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Milzbrand / Anthrax

Milzbrand bzw. Anthrax ist eine durch den Bacillus anthracis bzw. dessen Sporen ausgelöste, meldepflichtige Infektionskrankheit, die vorwiegend bei Tieren (vorrangig Huftieren und Weidetieren) vorkommt; betrifft nur sehr selten auch den Menschen. Bacillus anthracis ist ein sporenbildendes und giftbildendes Bakterium, welches weltweit verbreitet ist. Typisch ist, dass der Erreger jahrelang in seiner Sporenform im Erdreich überleben kann. Selbst extreme Temperaturen, wie sie auf der Erde kaum vorkommen, können diese Form des Erregers nicht unschädlich machen. Die abgekapselten Sporen warten sodann auf ihre Chance, unter günstigen Bedingungen wieder zum Leben zu erwachen.

Zu den Risikofaktoren einer möglichen Übertragung auf den Menschen zählen somit kontaminiertes Erdreich, kranke Tiere (vor allem in ländlichen Gegenden; Epidemien von Nutztieren in Entwicklungsländern) sowie Tierhaare (z.B. Pelze) und Tierhäute (besonders in städtischen Gebieten). Leider wird Bacillus anthracis auch in der biologischen Kriegsführung eingesetzt bzw. als biologischer Kampfstoff von Terroristen verwendet (USA 2001). Je nach Form der Ansteckung kommt es zu folgenden möglichen Erscheinungsbildern von Milzbrand:

  • direkter Kontakt der Haut mit erregerhaltigen Produkten: Hautmilzbrand (95 Prozent aller menschlichen Milzbrandinfektionen)
  • Einatmen sporenhältiger Staube oder Aerosole: Lungenmilzbrand
  • Verzehr von rohem Fleisch infizierter Tiere: Darmmilzbrand (sehr selten)

Die Inkubationszeit beträgt bei Hautmilzbrand in etwa 3 bis 10 Tage, bei der Lungenform durchschnittlich 3 bis 5 Tage.

Symptome

  • Lungenmilzbrand: Typisch zweiphasiger Verlauf. Zunächst entwickelt sich ein milder Atemwegsinfekt (für etwa 2 bis 4 Tage), danach folgt eine schwere Lungenentzündung mit Schüttelfrost, hohem Fieber, Husten, Blutauswurf, Atembeschwerden und Sauerstoffmangel. Unbehandelt führt diese Form von Milzbranderkrankung innerhalb weniger Tage zum Tod.
  • Hautmilzbrand: An der Eintrittsstelle (kleine Verletzungen der Haut, vorgeschädigte Hautareale) bildet sich nach 1 bis 3 Tagen eine Papel, welche in Folge aufbricht und sich zu einem Carbunculus contagiosus umwandelt; die Hautstelle entzündet sich also und eitert. Das betroffene Areal ist geschwollen und gerötet, benachbarte Lymphknoten schwellen ebenso an. Wird der Patient nicht behandelt, ist eine Erregerausbreitung im gesamten Körper möglich (Milzbrandsepsis; Entwicklung einer Gehirnhautentzündung usw.). Weitaus bessere Therapiechancen als bei Lungenmilzbrand bzw. Darmmilzbrand.
  • Darmmilzbrand: Löst eine blutige Darmentzündung aus, mit allgemeiner Schwäche, Fieber, Erbrechen, Bauchschmerzen und blutigem Durchfall. Es kommt zur Ausbildung von Geschwüren in der Darmwand, welche durchbrechen und zu einer gefährlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis) führen können. Schwellung und brandartige Verfärbung der Milz erklären die Namensgebung. Im weiteren Verlauf drohen ein durch die Gifte der Erreger verursachtes Kreislaufversagen (toxischer Schock) und eine Ausbreitung der Erreger im Körper (Sepsis) mit Organversagen (Herz, Niere). Die Sterblichkeitsrate beim Darmmilzbrand ist hoch.

Diagnose

Die Diagnose ist schwierig und wird oftmals erst sehr spät gestellt. Eine entsprechende Anamnese (Tierkontakt) kann bereits ein Hinweis auf Milzbrand sein. Der Nachweis von Bacillus anthracis in Blut, Eiter, Speichel, Stuhl oder Liquor gelingt mittel Mikroskop oder Kultur, bzw. mittels eines speziellen Nachweisverfahrens (PCR). Andere Hautveränderungen, wie etwa ein Spinnenbiss, Tularämie oder Verbrennungen müssen ausgeschlossen werden bzw. viele mögliche andere Erreger einer vorhandenen Lungenentzündung oder Magen-Darminfektion.

Therapie

Aufgrund der hohen Virulenz von Bacillus anthracis und eventuell lebensbedrohlicher Komplikationen im Krankheitsverlauf sollte schon bei geringstem Milzbrandverdacht unverzüglich therapiert werden, auch möglicherweise exponierte Personen erhalten eine Prophylaxe.

Die Therapie besteht in Gabe eines Antibiotikums: Mittel der Wahl ist Penizillin (zunächst durch Infusionen verabreicht, später mittels Tabletten), bei Penizillinallergie wird Doxycyclin oder Ciprofloxacin gegeben. Eventuell auftretende Komplikationen werden natürlich zusätzlich therapiert.

Da mittlerweile auch bereits speziell penizillinunempfindliche oder doxycyclinunempfindliche Erreger in Form biologischer Waffen gezüchtet werden konnten, empfiehlt sich im Bedarfsfall zunächst die Gabe von Ciprofloxacin. Erweist sich der Erreger allerdings auf Penizillin empfindlich (dies zeigt ein sogenanntes Antibiogramm), wird in Folge die Therapie umgestellt.

Bei Lungenmilzbrand und Darmmilzbrand ist zusätzlich eine strenge Isolation des Patienten unerlässlich. Jeder Anthraxverdacht, Krankheitsfall oder Tod an dieser Erkrankung ist meldepflichtig.

Prognose

Die Prognose von Milzbrand ist stark von der jeweils vorhanden Erkrankungsform abhängig: Hautmilzbrand zeigt die besten Aussichten auf Heilung, wobei es in vielen Fällen zu massiver Narbenbildung kommen kann. Lungenmilzbrand und Darmmilzbrand erweisen sich zumeist als tödlich.

Vorsorge

Eine Impfung ist möglich, sie wird an Tieren in besonders gefährdeten Gebieten durchgeführt. Eine Milzbrandimpfung für den Menschen ist ebenso möglich und wird besonders gefährdeten Personen empfohlen (z.B. Tierärzte und Soldaten).

Lektorat dieser Seite durch
Dr. med. Simone Höfler-Speckner

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