Kipppunkte

Autor: Andreas Hollinek

Gestern war der ultimative Kipppunkt meines Lebens. Vier schwar gekleidete Männer kippten mich in eine fein säuberlich ausgehobene Grube. Dann kam die Familie, Freunde und Wegbegleiter. Sie und kippten mir mit einer kleinen Schaufel Erde hinterher. Als die gegangen waren, kam der Bagger.

Das waren jedoch nicht die einzigen Kipppunkte meines Lebens. Dar war noch das mit meiner Geburt; der Moment als ich wusste, dass ich jetzt wohl die Klasse wiederholen musste; als wir beide besprachen, ob es nicht besser wäre, dass wir uns trennten; Tschernobyl, Silvester [Scherz!], 9/11, das tagelange Wiederherstellen der Handy-Signatur und die erste Woche in Pension.

Dazwischen bin ich – hin und wieder – umgekippt vor Lachen, vor Verliebtheit, vor Glück, vor Bewunderung, vor Stolz, vor Rührung, vor Berührung.

Wenn ich nun das Eine da, das Andere dort auf eine Waage legte, würde ich wollen, dass sie kippt? Zur einen Seite, zur anderen oder im gleichen Gewicht verharrt?

Waagen sind doof.

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Siehe auch

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