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Gefühle / Gefühlsschwankungen

Aus der Feder von René Descartes (1596-1650) stammt ein Satz, der in die Geschichte der Philosophie eingegangen ist: "Cogito ergo sum." Übersetzt: "Ich denke, also bin ich." Dabei ging es um die Frage, ob der Mensch bezüglich der Erkenntnisfähigkeit seiner eigenen Existenz nicht so großen Täuschungen unterliegt, dass er gar nicht in der Lage ist, diese zu beweisen. Erklärend fügt er hinzu: "Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln."

Gefühle / Gefühlsschwankungen
Foto © Andreas Hollinek

So "abgehoben" diese Diskussion erscheint, so wichtig war sie für das Selbstverständnis des Menschen, zumal sich Descartes Satz erweitern lässt: "Ich fühle, also bin ich." Auch diese Feststellung scheint auf den ersten Blick ziemlich selbstverständlich; wenn da nicht all die Philosophen nach Descartes, die Psychologen, Psychotherapeuten und Zen-Buddhisten wären. Gefühle lassen sich in einen undurchdringlichen Nebel abschieben (Unterbewusstsein), negieren, maskieren, umdeuten und – mit gewissen Meditationstechniken – auch abschieben. Zu letzterem drängt sich dann eine Frage auf: Wenn sie verbannt sind, sind sie dann gar nicht existent? Und wenn sie gar nicht existent sind (wenn ich also nicht mehr fühle), bin ich dann nicht? Die Zen-Buddhisten würden sagen: "Oh ja, gerade dann erst bist du. Das ist der paradiesische Zustand, das Ende aller Ängste und allen Leids."

Andere aber ziehen es vor, Gefühle als Teil des Lebens anzuerkennen, mit ihnen umgehen zu lernen, sie als Nährsubstrat für ihr Schaffen wertzuschätzen. Ich, zum Beispiel. Wenn ich persönlich die Wahl hätte zwischen einem Leben, das Gefühle ausklammert, und einem, das voll von Gefühlen ist – angenehmen wie unangenehmen – würde ich mich ohne Zögern für die zweite Variante entscheiden. Lieber brenne ich, um gelöscht zu werden, lieber friere ich und erstarre, um Wärme erfahren zu dürfen, lieber trauere ich, weil Trost so viel Verbundenheit gibt, lieber habe ich Angst, um zu erfahren, wieviel Mut in mir steckt. Die Schale mit all den Gefühlen in meinem Kopf zu leeren, wäre für mich eine Absage ans Leben. In der Schale nämlich hin und wieder wahre Schätze zu finden, macht mir das Leben spannend und lebenswert. Ich staune, also bin ich. Ich lache unbeschwert, also bin ich – wenigstens für ein kleine Weile – angelangt.

Ideal wäre wahrscheinlich – wie so oft – der goldene Mittelweg. Hin und wieder gibt es Lebensphasen, in denen man lernen muss, allzu starke Gefühlen in Schranken zu weisen oder Techniken zu erlernen, mit deren Hilfe man ungute Gefühlen zwar zulassen kann, sie aber – bestimmt und respektvoll – aus dem Kopf hinauskomplimentiert.

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