Autor: Rainer Maria Rilke
Viele Gedichte und Texte von Rainer Maria Rilke (1875-1926) sind zeitlos, zeugen von einem großen philosophischen Geist und schenken dem Leser / der Leserin in ihrer poetischen Indirektheit ein großes Feld für Reflektionen und Interpretationen. Eines der besten Beispiele dafür ist der von ihm mit "EINGANG" bezeichnete Prolog zu seinem Gedichtband "Das Buch der Bilder".

Foto © Andreas Hollinek
Wer du auch seist: Am Abend tritt hinaus
aus deiner Stube, drin du alles weißt;
als letztes vor der Ferne liegt dein Haus:
Wer du auch seist.
Mit deinen Augen, welche müde kaum
von der verbrauchten Schwelle sich befrein,
hebst du ganz langsam einen schwarzen Baum
und stellst ihn vor den Himmel: schlank, allein.
Und hast die Welt gemacht. Und sie ist groß
und wie ein Wort, das noch im Schweigen reift.
Und wie dein Wille ihren Sinn begreift,
lassen sie deine Augen zärtlich los ...

© Texte und Fotos (außer anders angegeben) sowie Datenschutz: Andreas Hollinek 1996-2025; www.50plus.at. Inhalte ohne Gewähr. Enthält ggf. PR, Werbung + Cookies, die Werbepartner wie Google (www.google.com) zur Nutzeranalyse verwenden (E-Privacy Info). Seite mit SSL-Sicherheitszertifikat. Impressum.
