In Österreich leben derzeit (2019) etwa 120.000 Menschen mit Demenz. Rund 30.000 Neuerkrankungen werden jährlich angenommen. Bis 2050 rechnet man mit einem Anstieg auf 230.000 Erkrankte. Frauen sind dabei doppelt so oft betroffen wie Männer. Zu den Risikofaktoren zählen Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen und verringerte geistige Aktivität. Demenz ist unheilbar und anfangs schwer zu erkennen. Die Symptome zeigen sich überwiegend im Bereich der Gedächtnisleistungen. Beispielsweise erinnert man sich nicht mehr an Termine oder verlegt persönliche Gegenstände. Die beginnende Vergesslichkeit lässt sich oft jahrelang ignorieren und überspielen – dies schadet aber letztlich. Eine frühe Behandlung kann dabei helfen, länger selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Diese Tatsache ist nicht nur für Betroffene wichtig, sondern auch für die Familie. Denn sie übernimmt häufig die Betreuung. Demenzkranke können bei fortgeschrittener Erkrankung den Pflegeaufwand eines Kleinkindes haben.
Eine Demenz macht sich hauptsächlich durch Störungen der Gedächtnisleistung, Beeinträchtigung des abstrakten Denkens und Betonung bereits vor Krankheitsbeginn bestehender individueller Persönlichkeitsstrukturen bemerkbar. Die schlechte Nachricht: Bei der Entstehung von Demenz spielen vor allem genetische Faktoren eine Rolle. Die gute Nachricht: Jeder kann persönlich etwas in Richtung Vorsorge tun. Am wichtigsten dabei: dem Gehirn Herausforderungen geben (siehe den Beitrag Gedächtnis), optimale Ernährung und viel Bewegung an der frischen Luft (z.B. Sport und Wandern). Erfordert es die Situation, empfiehlt es sich, Menschen mit Demenz zumindest zeitweise der Obhut einer dafür spezialisierte Institution anzuvertrauen (siehe auch den Beitrag Kosten Pflegeheim / Altenheim).
Foto © Andreas Hollinek
Die Entstehung einer Demenz lässt sich auf den fortschreitenden Untergang der Nervenfasern im Gehirn zurückführen, was zu einer Schrumpfung der Hirnstruktur führt. Die Schädigung der Nervenzellen kann mehrerlei Ursachen haben, im Großen und Ganzen lassen sich jedoch zwei Hauptauslöser ausmachen. In über der Hälfte der Fälle handelt es sich um eine Demenz vom Alzheimer-Typ. Mit zum Untergang von Gehirnnerven kann Schnarchen / Schlafapnoe beitragen. Tritt es im Übermaß auf, sollte man gemeinsam mit einem Arzt / einer Ärztin Behandlungsmöglichkeiten diskutieren und Maßnahmen ergreifen.
Das in Österreich modernste Zentrum für Menschen mit schwerer Demenz ist der 2018 eröffnete MaVida Park Velden.
Die Volkshilfe Österreich unterstützt Demenzerkrankte bei der Finanzierung wichtiger Betreuungsmaßnahmen. Dort erfahren Sie nicht nur über alles Notwendige, um in den Genuss der finanziellen Unterstützung zu kommen, sondern auch Infos zum Finden einer passenden Betreuung, von geeigneten Therapien, zum Sichern der Umgebung und zum richtigen Umgang mit Demenz. Homepage: www.demenz-hilfe.at.
Bei der Demenzberatungsstelle des Sozialhilfeverbandes Rohrbach erhalten betroffene Person bzw. deren Angehörigen Informationen über die Krankheit und deren Begleiterscheinungen, bekommen Tipps für den Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen sowie Informationen über Unterstützungs- und Entlastungsangebote. In Sachen Pflegegeld, finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten usw. bekommt man eine Hilfestellung, um die Anträge richtig einzureichen. Darüber hinaus hat man hier eine Möglichkeit, sich bezüglich belastender Situationen offen auszusprechen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8.00 bis 14.00 Uhr (nach telefonischer Vereinbarung unter der Telefonnummer 07289/8851-69318 oder 0660/3409527).
Bei der vaskulären Demenz (die Gefäße betreffend) sind Durchblutungsstörungen verantwortlich. Diese müssen sich nicht zwangsläufig als Schlaganfall mit plötzlichem Krankheitsbeginn äußern, sondern können auch schleichend und lange Zeit unbemerkt Schaden anrichten. Etwa 20 Prozent der Demenzformen sind vaskulär bedingt. Die Risokofaktoren sind die allseits bekannten Übeltäter Bluthochdruck (Hypertonie), hohe Blutfettwerte bzw. hoher Cholesterinwert, Rauchen, Übergewicht, Adipositas und Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Natürlich gibt es auch Mischformen aus beiden oben genannten Demenztypen.
Seltenere Formen stellen die Demenz im Rahmen der Parkinson-Erkrankung dar, die so genannte Levi-Body-Demenz. Auch eine schwere Alkoholabhängigkeit kann zur Entwicklung einer Demenz führen.
