Die im Südosten von Zypern gelegene Larnaka ist eine der kulturhistorisch und religionswissenschaftlich bedeutendsten Hafenstädte des gesamten Mittelmeerraums. Grund dafür ist das nahegelegene Kition, die Hauptstadt des in der Antike so bedeutenden Stadtkönigreiches Kition. ArchäologInnen hatten hier alle Hände voll zu tun, um all die Zeugnisse vergangener Jahrtausende für kommende Generationen zu bewahren. Und falls Sie hier auffällig viele Menschen sehen, die mit stoischer Ruhe und Gelassenheit durchs Leben gehen, ist das kein Zufall: Larnaka ist Geburtsort des Philosophen Zenon, dem Begründer der Stoa-Lehre.
Die Hauptanziehungspunkt für gläubige Christen ist jedoch die Lazarus-Kirche, die über der Grabstätte des Heiligen Lazarus (griechische "Agios Lazaros") errichtet wurde. Lazarus von Bethanien war der Bruder von Maria und Marta und saß mit Jesus Christus zu Tisch (Jo 12,1-11). An ihm vollbrachte Jesus jenes Wunder, das als das wichtigste Zeichen gilt, dass er der Messias ist: Er erweckte ihn von den Toten – und zwar bemerkenswerterweise aus einem Zustand, in dem bereits Verwesungsgeruch eingesetzt haben musste: "Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien [etwa 3 Kilometer; Anm.] entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll." Quelle: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Joh 11,17-27; Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.
Foto © Andreas Hollinek
Nach dem Kreuzestod von Jesus musste Lazarus – so wie viele Anhänger Christi – seine Heimat Judäa verlassen. Er flüchtete nach Zypern, wo er von den Aposteln Paulus und Barnabas zum ersten Bischof von Larnaka erwählt wurde. Hier starb er ein zweites Mal und wurde – aus Angst vor Grabräubern – an einem unbekannten Ort bestattet. 890 entdeckt man dann durch einen glücklichen Zufall einen Sarg mit der Inschrift "Lazaros, Christus' Freund". Acht jahre später wurden die sterblichen Überreste nach Konstantinopel überführt. Als Kompensation für die Verbringung der Reliquien erhielt Larnaka eine Wunder-schöne Kirche:
Anfang des 13. Jahrhunderts eroberten dann die Franken Konstantinopel, raubten die Reliquien des Heiligen Lazarus und brachten sie nach Marseille. Dort verlieren sich die Spuren zu jenem Mann, den Jesus als Zeichen auserwählt hatte, dass jene, die an Christus glauben, dereinst von den Toten auferweckt und ewig leben werden.
© Texte und Fotos (außer anders angegeben) sowie Datenschutz: Andreas Hollinek 1996-2024; www.50plus.at. Inhalte ohne Gewähr. Enthält ggf. PR, Werbung + Cookies, die Werbepartner wie Google (www.google.com) zur Nutzeranalyse verwenden (E-Privacy Info). Seite mit SSL-Sicherheitszertifikat. Impressum.