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Lungenkrebs / Lungenkarzinom

Lungenkrebs zählt zu den drei häufigsten Krebsformen bei Männern und Frauen. Das ist vorwiegend auf das bzw. das Passivrauchen zurückzuführen. Weitere Risikofaktoren: Abgase (Industrie, Verkehr), berufliche Exposition mit krebserzeugenden Stoffen (z.B. Arsen, Chrom, Radon, Asbest, Nickel, Quarzstaub), Passivrauchen, Narbengewebe in der Lunge und genetische Vorbelastung. In Österreich durchschnittlich bis zu 4000 Neuerkrankungen pro Jahr. Eine Früherkennung von Lungenkrebs bedeutet meistens auch eine Lebensverlängerung. Jeder Husten, der länger als vier Wochen andauert, sollte abgeklärt werden. Die 5-Jahres Überlebensrate bei Lungenkrebs beträgt um die 17 Prozent. An der Universitätsklinik Innsbruck wurde eine Kombinationstherapie gegen Lungenkrebs entwickelt, die darauf abzielt, die Wachstumssignale sowie die Nährstoff- und Sauerstoffzufuhr an das bösartige Gewebe zu blockieren. Dadurch wird der Lungenkrebs gleichsam "ausgehungert".

Vorsichtige Hoffnung für PatientInnen

Das Bronchialkarzinom wird nach wie vor meist erst in einem späten Stadium entdeckt. Flächendeckende Früherkennungsuntersuchungen gibt es nicht. Viele PatientInnen profitieren allerdings von neuen zielgerichteten Therapien gegen diese schwere Krebserkrankung.

Bei Männern ist dieses Karzinom nach die zweithäufigste Krebserkrankung. Bei Frauen liegt die Erkrankung auf dem dritten Platz (nach und ). In Österreich erkranken jährlich rund 2800 Männer und rund 1700 Frauen an Lungenkrebs. "Und während die Erkrankungszahl bei Männern abnimmt, nimmt sie bei Frauen zu", erläuterte Dr. Peter Errhalt, Leiter der Klinischen Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Krems, im Rahmen eines Pressegesprächs. "Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass immer mehr Frauen Zigaretten rauchen."

Weltweit erkranken jedes Jahr 1,8 Millionen Menschen an einem Bronchialkarzinom. 1,6 Millionen PatientInnen versterben an ihrer Krebserkrankung. Damit ist Lungenkrebs – unter sämtlichen Krebsformen – die tödlichste Erkrankung. "Die häufigste Form des Bronchialkarzinoms ist der nicht kleinzellige Lungenkrebs", erklärte Errhalt in seinem Statement. "80 Prozent der Bronchialkarzinome sind nicht kleinzellige Erkrankungen." Rund 20 Prozent aller Bronchialkarzinome sind kleinzellige Krebserkrankungen.

Zielgerichtete Therapie

Lange Zeit waren die Möglichkeiten, Lungenkrebs zu therapieren, limitiert. In frühen Stadien wurde der Tumor entfernt, auch Chemo- und Strahlentherapie kamen zum Einsatz. "Relativ neu in der Behandlung sind zielgerichtete Therapien mit Substanzen, die zum einen den Tumor von seiner Blutversorgung abschneiden, zum anderen die Kommunikation zwischen den Krebszellen behindern", so Errhalt weiter.

Lungenkrebs ist die Krebserkrankung mit den meisten genetischen Mutationen – dies hat unter anderem zur Erforschung und Entwicklung dieser zielgerichteten Therapien maßgeblich beigetragen. "Diese Medikamente, sie werden als Tyrosinkinasehemmer bezeichnet, greifen direkt die Tumorzellen an, lassen aber andere, schnell wachsende Körperzellen unbehelligt", schilderte Dr. Maximilian Hochmair, Leiter der Onkologischen Ambulanz und Tagesklinik am Otto Wagner Spital in Wien. "Dies bedeutet weniger belastende Nebenwirkungen, weil es weder zu Übelkeit und Erbrechen noch zu Haarausfall kommt." Auch eine erhöhte Infektionsneigung wird nicht beobachtet.

