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Karma

Karma (Sanskrit: karman, Pali: kamma), das auf Deutsch Tat oder Handlung bedeutet, ist ein in unserer Kultur sehr in Mode gekommenes Wort. Karma hören wir im allgemeinen Sprachgebrauch oft im Zusammenhang mit einer höher stehenden Energie, die den Verlauf unseres Lebens beeinflusst und über Gnade oder Recht bestimmt. Im beschreibt Karma das Prinzip von Ursache und Wirkung. Eine Gesetzmäßigkeit, wonach jede unserer Taten oder Handlungen, geistiger oder physischer Art, entsprechende Auswirkungen hat. Im Buddhismus sind wir es selbst, also die durch ihr Handeln und Denken, durch ihr Tun oder Unterlassen von heute den Verlauf zukünftiger Ereignisse beeinflussen und Karma bewirken. Karma, das zu weiteren Verstrickungen in der Welt von führt, und deshalb Leid erzeugt. Das Ziel der buddhistischen Praxis ist es daher, kein Karma mehr zu erzeugen.

Karma 1
Foto © Andreas Hollinek

Wie dieses Ziel erreicht wird, ist aber je nach buddhistischer Tradition verschieden. So entsteht, den Lehren des älteren Buddhismus zufolge, Karma aus dem Anhaften an den drei Geistesgiften Gier, Hass und Unwissenheit. Um den ewigen Kreislauf von Samsara zu verlassen und ins zu gelangen, ist es notwendig, diesen drei Geistesgiften gänzlich zu entsagen; ein Ansatz, der auf den ersten Blick dem Verständnis des entgegengesetzt ist, da den Lehren des zufolge der Wunsch sich von der Illusion zu befreien, erst Recht Illusion schafft, und somit jeder Versuch Samsara zu entkommen, einen neuen Kreis von Samsara schafft. Meister Dogen, der Begründer der Soto-Zen-Schule, lehrte deshalb, die fünf Aggregate – Form, materielle Erscheinung, Empfindungen, mentale Erscheinungen und Bewusstsein – als Ausdrücke der Unbeständigkeit und des Fehlens einer unabhängigen Existenz zu akzeptieren und somit aus unseren Anhaftungen und Konditionierungen den Gegenstand der Praxis zu machen. Auf dieser Weise ist es nicht notwendig, irgendetwas abzuweisen oder an etwas anzuhaften; und es ist möglich, Hier und Jetzt, Nirwana in Samsara zu finden und somit Frieden zu erlangen.

Aus westlicher Sicht wird oft gefragt, ob in einer Religion des Hier und Jetzt, wie der eine ist, Ethik und Moral existieren. Und tatsächlich ist es im Zen schwer, über Moral oder Ethik zu sprechen, ohne im selben Augenblick unethisch oder unmoralisch zu sein; dies, weil die Wirklichkeit in diesem Augenblick jenseits von Konzepten hinaus geht. Die Realität dieses Augenblicks ist grenzenlos und jeder Versuch sie in Konzepte und Regeln zu ordnen, trennt zwischen Samsara und Nirwana und verursacht somit, dass Karma entsteht. Im Zen geht es also nicht darum, was wir tun oder unterlassen sollten, sondern vielmehr um die reelle Wirklichkeit des Hier und Jetzt. In diesem Sinne bedeutet Ethik im Zen nicht über Ethik zu diskutieren, sondern Unrecht erst gar nicht zu erzeugen und das Rechte zu tun. Was bedeutet es aber dann aus der Sicht von Hier und Jetzt das Rechte zu tun? Davon erzählt folgende Koan-Geschichte:

Eines Tages, gefragt von einem Dichter, welche die große Absicht des Buddha Dharmas sei, antwortete Meister Dorin:
– Kein Unrecht zu erzeugen und das Rechte zu tun.
Darauf antwortete der Dichter:
– Wenn das so ist, kann dies sogar ein dreijähriges Kind sagen.
Meister Dorin sagte:
– Ein dreijähriges Kind kann schon die Wahrheit sagen, aber ein erfahrener Mann von achtzig Jahren kann sie nicht konkret verwirklichen.
Nach dieser Belehrung machte der Dichter eine Niederwerfung und ging davon.

Der Dichter verstand offenbar die Aussage des Meisters nicht und glaubte, dass als der Meister zu ihm sagte, kein Unrecht zu erzeugen und das Rechte zu tun, der Meister eine Moral lehrte, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Unrechte zu vermeiden und das Rechte zu tun. Aber der Meister stellte die Wirklichkeit aus der Situation des Nicht-Unrecht-Erzeugens dar. Es ist nämlich die unmittelbare Wirklichkeit, worin sich die Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung offenbart und nicht ein Konzept von Moral. Um diese Tatsache tief zu verstehen, ist es notwendig, zu erfahren. Jene Leerheit, die uns lehrt, dass der Gedanke, dass die Befreiung von Samsara, aus der Beendigung vom Karma und der Beendigung der Anhaftungen resultiere, nichts weiter als ein weiteres Konzept ist. Ein Konzept, das eine inexistente Grenze zwischen Samsara und Nirwana aufstellt.

Meiyo Pedro Perez Vargas

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