Baum und Nebel

Autor: Andreas Hollinek

Es war einmal ein Baum. Der wuchs hoch oben, tausend Meter über dem Meer; dort, wo der Wind nur aus einer Richtung kam; wo man nur an wenigen Tagen die blaue Ferne sah. Meist gab es Nebel. Der war so dicht, dass der Baum meinte, er sei der einzige Baum weit und breit. Der Wind hatte ihn schon ordentlich gebeugt. An seinen Nadelspitzen hingen Tropfen. Da stand er nun und war, wer er war.

Foto © Andreas Hollinek

"Hallo Baum!", sagte ein Vogel und setzte sich auf einen seiner dürr gewordenen Zweige. "Warum weinst du?" – "Weine ich, frage der Baum?" – "Ja, du weinst.", sagte der Vogel und flog fort. Doch er kam wieder. Und baute ein Nest.

Der Nebel war ein weniger lichter geworden. Der Baum konnte jenseits des Grabens andere Bäume sehen. Große und kleine, prächtige und unscheinbare. Und viele so gebeugt wie er. Von dort kam der Vogel, und dort flog er hin. Er brachte und nahm.

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Siehe auch

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