Bevor der Mensch Kochkünste entwickelte, um sich Speisen zuzubereiten, erfüllten Weisheitszähne die Aufgabe, die in der Natur gefundene Rohkost zu zermalmen. Gekochtes Essen, Handel und Eigenanbau von Getreide, Gemüse und Früchten führten in vielen Jahrtausenden dazu, dass die Weisheitszähne zunehmend verkümmerten. Gleichzeitig wurde das Kiefer der Menschen kleiner. Die Relikte aus längst vergangen Zeiten bereiten vielen Menschen von heute einiges Leid – das gottlob durch Röntgenbilder, wirkungsvolle Betäubungsmittel, moderne zahnchirurgische Entfernungsmethoden und Antibiotika deutlich weniger heftig ausfällt als bei unzähligen Generationen vor uns.
Die größten Schmerzen bei der Operation werden Sie bloß bei der Injektion des Betäubungsmittels verspüren. Danach spüren Sie zwar bei einigen Handgriffen des Zahnarztes einen dumpfen Druck, aber keinen Schmerz. Wenn Sie besonders nervenschwach sind und übermäßige Angst empfinden, können Sie ein Beruhigungsmittel bekommen. Eine Vollnarkose wird nur dann durchgeführt, wenn Komplikationen zu erwarten sind.
Der Weisheitszahn wird angebohrt und/oder angefräst und entfernt (in Teilstücken oder im Ganzen). Die entstandene Wunde wird mit einem Antibiotikumfaden vor Krankheitserregern geschützt und genäht. Wenn die Wirkung des Betäubungsmittels nachlässt, entstehen starke Schmerzen, die Sie aber mit Kälteanwendung (Eis, kalter Waschlappen, Coolpack usw.) auf das Kiefer bzw. die Wange und einem Schmerzmittel gut in den Griff bekommen sollten. Die Kälte hilft auch, die Schwellungen zu minimieren.
Am Tag nach der Operation schwillt die Wange der betroffenen Seite stark an, die Schmerzen bleiben einige Tage bestehen. Leichte Blutungen sind normal; stärkere Blutungen sollten Sie unverzüglich Ihrem Zahnarzt oder – falls dieser nicht erreichbar ist – einem Notarzt melden. Bis sich die Operationswunde geschlossen und beruhigt hat, dauert es etwa 4 Tage bis 1 Woche. Wenn die Schmerzen länger als 1 Woche dauern, besteht der Verdacht auf Dolor post / Alveolitis sicca. Um zu verhindern, dass sich die Wunde infiziert, ist es unabdingbar, ein Antibiotikum zu verwenden (Anwendungsvorschriften genau beachten!).
Nach der dem Ziehen des Weisheitszahnes können Sie getrost Essen und Trinken. Achten Sie jedoch darauf, dass es weiche Speisen sind, die Sie auch ohne gründliches Kauen schlucken können. Milchprodukte können gegessen werden, jedoch sollte nach deren Konsum der Mund mit Wasser ausgespült werden. Je weniger Kontakt die Operationsstelle mit Flüssigkeit und Nahrung hat, desto angenehmer und besser. Saures oder Süßes besser meiden. Zähneputzen empfehlenswert, jedoch am besten mit einer sehr weichen Zahnbürste.
Ob es Sinn macht, Weisheitszähne schon "vorzeitig" zu entfernen, darüber ist sich die Wissenschaft noch nicht einig. Mit weniger Schwellung verbunden scheint eine Operation dann, wenn die Entfernung in einer Phase erfolgt, in der der Weisheitszahn gerade "eine Ruhe gibt".
Weisheitszähne können sich bereits bei 20-Jährigen melden, der Häufigkeitsgipfel für eine Extraktion liegt jedoch zwischen 30 und 50 Jahren. Manchmal genügt ein Befreiungsschnitt, um die unangenehmen Erscheinungen eines kleinen Wachstumsschubes zu beseitigen. Nicht selten gibt der Weisheitszahn danach für längere Zeit wieder eine Ruhe. Ob alle Weisheitszähne (in der Regel sind dies vier) gezogen werden müssen, bleibt ungewiss bzw. kann in vielen Fällen schwer eingeschätzt werden.
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