benützen die Markbachjochbahn in Niederau, die an diesem Abend von 18:00 bis 23:00 Uhr Sonderfahrten anbietet. Auf rund 1500 Seehöhe angekommen, fasziniert der Rundblick vom Markbachjoch in Richtung Kitzbühler- und Zillertaler Alpen. Bei guter Sicht reicht der Blick bis zum Rofangebirge. Die öffentlichen Feiern finden am Markbachjoch und auf der Norderbergalm statt. Es gibt Tiroler Schmankerl und Volksmusik.d auf der Norderbergalm. Infotelefone: bis 18.00 Uhr beim Tourismusverband, Tel. 05339/8255-0 und ab 18:00 Uhr bei der Markbachjochhütte, Tel. 05339/8324. Bei Schlechtwetter muss die Veranstaltung leider abgesagt werden!

Eindrucksvoll erleben kann man die Sonnwendfeuer auch in Innsbruck. Hier erleuchtet die Nordkette traditionell im Schein der Bergfeuer. Ein besonderes "Highlight" bietet hier die Nordkettenbahn. Im Spannungsfeld von Stadt und Berg erlebt man auf den einzelnen Stationen der Nordkettenbahn ab 18.00 Uhr nicht nur die Bergfeuer, sondern wird auch musikalisch und kulinarisch verwöhnt.

Sonnwendfeuer und Nationalsozialismus

Leider haben Sonnwendfeuer in Deutschland und in Österreich auch einen schalen Beigeschmack. Vor und während der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden sie als germanisches Brauchtum begangen und dienten dazu, um "das deutsche Volk" zu einen und martialisch auf Krieg einzustimmen. Auch heute kann es vereinzelt vorkommen, dass Sonnwendfeiern für Gesinnungsmanipulationen missbraucht werden.

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Siehe auch

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