Der sogenannte diabetische Fuß ist eine gefürchtete mögliche Folgewirkung von langjährigem Diabetes mellitus. Dabei werden zwei verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst, welche beide (isoliert oder in Kombination vorhanden) zu Infektionen neigen und Komplikationen bis hin zur Amputation verursachen können. Die Österreichische Gesellschaft für Gefäßchirurgie (ÖGG), die Österreichische Gesellschaft für Interventionelle Radiologie (ÖGIR) sowie die Österreichische Gesellschaft für Internistische Angiologie (ÖGIA), wandten sich 2017 gemeinschaftlich im Rahmen einer Pressekonferenz mit einem "Call for Action" an die Gesundheitspolitik und empfahlen die "ABC-Sofortmaßnahmen" für Patienten und Ärzte. Die Umsetzung dieser Appelle vermag viele Amputationen zu verhindern. "Die von allen drei Gesellschaften heute im Rahmen dieser Pressekonferenz präsentierten aktuellen Studien, neue pharmakologische Therapiemöglichkeiten und die neuen, soeben erschienenen Leitlinien in den USA zeigen sehr klar den Weg, den es zu gehen gilt", fasst Gefäßmediziner Prof. Dr. Gerit-Holger Schernthaner, Präsident der ÖGIA, zusammen.
Neben langfristigen und nachhaltigen Schritten empfehlen die Fachgesellschaften die sogenannten "ABC-Maßnahmen" für betroffene Patienten und behandelnde Ärzte:
Das diabetische Fußsyndrom mit Ulcera und Gangrän ist bei etwa 50 Prozent der betroffenen Patienten mit einer Peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) vergesellschaftet. Nichtinvasive Bildgebungsverfahren wie die Duplexsonographie und die MR- und CT-Angiographie erlauben bei entsprechender Expertise und geeigneter gefäßmorphologischer Voraussetzung die endovaskuläre Behandlung zur Wiederherstellung eines direkten Blutflusses zum Fuß als Methode der ersten Wahl.
So liegt auch die Rolle der modernen Gefäßchirurgie bei diabetisch assoziierten Gefäßerkrankungen vor allem in der Wiederherstellung der Durchblutung mit geeigneten Maßnahmen – wenn konservative Therapien oder Kathetermaßnahmen nicht mehr ausreichen – sowie in der lokalen Kontrolle des Infektes. Nur bei irreversiblen Durchblutungsstörungen oder nicht therapierbaren Infekten muss das Bein amputiert werden, was zumeist nicht der Fall ist.
Die Gefäßerweiterungen erfolgen mittels Ballonkatheter oder einem Stent als Gefäßstütze. Neu sind medikamentenbeschichtete Ballonkatheter und Stents, welche die Proliferation der glatten Muskelzellen in der Gefäßwand hemmen sollen und dadurch eine längere Offenheit des behandelten Gefäßabschnittes erlauben.
Normalisierung des Blutzuckers, Gabe von Antibiotika, Wiederherstellung einer ausreichenden Durchblutung, Druckentlastung durch Spezialschuhwerk, Wundversorgung. In gravierenden Fällen Stent-Implantation und/oder gefäßchirurgischer Eingriff. Eine Amputation kann heute in vielen Fällen vermieden werden. Ein im Heimanwendungsbereich erschwinglich gewordener (aber wissenschaftlich noch unzureichend beleuchteter und ausgewerteter) Therapieansatz könnte möglicherweise TENS und EMS sein.
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