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Maria Theresia

13.05.1717 () bis 29.11.1780 (). Königin (ab 1740) bzw. "Kaiserin" (Titel als Ehefrau von Kaiser Franz I. Stephan übernommen) von Österreich, Ungarn (ab 1741) und Böhmen (ab 1743). Die Machtübernahme war insofern problematisch, als es zu dieser Zeit Gebietsstreitigkeiten mit anderen europäischen Herrschern gab; allen voran Friedrich II. von Preussen, der nach dem Tod Karl VI. in Schlesien einfiel und damit allerlei politische Instabilitäten auslöste.

Mit großem politischen Geschick, Einfühlungsvermögen und Charisma prägte sie diese Epoche der Monarchie und ging als Reformerin in die Geschichte ein (Verwaltung, Strafgesetzgebung, allgemeine Steuerpflicht inklusive Adelige und Geistliche, Einführung der allgemeinen Schulpflicht, Besserstellung der Bauern gegenüber den Grundherren, Milderung der Leibeigenschaft bzw. Einschränkung der Frondienste, Abschaffung der Folter usw.). Sie schenkte 16 Kindern das Leben, deren sechs früh verstarben.

Maria Theresia
Foto © Andreas Hollinek

300 Jahre Maria Theresia

Maria Theresias Geburtstag jährte sich am 13. Mai 2017 zum 300. Mal. Obwohl die Erzherzogin von Österreich und Königin von Böhmen und Ungarn nie zur Kaiserin gewählt oder gar gekrönt wurde, kennt sie dennoch jeder als Kaiserin Maria Theresia. Sie ist eine der bedeutendsten und populärsten Herrscherpersönlichkeiten der Habsburgerdynastie und bis heute die einzige Frau an der Regierungsspitze des Landes. Sie gilt als "Landesmutter", die den Zusammenhalt der Völker garantierte, und wurde zu einer Symbolfigur österreichischer Geschichte – ein Mythos, der bis heute nachwirkt.

Die Ausstellung "Maria Theresia" im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek präsentiert Habsburgs mächtigste Frau in 16 thematischen Stationen. Über 160 Bilder, Druckwerke und Handschriften stellen sie in ihren unterschiedlichsten Facetten dar. Ihre politischen Erfolge und Reformen kommen dabei ebenso zur Sprache wie ihre Krisen und Kriege, ihre Rolle als strenggläubige Katholikin, Ehefrau, Mutter und Sängerin. Darüber hinaus dokumentiert die Schau auch den Mythos Maria Theresia, der sich nach ihrem Tod 1780 in zahlreichen Denkmälern, Theaterstücken und Filmen zeigt. Einige der Ausstellungsobjekte sind erstmals öffentlich zu sehen, so auch das prachtvolle Erbhuldigungswerk, das nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion umfassend restauriert werden konnte. Adresse: Österreichische Nationalbibliothek, Josefsplatz 1, 1010 Wien. Zeit: 17.02. bis 05.06.2017. Website: .

In der Kaiserlichen Wagenburg wird Maria Theresias Selbstdarstellung im Spannungsfeld zwischen weiblicher Identität und "männlicher" Herrschermacht thematisiert. Zugleich lassen Prunkfahrzeuge und Gewänder den Glanz höfischer Repräsentation und ausgelassener Feste wiederauferstehen. Adresse: Kaiserliche Wagenburg Wien, Schönbrunner Schlossstraße, 1130 Wien. Zeit: 15.03. bis 29.11.2017. Homepage: .

In der 1747 von Maria Theresia gegründeten "Hofmobilieninspektion" stehen das familiäre Umfeld, das persönliche Schicksal und die dynastische Heiratspolitik Maria Theresias ebenso wie das Fortleben des "Mythos" Maria Theresia weit über ihren Tod hinaus im Mittelpunkt. Adresse: Hofmobiliendepot, Möbel Museum Wien, Andreasgasse 7, 1070 Wien. Zeit: 15.03. bis 29.11.2017. Website: .

Maria Theresia ließ sich um 1775 in ihrem niederösterreichischen Landsitz Schloss Hof ein Witwenappartement einrichten. In der Beletage des Schlosses werden die Schwierigkeiten ihrer Herrschaftsübernahme, Kriege und Friedensschlüsse, Gebietsverluste und -erweiterungen sowie der große (außen)politische Gestaltungswille Maria Theresias präsentiert. Adresse: Schloss Hof, Schlosshof 1, 2294 Schlosshof. Zeit: 15.03. bis 29.11.2017. Homepage: .

