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Zen

Gefragt, was Zen sei, haben die alten Meister immer unterschiedliche Antworten gegeben, und sie alle waren weder richtig noch falsch. "Zen ist die sich dauernd verändernde Reflexion des Mondes auf der Oberfläche des Ozeans." "Zen ist die Stille, die alles durchdringt." "Zen ist das Auge des wahren Dharma selbst." "Zen ist ein unermesslicher Ozean aus Nichts." Zum Ausdruck kommen soll, dass Zen das Leben in diesem Augenblick ist, im Hier und Jetzt; das Leben, das hinter jedem Konzept steht; die Wirklichkeit selbst also, wo jeder Augenblick an jeden Ort neu und frisch ist und wo es deshalb unterschiedliche Antworten geben kann; Antworten manchmal in Form von Sprache und Wörtern, manchmal in Form von Gesten und manchmal in Form von Stille; eine Stille, die auf die wahre Essenz der Form hindeutet; Wörter, weil auch die Sprache und das begriffliche Denken Teil der unmittelbaren Wirklichkeit sind; Gesten, weil Zen in erster Linie eine körperliche Erfahrung ist; die Erfahrung von . "Za" bedeutet im Japanischen "Sitzen", "Zen" "Meditation".

Zen 1
Foto © Andreas Hollinek

"Zen" (auf koreanisch "Seon", auf vietnamesisch "Thien") stammt vom chinesischen Wort "Chan" ab, das seinerseits aus dem Sanskritwort "Dhyana" kommt. Die Abstammung des Wortes weist damit auf den Ursprung des Zen hin, der von der Erleuchtungserfahrung des meditierenden Buddha Shakyamuni vor 2500 Jahren liegt. Seit damals wurde Zen von Generation zu Generation weitergegeben; zunächst von Indien nach China und von dort aus nach Japan, Korea und Vietnam und in der Neuzeit dann in die westliche Welt, und zwar in der Ausprägung des .

Doch was genau wurde uns eigentlich von Buddha Shakyamuni überliefert? Nach Meister Dogen, dem Begründer der Soto-Zen-Schule, erkannte der Buddha in der Zazenhaltung, dass das, was wir hier und jetzt für gewöhnlich "Ich", nennen, Teil einer grenzenlosen Einheit ist. Eine Ganzheit, in der jede individuelle Existenz ihren Platz hat, mit allen Dingen jenseits von Raum und Zeit verbunden ist und einem kontinuierlichen Wandel ausgesetzt ist. Eine Wahrheit, die erklärt, warum wir bis heute noch Buddha Shakymunis Worte hören: "Alle Wesen, die große Erde und ich sind gleichzeitig zur Wahrheit erwacht."

Zen bedeutet also zu praktizieren; jene Haltung des Körpers und des Geistes einzunehmen, in der der Buddha zur Wahrheit dieses Augenblicks erwacht ist. Es handelt sich um eine Haltung, in der die Aufmerksamkeit des Geistes auf jeden einzelnen Punkt der körperlichen Haltung gelegt wird. Indem wir auf diese Weise üben, bemerken wir schnell, wie mehr oder weniger flüchtig unsere Aufmerksamkeit ist. Schnell tauchen Erinnerungen, Hoffnungen und Meinungen auf, die uns von der unmittelbaren Realität des Hier und Jetzt ablenken. Auf diese Weise bemerken wir, dass Zazen eigentlich ein Prozess des Loslassens ist; ein Prozess des Loslassens der mentalen Aktivität und des Zurückkommens zur Wirklichkeit des Hier und Jetzt.

Im geht es also um die unmittelbare Wirklichkeit, in der wir leben; die Realität jenseits der Welt der Gedanken, jenseits der Trennung zwischen Subjekt und Objekt. Es geht einerseits um unsere Vorstellung von der Realität und andererseits darum, was die Realität wirklich ist. Und weil es um die Realität geht, geht es auch um die Täuschung; also um das Erkennen, wie wir unsere Vorstellungen von der Welt kreieren und wie wir selbst und andere von unseren Vorstellungen betroffen sind. Im Zen geht also darum, unheilsame Denkprozesse aufzuhalten und Heilsames zu tun. Indem der Körper und der Geist in Einheit sind, harmonisieren wir uns mit allen Dingen und wir verstehen tief, dass wir in einer Welt des kontinuierlichen Wandels leben, wo unser Leben sich von Augenblick zu Augenblick ereignet und wo alles miteinader verbunden ist. Wie ein Tropfen Wasser im Ozean, wo jeder Einzelne von uns Tropfen ist; ein Tropfen, der nicht getrennt vom Ozean sein kann und wo jeder Tropfen gleichzeitig selbst ein Ozean ist. Zen bedeutet also, durch den Blick der Aufmerksamkeit nach innen zu führen und Klarheit über unser Leben und über uns Selbst zu gewinnen.

Meister Daichi Sokei: "Wenn jemand fragt, was das wahre Zen ist, braucht ihr nicht euren Mund zu öffnen, um es zu erklären. Stellt alle Aspekte eurer Zazenhaltung dar. Dann wird der Frühlingswind wehen und die wunderbare Blüte des Pflaumenbaumes aufgehen lassen."

Meiyo Pedro Perez Vargas

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