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Gallenblase Operation

Mit rund 20.000 Eingriffen pro Jahr zählt die Entfernung der Gallenblase zu den häufigsten Operationen in Österreich. Sie ist immer wieder ein wichtiges medizinisches Thema – einerseits aufgrund der laufenden operationstechnischen Fortschritte, andererseits aufgrund der von Patienten oft gestellten Frage, ob der Eingriff tagesklinisch erfolgen kann oder ob damit ein stationärer Aufenthalt verbunden ist.

Am Tag der Operation wieder nach Hause – in den USA und in vielen europäischen Ländern ist dies bereits Standard. Auch in Österreich ermöglichen die mittlerweile geänderten Abrechnungsmodalitäten mit den Krankenkassen die tagesklinische Versorgung. Nach der Operation am frühen Vormittag kann man noch am Abend des Operationstages in seine gewohnte häusliche Umgebung zurück. Am nächsten Morgen kommt man zur ambulanten Nachkontrolle ins Krankenhaus. Dieses Angebot gibt es derzeit erst an wenigen Zentren in Österreich. Vorteile und Ausschließungsgründe sind mittlerweile studienmäßig gut dokumentiert*).

Tagesklinische Versorgung: Was hat der Patient davon?

Die Patientenvorteile sind nicht von der Hand zu weisen: Der Stressfaktor der fremden Spitalsumgebung fällt weg. Man schläft im eigenen, gewohnten Bett, nutzt die eigenen Nassräume und kann sich insgesamt entspannter bewegen. Auch Sicherheitsaspekte sprechen nicht dagegen: Die Komplikationsgefahr ist bei tagesklinischer Versorgung erwiesenermaßen nicht höher als bei einem z.B. zweitägigen Aufenthalt.

Weniger Zugänge, raschere Erholung

"Die Frage nach einer tagesklinischen Versorgung stellte sich aus medizinischer Sicht vor 10 Jahren noch gar nicht. Die Entlassung des Patienten am Tag der Operation wurde erst durch immer verfeinerte Operationsmethoden, speziell durch Reduced-Port-Techniken, und durch ein optimales Schmerzmanagement ermöglicht", betont Doz. Dr. Andreas Shamiyeh, Vorstand der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kepler Universitätsklinikum in Linz. Er und sein Team kommen längst mit zwei kleinsten Operationsöffnungen aus und ermöglichen damit den Patienten eine deutlich raschere und leichtere Erholung.

Der Vergleich zur offenen Operation oder der herkömmlichen Schlüsselloch-Chirurgie mit vier Öffnungen zeigt die Vorteile deutlich: "Die Infektionsgefahr, das Komplikationsrisiko und die Schmerzen sind bei Schlüssellochtechniken erwiesenermaßen deutlich geringer", weiß Prof. Dr. Mag. Alexander Klaus, Vorstand der Abteilung für Chirurgie und Ärztlicher Direktor am Barmherzigen Schwestern Krankenhaus Wien: "Dies beweisen zahlreiche Studien und unsere eigene Erfahrung." Er selbst operiert seit 10 Jahren vorwiegend durch einen einzigen Zugang (Single Port). Erleichtert wird die chirurgische Feinarbeit mittlerweile durch moderne Zugangsports wie etwa das Octoport-System, das Operationsbesteck und Operationskamera selbst bei kleinsten Bauchöffnungen optimale Bewegungsfreiheit ermöglicht.

Risikoabwägung

Voraussetzung für ein Nachhausegehen am selben Tag sind eine verantwortungsvolle Nachkontrolle sowie eine sorgfältige Prüfung im Einzelfall. "Vor der Entlassung am späten Nachmittag muss sichergestellt sein, dass es dem Patienten gut geht und er zu Hause schmerzfrei ist", betont Prof. Klaus: "Zu dem Zweck werden zuvor noch Blutuntersuchung und Bauchultraschall gemacht. Zur Unterstützung der Schmerzfreiheit erfolgt bei uns schon vor der OP eine spezielle Behandlung der Bauchdecke."

Weitere Bedingungen: Der Patient muss zu Hause eine geeignete Ansprechperson für etwaige Hilfestellungen haben und es dürfen keine chirurgischen Komplikationen oder Herz- bzw. Lungenprobleme, die eine durchgehende Beobachtung erfordern, vorliegen. Prof. Klaus: "Wesentlich ist auch, dass der Patient in einer geistigen Verfassung ist, die es ihm ermöglicht, seine gesundheitliche Situation als frisch operierte Person einzuschätzen und zu bewältigen."

Auch aus einem anderen Grund ist die tagesklinische Gallenblasenoperation nicht überall als Standard wünschenswert und durchführbar. "Speziell in ländlichen Regionen fehlt es teilweise noch am Umfeld im niedergelassenen Bereich, um Patienten im Bedarfsfall, speziell am Wochenende, optimal zu betreuen", gibt Doz. Shamiyeh zu bedenken. Daher sei es, so der Spezialist, in manchen Fällen besser und sicherer, den Patienten ein bis zwei Nächte im Spital zu behalten.

*) Vaughan J1, Gurusamy KS, Davidson BR: Day-surgery versus overnight stay surgery for laparoscopic cholecystectomy, Cochrane Database Syst Rev. 2013 Jul 31;(7):CD006798. doi: 10.1002/14651858.CD006798.pub4.

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