Das wie Schloss Hof im Marchfeld gelegene, kleine und intime Schloss Niederweiden war für Jagdgesellschaften und Feste reserviert und ebenfalls im Besitz von Maria Theresia. Die großen innenpolitischen und staatsverändernden Reformen Maria Theresias sind der zentrale Themenbereich dieses Ausstellungsstandorts. Adresse: Schloss Niederweiden, Niederweiden, 2292 Engelhartstetten. Zeit: 15.03. bis 29.11.2017. Website:

Werdegang und Leistungen

Karl VI. hatte mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel vier Kinder: einen Sohn, der bereits im Kleinkindalter starb, und drei Töchter – Maria Theresia war die älteste unter ihnen. In einer dynastisch denkenden Zeit bedeutete das Fehlen eines männlichen Erben große Gefahr, die Karl VI. bereits im Vorfeld abzuwenden versuchte: 1713 wurde die Untrennbar- und Unteilbarkeit der Länder sowie die Regelung der Erbfolge beschlossen. Durch die als "Pragmatische Sanktion" betitelte Erklärung waren auch die erwarteten Töchter und deren Nachkommen erbberechtigt.

Als Karl VI. 1740 ohne männlichen Erben starb, fand bereits einen Monat nach seinem Tod eine sogenannte Erbhuldigung statt: Die niederösterreichischen Stände bezeugten der neuen Landesherrin Maria Theresia in einem großen Festzug über den Wiener Graben ihre Loyalität. Diese Zeremonie wurde in einem kunstvoll ausgestatteten Erbhuldigungswerk festgehalten, das bald als Geschenk an die damalige Hofbibliothek kam. In diesem wenige Jahre zuvor errichteten Prachtbau wurde das Werk jedoch – aus heutiger Sicht – unsachgemäß gelagert. Dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion und der damit verbundenen Unterstützung zahlreicher SpenderInnen konnte dieses Werk vor Kurzem restauriert werden.

Ehefrau und Mutter

Am 12. Februar 1736 heiratete Maria Theresia den acht Jahre älteren Herzog Franz Stephan von Lothringen in der Wiener Augustinerkirche. Die Heirat ist eine Liebesheirat, auch wenn sie aus politischem Kalkül arrangiert wurde. Nach dem Tod Karls VI. ernannte Maria Theresia ihren Ehemann zum Mitregenten, ohne ihn tatsächlich an den Regierungsgeschäften zu beteiligen. Franz Stephan blieb in der Rolle eines zurückhaltenden Beraters, liebte seine Familie, widmete sich höchst erfolgreich wirtschaftlichen Themen auf Schloss Holitsch (in der heutigen Slowakei) und pflegte in seinem Wiener Stadtpalais in der Wallnerstraße, dem sogenannten "Kaiserhaus", seine naturwissenschaftlichen Interessen. Hier berieten ihn Gelehrte wie Nikolaus Joseph Jacquin, Joseph Anton Nagel und Ignaz von Born.

Maria Theresia und Franz Stephan wurden Eltern von 16 Kindern, wovon zwei im Säuglings- und vier weitere im Jugendalter starben. Ihr Alltag war geprägt von einem straffen Tagesablauf und einer überaus ehrgeizigen Erziehung. Um die männlichen Nachkommen auf ihre zukünftigen politischen Aufgaben vorzubereiten, beauftragten die Eltern Georg Philipp von Rottenberg mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Bildungsprogramms: die "Institutio archiducalis". Die dreibändige Handschrift zeigt in aufklappbaren, buchförmigen Barockkassetten wunderbar gestaltete Unterrichtstafeln, die zum Aufhängen teilweise gelocht wurden. Einige dieser detailreichen Tafeln werden auch in der Ausstellung präsentiert.

Glaube und barocke Lebensfreude

Maria Theresia folgte dem Beispiel ihrer meist tiefgläubigen Vorgänger und versuchte, ihre Religiosität auch an ihre Kinder weiterzugeben. Sie betrachtete sich als Herrscherin von Gottes Gnaden, der Glaube und Tradition über alles gingen. Ihr ausgestelltes prächtig koloriertes Gebetbuch aus dem Jahr 1744 ist dafür ein eindrucksvoller Beleg. Trotz ihrer tiefen Verwurzelung im Katholizismus schränkte die Pragmatikerin Maria Theresia den Einfluss der Kirche in ihrem Herrschaftsgebiet ein, indem sie kirchliche Einrichtungen der staatlichen Aufsicht unterstellte. Gleichzeitig war sie, noch ganz der Voraufklärung verhaftet, anderen Glaubensrichtungen gegenüber intolerant: Sie bekämpfte den Protestantismus und siedelte die Vertriebenen in entfernten Gebieten im Balkan an; 1744 ließ sie die größte jüdische Gemeinde der damaligen Monarchie in Prag auflösen, an die 20.000 Menschen mussten binnen kurzer Zeit die Stadt verlassen.