Blockade der Wachstumsfaktoren

Zielgerichtete Substanzen zur Tumortherapie bedienen sich des "Schlüssel-Schloss-Prinzips". Auf der Tumoroberfläche werden bestimmte Wachstumsfaktoren gebildet, die als Epidermal growth factor-Rezeptoren bezeichnet werden. "Diese stellen die Schlösser dar", beschreibt Hochmair bildlich. "Tyrosinkinasehemmer setzen sich auf diese Schlösser und blockieren diese." Die Folge: Die Krebszelle kann nicht mehr wachsen und stirbt ab.

Diese Substanzen wirken ausgezeichnet und bringen die Krankheit in vielen Fällen über acht bis 16 Monate zum Stillstand. Allerdings verändert der Tumor auch während der Behandlung seine genetische Ausstattung. Es kommt zur Ausbildung neuer Mutationen. "Bei rund zwei Drittel der PatientInnen tritt im Tumor eine Mutation auf, die als T790M bezeichnet wird", weiß Hochmair. Wenn diese Mutation auftritt, verliert die zielgerichtete Therapie ihre Wirkung, die Erkrankung schreitet fort.

Mutation überwinden

Eine neue Substanz, ein Tyrosinkinasehemmer der dritten Generation, kann nun diese Mutation überwinden und die Krebserkrankung wieder zum Stillstand bringen. Die Substanz wurde – wegen der sehr überzeugenden Studienergebnisse – von der EU-Kommission in einem beschleunigten Verfahren zugelassen. Für die Zulassung wurden 441 PatientInnen behandelt und die dabei gewonnenen Daten ausgewertet. 66 Prozent der PatientInnen sprachen auf die Therapie an, der Tumor wurde kleiner. Das progressionsfreie Überleben betrug bis zu 11 Monate. Die Nebenwirkungen, vor allem Durchfall, Hautausschläge und trockene Haut, wurden als mild bis moderat angegeben.

Gentest notwendig

"Damit wir die PatientInnen, die von dieser neuen Substanz profitieren, herausfiltern können, muss bei jeder Patientin und bei jedem Patienten eine genetische Testung durchgeführt werden", hielt Hochmair fest. "Diese sogenannten Tumortypisierungen erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Onkologie und Pathologie, speziell dann, wenn festgestellt werden muss, ob eine Resistenzmutation vorliegt", ergänzte Dr. Ulrike Setinek vom Pathologisch-Bakteriologischen Institut am Otto Wagner Spital. "Eine Möglichkeit, eine solche Resistenzmutation nachzuweisen, ist eine Gewebeprobe aus dem betroffenen Lungenflügel", so Setinek. "Eine andere, ebenfalls relativ neue Methode, ist eine Blutuntersuchung, die auch als liquid biopsy, also flüssige Biopsie, bezeichnet wird." Mit dieser Methode wird gezielt nach zellfreier, zirkulierender Tumor-DNA gesucht. Diese stammt von abgestorbenen Tumorzellen, deren DNA ins Blut gelangt. Setinek: "So kann ohne invasiven Eingriff mit sehr empfindlichen Methoden die T790M Mutation nachgewiesen werden."

Next Generation Sequencing

Untersucht wird das gewonnene Material mit unterschiedlichen Labormethoden. "Eine der größten Herausforderungen für das molekularpathologische Labor besteht darin, die laufend steigende Zahl an nachzuweisenden genetischen Veränderungen durchzuführen", so Setinek. "Durch die Einführung neuer Sequenziermethoden, wie etwa dem Next Generation Sequencing, ist eine parallele Analyse einer Vielzahl genetischer Veränderungen möglich." Je genauer ein Mutationsmuster bestimmt werden kann, desto zielgerichteter und damit wirksamer und nebenwirkungsärmer kann dann auch die Therapie sein.

Diese neuen Untersuchungsmethoden in Kombination mit Verfahren wie der liquid biopsy helfen dabei, die Erkrankung rascher und zielgerichtet zu behandeln. Es liegen bereits mehrere Studien vor, die nahelegen, dass T790M mit Hilfe der liquid biopsy bereits nachgewiesen werden kann, bevor sich das Fortschreiten der Erkrankung durch Symptome zeigt oder mittels bildgebender Verfahren dargestellt werden kann und so zum frühest möglichen Zeitpunkt behandelt werden kann.

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