Als Myasthenia gravis wird eine autoimmunologisch bedingte Muskelschwäche bezeichnet, welche – zumindest zu Beginn der Erkrankung – typischerweise belastungsabhängig auftritt. Etwa 5 von 100.000 Menschen erkranken an einer Myasthenia gravis, wobei Frauen häufiger davon betroffen sind, als Männer. Bis die Krankheit richtig diagnostiziert wird, kann es fallweise länger als üblich dauern.
Viele Patienten erkranken im 3. bis 5. Lebensjahrzehnt, allerdings ist ein Krankheitsbeginn in jedem Lebensalter möglich. 80 Prozent aller Betroffenen weisen gleichzeitig eine Thymuserkrankung auf, wobei es sich dabei in der Mehrzahl der Fälle um eine gutartige Zellvermehrung (Hyperplasie) handelt. Ursachen können sein: genetische Vorbelastung oder eine Erkrankung des Thymus (Bries).
Im Körper zirkulierende Autoantikörper binden an Azetylcholinrezeptoren im Synapsenbereich und blockieren diese damit. Azetylcholin kann somit seine Wirkung nicht ausreichend entfalten, die neuromuskuläre Übertragung ist gestört (der Nerv erregt den Muskel, als Folge davon kontrahiert dieser). Dieser Effekt wird durch eine zahlenmäßige Reduktion der betroffenen Rezeptoren zusätzlich verstärkt.
Typisch für Myasthenia gravis ist eine abnorme Ermüdbarkeit der Willkürmuskulatur unter Belastung, wobei sich die Muskelkraft zu Krankheitsbeginn in Ruhe wieder normalisiert. Im weiteren Verlauf stellt sich zunehmend auch im belastungsfreien Intervall eine Muskelschwäche ein. Muskelzuckungen, Schmerzen oder Sensibilitätsstörungen zählen nicht zum Erscheinungsbild dieser Erkrankung.
Im Tagesverlauf zunehmende Schwäche der Augen- und Lidmuskulatur (häufig das erste Symptom dieser Erkrankung). Im weiteren Verlauf ist meist eine Tendenz zur Generalisierung vorhanden, also eine Ausdehnung der Beschwerden auf die übrige Muskulatur. Typische Symptome sind
Häufigste Form der Erkrankung. Typischerweise sind mehrere Muskeln gleichzeitig von einer Schwäche betroffen. Deren Lokalisation ist dabei völlig unterschiedlich, selbst zwei benachbarte Muskeln können eine höchst differierende Kraftentwicklung zeigen. Die Schwäche beginnt häufig leicht und im Gliedergürtelbereich (Schulter bzw. Becken). Sie dehnt sich zumeist auf Gesicht, Rachen, Arme, Beine und Rumpf aus, wobei auch ein okuläres Beschwerdebild jederzeit ergänzend möglich ist. Typische Symptome (in unterschiedlichen Kombinationen):
Endstadium, mit irreversibler Schwäche der gesamten Willkürmuskulatur. Typische Symptome:
Lebensbedrohliche Verschlechterung des Zustandbildes mit Beteiligung der Schluck- und Atemmuskeln. Die Krise kann plötzlich einsetzen (z.B. ausgelöst durch Einnahme bestimmter Medikamente, Reduktion der Myasthenia gravis-Therapie, Infektionserkrankungen, Narkose, Tonic Water) oder im Rahmen einer langsam fortschreitenden Generalisierung der Myasthenia gravis entstehen. Typische Symptome:
Die Mehrzahl der Betroffenen zeigt ein gutes Ansprechen auf die Behandlung und eine normale Lebenserwartung. Die Prognose ist allerdings altersabhängig und verschlechtert sich ab einem Erkrankungsalter von über 60 Jahren.
Lektorat dieser Seite durch
Dr. med. Simone Höfler-Speckner
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