Ebenso zum barocken Zeitgeist gehörten öffentliche Vergnügungen aller Art. Maria Theresia, die eine gediegene musikalische Ausbildung genoss und auch als Sängerin auftrat, ließ Pavillons und ein Theater zur Unterhaltung des höfischen Publikums einrichten. Die zahlreich abgehaltenen Hoffeste dienten der Repräsentation und der habsburgischen Selbstdarstellung. Ein besonderes Ereignis stellte das Damenkarussell dar, an dem mit Degen auf hölzerne, aufgespießte Türkenköpfe gestochen wurde – historische Quellen heben Maria Theresias Geschicklichkeit dabei hervor.

Reformerin

Maria Theresia war knapp 23 Jahre alt, als sie die Regierungsgeschäfte übernahm. Die "Pragmatische Sanktion" wurde in den österreichischen Ländern problemlos anerkannt, ebenso in Ungarn. Schwieriger gestaltete sich ihre Anerkennung im übrigen Europa, was dazu führte, dass die junge Regentin die nächsten Jahre damit beschäftigt war, ihr Reich gegen ihre Nachbarn zu verteidigen. Erst nach diesen Kriegen setzte sie jene Reformen um, für die sie berühmt wurde. Bei der Ausarbeitung der Reformen stand ihr ein Kreis namhafter, vom Gedankengut der Aufklärung geprägter Gelehrter zur Seite. Leitgedanke all ihrer Maßnahmen war, dass an Stelle der zersplitterten ständischen Einrichtungen ein absolutistischer Staatsapparat treten sollte.

Bildung für alle

Am nachhaltigsten sind ihre Strukturänderungen im Bildungs- und Schulwesen. Mit der "Allgemeinen Schulordnung" wurde der Grundstein für die Entstehung eines einheitlichen Elementarschulwesens für alle Kinder ab sechs Jahren gelegt. Das im Wesentlichen vom Augustiner-Chorherren Johann Ignaz von Felbiger formulierte Schulgesetz unterstellte die Schulverwaltung, die Ausbildung der Lehrer und den Unterricht einer strengen Kontrolle. Außerdem wurden einheitliche Lehrpläne und neue Lehrbücher entwickelt. Einige der Schulbücher wie die Anleitungen zum Schönschreiben und zur Rechenkunst sind in der Schau zu sehen.

Die Wissenschaften erlebten unter Maria Theresia einen bemerkenswerten Aufschwung. Eine zentrale Rolle ist in dieser Hinsicht Franz Stephan von Lothringen nach seiner Wahl zum römisch-deutschen Kaiser im Jahre 1745 zuzuschreiben. Die in Wien neu etablierten kaiserlichen Sammlungen wie das Naturalienkabinett gehen wesentlich auf seine Initiative zurück. Forschungsreisen, allen voran die große Karibikexpedition des Nikolaus Joseph von Jacquin, lieferten Exponate für die Kabinette, Gärten und Menagerien. Einige prächtig kolorierte und detailreiche Zeichnungen von exotischen Pflanzen und Tieren belegen in der Ausstellung das große naturwissenschaftliche Interesse.

Militärakademie

1751 wurde in Wiener Neustadt die Theresianische Militärakademie gegründet, die heute die älteste noch bestehende Militärakademie der Welt ist. Die Einrichtung einer derartigen Lehranstalt war aufgrund der sich stetig verändernden und immer komplexer werdenden Kriegsführung notwendig. Innerhalb der Akademie herrschte ein strenger Tagesablauf, Disziplinlosigkeit wurde hart bestraft und die Zöglinge lebten strikt abgetrennt von der Außenwelt. Als erster Leiter wurde Leopold Graf Daun eingesetzt, der von Maria Theresia auch mit der Reorganisation der österreichischen Armee beauftragt war.

Abschaffung der Folter

1768 tritt die "Constitutio Criminalis Theresiana" als einheitliches Strafrecht im gesamten Staatsgebiet der Habsburgermonarchie, mit Ausnahme Ungarns, in Kraft. In diesem Strafgesetzbuch wird nach wie vor die Folter ("peinliche Befragung") als probate Methode zur Erlangung eines Geständnisses angesehen. Damit bedeutete dieses neue Gesetzbuch keine Reform im Sinne der Aufklärung, es schrieb nur eine Vereinheitlichung der Foltermethoden fest: Die ausgestellte Anleitung zur Anwendung des Daumenstocks ist ein schauriges Zeitdokument.

Wirtschaftunion

Unter Maria Theresia kam es zur Ausformung eines einheitlichen Wirtschaftsgebietes im Habsburgerreich: Binnenzölle wurden beseitigt und die Zollschranken an die äußere Grenze der Monarchie verlegt. Maria Theresia betrieb die Ansiedlung von Industriebetrieben und Manufakturen. Produkte aus heimischer Erzeugung sollten in größerem Umfang exportiert werden, im Gegenzug versuchte man, den Import ausländischer Waren durch erhöhten Zoll zu reduzieren.

Siehe auch

Neu und aktuell

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