Etwa 7 Prozent der 65 Jährigen leiden an einer Demenz, zwischen dem 80. und 85. Lebensjahr sind es bereits 13 Prozent. Diese Zahl verdoppelt sich in den nächsten zehn Lebensjahren.
Ursächliche Therapieformen bestehen derzeit leider nicht, man hat allerdings festgestellt, dass das vor Krankheitsausbruch praktizierte Trainieren der Gedächtnisleistung Reserven schaffen und das Entstehen einer Demenz hinauszögern kann.
Europaweit könnte mindestens 25 Prozent der Menschen, die derzeit aufgrund einer Demenz ins Pflegeheim ziehen, mit der entsprechenden Unterstützung durch ambulante Dienste adäquat zuhause (siehe auch unser Stichwort Pflege betagter Angehöriger / Pflegesuche) versorgt werden. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Studie, die die Universität Witten/Herdecke (UW/H) zusammen mit den Universitäten in Lund (Schweden), Maastricht (Niederlande), Manchester (England), Tartu (Estland), Toulouse (Frankreich), Turku (Finnland) und dem Hospital Clinic of Barcelona (Spanien) durchgeführt hat.
Fast vier Jahre lang haben sich die Projektpartner im Rahmen des von der UW/H koordinierten EU-Projekts "RightTimePlaceCare" mit den Fragen beschäftigt, wie die Pflege- und Versorgungssituation von Menschen mit Demenz und ihrer pflegenden Angehörigen in Europa aussieht, wie diese verbessert werden kann und welche Faktoren einen Umzug in ein Pflegeheim beeinflussen. Das Hauptaugenmerk des von der Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Meyer wissenschaftlich koordinierten Projekts lag dabei auf der Übergangsphase von der häuslichen in die stationäre Betreuung. Unter anderem wurden dafür mehr als 2000 Menschen mit Demenz, die kürzlich in ein Pflegeheim gezogen waren oder für die ein Umzug als wahrscheinlich eingeschätzt wurde, sowie ihre pflegenden Angehörigen befragt.
In der Qualität der Pflege stellte die Projektgruppe EU-weit erhebliche Unterschiede fest. Sehr stark schwankte beispielsweise die Anzahl der angewandten freiheitsentziehenden Maßnahmen bei den Menschen mit Demenz, die im Pflegeheim leben (Bettgitter, Bauchgurte usw.). Spitzenreiter in der Anwendung waren hier Spanien (83%), Estland (48%) und Finnland (40%), während im EU-Schnitt in 32% der Fälle derartige Maßnahmen bei den untersuchten Menschen mit Demenz angewandt wurden. Die meisten Druckgeschwüre im Pflegeheim kamen in Estland vor (mit 14% doppelt so viele wie im EU-Schnitt), Psychopharmaka wurden am häufigsten in Frankreich (90%) und Spanien (81%) verabreicht. Hier liegt der EU-Schnitt ohnehin mit 70% sehr hoch. Auch bei Menschen mit Demenz, die zu Hause gepflegt werden, fallen die Ergebnisse ähnlich heterogen aus. Zentrale Erkenntnis ist jedoch, dass es kein teilnehmendes EU-Land gibt, das einem anderen in allen Aspekten der Pflegequalität überlegen ist.
Große Variation gibt es auch bei der Lebensqualität der Betroffenen. Diese wurde in Schweden und England am höchsten eingeschätzt und in Estland und Spanien am niedrigsten. Doch zwischen den Wohnorten zu Hause und Pflegeheim gibt es keinen Unterschied im Ausmaß der Lebensqualität.
Die Belastung der pflegenden Angehörigen hingegen war in allen Ländern in der häuslichen Pflege erheblich höher als in einer stationären Einrichtung. Aber auch hier gab es im Ausmaß der empfundenen Belastung erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern.
Als häufigste Faktoren, die EU-weit mit einem Umzug von Menschen mit Demenz in stationäre Einrichtungen assoziiert waren, identifizierten die Forscher die Abhängigkeit bei der Bewältigung alltäglicher Aktivitäten, Demenz-bedingte Verhaltensauffälligkeiten sowie die hohe Belastung der pflegenden Angehörigen. Doch gab es große Unterschiede in den Gründen für einen Heimeinzug zwischen den Ländern. "Bei der Entscheidungsfindung über den Umzug in ein Pflegeheim besteht in allen teilnehmenden Ländern Optimierungsbedarf", so Prof. Meyer. Viele Betroffene hätten durchaus in ihrer gewohnten Umgebung verbleiben können, lautet das Ergebnis aus Expertenpanels, in denen abschließend alle Daten kritisch beurteilt wurden.
Wenn Menschen mit Demenz bei verbesserter ambulanter Unterstützung länger in den eigenen vier Wänden leben, kann dies zudem Geld sparen. Dies zeigte die ökonomische Begleitevaluation (siehe auch www.uni-wh.de/universitaet/presse), die durch Prof. Dr. Dirk Sauerland von der UW/H geleitet wurde. "Dieses Geld müsste wiederum in die ambulante Versorgung reinvestiert werden", fordert Prof. Meyer.
Lektorat dieser Seite durch
Dr. med. Simone Höfler-Speckner
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