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Trigeminusneuralgie

Schmerzen, welche auf das Ausbreitungsgebiet eines Nervs beschränkt sind, nennt man Neuralgien. Für alle Gesichtsneuralgien gilt, dass sie stets anfallsartig in Erscheinung treten, durch Reizung von bestimmten Triggerzonen im Gesicht provoziert werden können und im anfallsfreien Intervall keine Sensibilitätsstörungen im betroffenen Areal nachweisbar sind. Die häufigste Gesichtsneuralgie ist die Trigeminusneuralgie, benannt nach dem 5. Hirnnerven. Sie betrifft hauptsächlich Menschen in ihrer zweiten Lebenshälfte, mit einem Gipfel der Neuerkrankungen im 7. Lebensjahrzehnt. Frauen sind davon häufiger als Männer betroffen.

Ursachen

Es überwiegen Trigeminusneuralgien, welche ohne erkennbare Ursache, also "idiopathisch" auftreten. In vielen dieser Fälle ist jedoch letztlich eine abnorme, erweiterte und verlängerte Gefäßschlinge in der hinteren Schädelgrube nachweisbar, welche den Trigeminusnerv reizt. Als symptomatisch werden Trigeminusneuralgien bezeichnet, welche im Gefolge von Grunderkrankungen auftreten. Zu diesen zählen z.B. Tumoren, Aneurysmen, Knochenprozesse im Bereich der Schädelbasis oder die .

Typisches Beschwerdebild der idiopathischen Trigeminusneuralgie

Gesichtsschmerzen:

  • Blitzartig einschießend – anfallsartig
  • "Heller" Charakter / heftig brennend
  • Unerträglich intensiv
  • Kurzdauernd (meist Sekunden)
  • Spontanes Auftreten und / oder auslösbar durch Berührung, Mimik, Kältereiz, Sprechen, Trinken, Kauen, Gesichtswäsche, usw. (sogenannte "Triggerung")
  • In 95 Prozent einseitig im Gesicht lokalisiert
  • Hauptsächlich betroffen: Nasenregion, Gaumen, Oberkiefer inklusive Zähne, Oberlippe; Beginn der Symptomatik jedoch auch im Bereich von Zunge, Unterkiefer und Unterlippe möglich
  • Im weiteren Krankheitsverlauf sind beide, oben genannte Areale von den Schmerzattacken gleichzeitig betroffen; selten – und erst zuletzt – ist eine zusätzliche Beteiligung der Augen-, Stirn und Scheitelregion möglich

Unmittelbar nach der Schmerzattacke:

  • Hautrötung des betroffenen Areals
  • Verstärkte Sekretion von Nasen- und Speicheldrüsen
  • Für kurze Zeit ist im entsprechenden Gesichtsbereich selbst durch Reizung kein Schmerzanfall auslösbar

Verlauf:

  • Zu Beginn überwiegen sporadische Attacken
  • Mit Fortschreiten der Krankheitsdauer häufen sich getriggerte Schmerzanfälle, deren Frequenz von mehrere Male täglich (in der Nacht meist Beschwerdefreiheit), bis hin zu rascher Abfolge hintereinander variiert
  • Zunahme der Schmerzintensität mit Krankheitsdauer
  • Wellenförmiger Neuralgieverlauf bemerkbar (z.B. Wochen mit hoher Anfallsfrequenz gefolgt von Wochen mit verminderter Symptomatik)
  • Patienten erleben eine massive Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität, werden oft resigniert und depressiv
  • Häufiger Gewichtsverlust durch schmerzbedingte, verminderte Nahrungsaufnahme

Typisches Beschwerdebild der symptomatischen Trigeminusneuralgie

Das Erscheinungsbild entspricht dem der idiopathischen Neuralgieform, mit folgenden Ausnahmen:

  • Bereits zu Beginn häufiges Auftreten der Schmerzsymptomatik im Bereich von Auge, Stirn und Scheitelregion (mit innerem Augenwinkel als Triggerpunkt) oder der gesamten Gesichtshälfte möglich
  • Beidseitig lokalisierte Schmerzanfälle möglich (gesamtes Gesicht)
  • Unmittelbar nach der Schmerzattacke etablieren sich Stirn- und Bindehautrötung, vermehrter Tränenfluss und Lichtscheu
  • Ebenso kann bereits zu Beginn die gesamte Gesichtshälfte betroffen sein

Diagnose

  • Anamnese
  • Typische Beschwerdesymptomatik
  • Druckschmerzhaftigkeit bestimmter Nervenaustrittspunkte / Triggerzonen im Gesicht (Achtung: Anfallsauslösung durch Untersuchung möglich)
  • Bei idiopathischem Gesichtsschmerz: Stets unauffällige neurologische Untersuchung
  • Bei symptomatischem Gesichtsschmerz: Neurologische Zusatzbefunde vorhanden (z.B. Sensibilitätsstörung, Cornealreflexabschwächung, Lähmung)
  • Eventuell Ursachenklärung mittels SchädelMR oder CT, Liquordiagnostik

Wichtige Abgrenzung zum atypischen Gesichtsschmerz

Die Trigeminusneuralgie darf nicht mit dem atypischen Gesichtsschmerz verwechselt werden, da diese beiden Erkrankungen unterschiedlich medikamentös behandelt werden. Der atypische Gesichtsschmerz ist charakteristischerweise ein Dauerschmerz, tritt also nicht blitzartig auf. Er zeigt niemals Triggerpunkte und entspricht einem dumpfen Schmerzempfinden. Einzig in Kombination mit einer Depression treten im Rahmen eines atypischen Gesichtsschmerzes helle, brennende Schmerzen (inklusive Zungenbrennen) auf. Die Behandlung erfolgt mit Amitryptilin.

Therapie

1. Medikamentöse Therapie

  • Mittel der Wahl ist Carbamazepin (übliche Schmerzmittel helfen nicht)
  • Ersatzpräparate bei Nicht-Ansprechen stehen zur Verfügung
  • Ist der Patient etwa 8 Wochen schmerzfrei, wird mit dem Absetzen des Medikamentes begonnen

2. Infiltrationen

  • Ganglionäre lokale Opioidanalgesie (GLOA) für Patienten, welchen nicht mittels medikamentöser Therapie geholfen werden konnte

3. Operative Therapie

  • Perkutane Thermokoagulation oder Mikrokompression vom trigeminalen Ganglion (minimal invasives Vorgehen)
  • Vaskuläre Dekompressionsoperation nach Janetta (größerer Eingriff)

4. Behandlung der Grunderkrankung bei symptomatischer Neuralgieform

Prognose

80 Prozent der Betroffenen werden mittels medikamentöser Behandlung schmerzfrei.

Lektorat dieser Seite durch
Dr. med. Simone Höfler-Speckner

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