Europas christliche Traditionen ließen auch in Tschechien wunderschöne Klöster, sich in den Himmel schwingende Kathedralen und andere spirituelle Orte entstehen. Ob aus geschichtlichem oder religiösem Interesse – auf den Spuren einstiger Könige und geistlicher Würdenträger lässt es sich bis heute gut wandeln. Besonders imposant: die Sakralbauwerke aus Zeiten Karls IV. Siehe auch die Liste im Beitrag Wallfahrtsorte und Klöster in Tschechien.
Eine Perle des Barocks finden sie Norden Tschechiens: das Benediktinerkloster in Broumov (Braunau). Der imposante und von weitem sichtbare Komplex ist das ganze Jahr über täglich geöffnet, und bei einer Besichtigung sehen Sie außer der Klosterbibliothek und der Kirche St. Adalbert auch das ehemalige Refektorium des Klosters mit einer ausgestellten Kopie des Turiner Grabtuchs, also des Tuchs, in das Jesus Christus nach der Abnahme vom Kreuz eingewickelt wurde. Sehenswert ist auch das weitläufige Kellersystem, in dem mehrere Dutzende von Mumien aufbewahrt sind.
Für Interessenten, die Wert auf authentische Erlebnisse legen, bietet das Kloster Unterkunft in den ehemaligen Mönchszellen. Im Kloster-Café Dientzenhofer können Sie eine gute Tasse Kaffee von Bohnen aus der Kaffeerösterei Trutnov genießen. Ein verlockendes Ziel ist auch die Gruppe von Braunauer Kirchen, ein europaweit einzigartiges Ensemble ländlicher Barockkirchen, welche im Auftrag der Benediktiner von den Architekten Vater und Sohn Dientzenhofer in der Landschaft um Braunau im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts errichtet worden sind.
Die Mauern, Giebel und Türme der majestätischen Klöster strahlen oft in die Ferne wie Juwelen, die in eine magisch schöne Landschaft eingesetzt wurden. Dazu gehören zum Beispiel der Wallfahrtsort auf dem Heiligen Berg (Svatý Kopeček) bei Olomouc (Olmütz) wie auch das Prämonstratenserstift in Tepl bei Marienbad, das letzte der alten großen Klöster Westböhmens, in dem es gelungen ist, das geistliche Leben aufrecht zu erhalten.
In Südböhmen lädt die Zisterzienserabtei Vyšší Brod (Hohenfurt), das einzige noch betriebene männliche Zisterzienserkloster in Tschechien, zum Besuch ein. Der Komplex ist nahezu im Originalzustand erhalten. Der Besichtigungsrundgang führt Sie in die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt mit gotischem und barockem Inventar, in mehrere Kapellen, den frühgotischen Kapitelsaal, die Bildergalerie und die Bibliothek.
Ein bemerkenswertes technisches Meisterwerk ist das Zisterzienserkloster Plasy. Bei verschiedenen Besichtigungen lernt man sowohl den Kreuzgang und den Kapitelsaal, die Bibliothek, das Arbeitszimmer des Abtes oder den Spitalflügel mit einer Exposition von Apothekeneinrichtungen, als auch die Fundamente des Klosters kennen. Schon zur Zeit seiner Entstehung handelte es sich um ein einzigartiges Bauwerk, das auf Tausenden von Pfählen ruht und dessen Fundamente bis heute aus technischen Gründen absichtlich unter Wasser stehen.
Nicht auslassen sollte man auch den großartigen Barockkomplex auf dem Heiligen Berg (Svatá Hora) bei Příbram, einen bekannten Marien-Wallfahrtsort mit der Kirche Mariä Himmelfahrt, Kreuzgängen, mehreren Kapellen und dem Wallfahrtsmuseum des Heiligen Berges oder das Zisterzienserkloster in Osek. Außer der Kirche Mariä Himmelfahrt kann man dort den Kreuzgang, den Paradieshof und den frühgotischen Kapitelsaal mit einem einzigartigen romanischen Lesepult auf zwei verknoteten Säulen ansehen.
Wer Interesse am Prager Barock hat, wird immer wieder auf die Namen von Vater und Sohn Dientzenhofer stoßen. Deren Handschrift tragen zum Beispiel die St.-Nikolaus-Kirche auf der Kleinseite, das Loreto im Burgviertel Hradčany sowie auch die Basilika St. Margareta im Benediktinerstift Břevnov. Gotik-Fans begeistert der Sankt-Veits-Dom auf der Prager Burg.
Prachtvolle barocke Innenausstattungen sehen Sie auch bei einer Führung durch die Bibliothek und die Bildergalerie des Klosters Strahov. Das älteste Prämonstratenserkloster in Böhmen und eins der überhaupt ältesten Klöster des Prämonstratenserordens auf der Welt wurde im Jahre 1140 gegründet.
Nach Meinung der Leser des beliebten amerikanischen Servers Bored Panda, der sich auf hochwertige Fotos und Illustrationen spezialisiert, finden Sie in Prag sogar die schönste Bibliothek der Welt. Sie befindet sich nicht im Kloster Strahov, sondern im Clementinum, dem barocken ehemaligen Jesuitenkolleg in der Altstadt. Die Bibliothek im Clementinum hat bei der Umfrage z.B. vor den Bibliotheken des Trinity College in Dublin, der Bibliothek des Benediktinerklosters im österreichischen Admont oder der französischen Nationalbibliothek in Paris gesiegt.
Die Bibliothek ist übrigens nicht die einzige Besonderheit, welcher sich das Clementinum rühmt. Im astronomischen Turm haben die Jesuiten in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein astronomisches und meteorologisches Observatorium errichtet, wo seit 1775 bis heute alltäglich Daten über das Wetter aufgezeichnet werden. Der Turm ist mit historischen Messgeräten ausgestattet, und von seinem Umgang hat man eine herrliche Aussicht auf das historische Prager Zentrum.
Von den über 2000 Burgen und Schlössern Tschechiens sind 222 öffentlich zugänglich. Zu den meistbesuchten gehören die Prager Burg (siehe auch Stichwort Prag), der Burgkomplex in Cesky Krumlov (Krumau), die Burg Karlstejn bei Prag und das Ferdinand d'Este Schloss Konopiste südlich von Prag. Zu den weiteren beliebtesten Sehenswürdigkeiten gehören das südböhmische Schwarzenbergische Schloss Hluboká und das südmährische Liechtensteinersitz Lednice.
Die meisten Burgen und Schlösser verwalten oder besitzen umfangreiche Kunstsammlungen. Viele bieten auch ein abwechslungsreiches Kulturprogramm an: internationale Musikfestspiele, Ausstellungen, thematische Nachtführungen oder mittelalterliche Turniere und Ritteressen. Manche dienen als luxuriöse Schlosshotels.
Das monumentale romanische Reliquiarschrein des Hl. Maurus mit den Reliquien des Hl. Maurus und des Heiligen Johannes des Taufers gehört zu den erstklassigen europäischen Kulturschätzen. Nach den Prager Krönungsjuwelen wird der Schrein als Nationalkulturgut Nr. 2 bezeichnet.
Nun ist das während der letzten 40 Jahre unter der Burgkapelle versteckte und längst vergessene mittelalterliche Goldschmiedetechnikunikat aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts nach der umfangreichen Restaurierung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Das im Jahre 1985 wiederentdeckte Reliquiar des Hl. Maurus wurde jahrelang sorgfältig von 60 Spezialisten, darunter auch ausländischen Fachleuten, restauriert. Ab dieser Saison ist wieder in voller Pracht in der Schlosskapelle zu bewundern.
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