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Vrysinas

Berg südlich von Réthymnon, im Norden von . Am Gipfel des Berges stand einst ein minoisches Heiligtum. Heute befindet sich dort die Kirche Agios Pnévmatos. Höhe: 858 Meter. Blickt man vom einstigen minoischen Gipfelheiligtum des Berges Vrysinas bei Réthymnon nach Süden, so zeigt sich dem Betrachter das Doppelhorn des Ida-Gebirges. Zweimal im Jahr, einmal im Feber und einmal im November, geht die Sonne genau zwischen den Hörnern des Ida auf.

Anlass für die Menschen der Umgebung, diese Ereignisse festlich zu begehen, Feuer anzuzünden, waren der Beginn und der Ausklang eines Jahresabschnittes. Ob es ein bäuerliches Fest war oder ein Fest der Hirten, wissen wir nicht. In diesem Zusammenhang hat Paul Faure auf die bis heute noch bei Apokorona stattfindenden Feiern hingewiesen, die am 23. April und am 3. November stattfinden, wobei Lämmer und Böcke geopfert werden. Das Novemberdatum fällt auch mit dem Beginn der Aussaat und der Öffnung der Krüge mit dem neuen Wein zusammen.

Mit der Christianisierung und mit den damit verbundenen Festen hat sich der ursprüngliche Febertermin des Festes auf verschoben (Agios Pnévmatos = Heiliger Geist). Alle Jahre strömen aus Réthymnon und Umgebung die Menschen zusammen, um hier heroben der heiligen Messe beizuwohnen. Nur wenigen von ihnen wird wohl der ursprüngliche Sinn des Festes bewusst sein. Die Gläubigen steigen schon am Vorabend des Feiertages des Hl. Geistes (Pfingstmontag) auf den Gipfel des Berges, wo sie auch übernachten. Dass hier schon ein minoisches Gipfelheiligtum gestanden hat, wissen wir von den Funden, die 1938 gemacht wurden. Es handelt sich um Tonidole. Wie solche Gipfelheiligtümer der Minoer ausgesehen haben, wissen wir aufgrund von Darstellungen auf Gefäßen und Siegeln der Zeit, die in Knossos und Kato Zakro gefunden wurden. Es waren zwei- oder dreischiffige Gebäude aus behauenen Steinen, in denen sich Altäre befanden. Diese Bauten sind überragt von Kulthörnern. Vor ihnen hat man hohe Maste aufgestellt. Auch hier treffen wir wieder auf eine Form religiöser Inszenierung, die ähnlich ausgeprägt in anderen Weltteilen und bei anderen Religionen auftritt. Man denke nur an die an kultisch wichtigen Gebäuden angebrachten Hörner im Himalaya oder an den Riesenmast, der heute noch am Fuße des heiligsten Berges der Welt, am Kailas, in der Nähe der tibetischen Ortschaft Darchen aufragt.

Die 1938 entdeckten Tonfigürchen waren bei Bauarbeiten an der Kirche Agios Pnévmatos ausgegraben worden. Systematische Untersuchungen fanden jedoch erst 1973 statt, die ein Depot aufdeckten, in dem sich Tierfiguren aus Ton und Votivgaben fanden, die heute im Museum von Réthymnon zu sehen sind.

Die schönste Zeit für den Besuch des Berges stellt natürlich Pfingsten dar, doch will man die Vielfalt der Flora genießen, muss man im Frühjahr hierherkommen. Für Auf- und Abstieg sind etwa 6 Stunden zu kalkulieren. Ausgangspunkt der Wanderung ist Réthymnon, von wo man über Agia Iríni (ein ehemaliges Kloster) zu den Dörfern Roussospíti und Kapedianá aufsteigt. Von hier aus folgt man dem zum Teil gepflasterten Fußweg, der zum Gipfelheiligtum hinaufführt. Der letzte Teil des Aufstiegs windet sich in Serpentinen an der Nordseite des Berges hoch. Beim Abstieg kehrt man nach Kapedianá zurück und kann nun einem anderen Weg folgen, der in die Ortschaft Chromonastíri und durch die Schlucht Myli zurück nach Réthymnon führt.

Quelle: Manuskript K. Gratzl (gekürzt), Mythos Berg - Lexikon bedeutender Berge aus Mythologie, Kulturgeschichte und Religion", bestellbare beim Verlag Brüder Hollinek: .

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