Die Basler Fasnacht (die BaslerInnen nennen sie liebevoll "Frau Fasnacht") gehört zur Identität der Schweizer Stadt Basel. Sie ist Herzstück ihrer kulturellen Schaffenskraft und ermöglicht drei Tage Ausnahmezustand. Gruppiert in 490 "Cliquen" bewältigen rund 20.000 maskierte und kostümierte TeilnehmerInnen mehr oder weniger nach Belieben einen weitläufigen Corso. Dabei spielen sie auf Marschtrommeln, Schlagzeug und Blasinstrumenten alte und neuere Melodien und tragen Laternen vor sich her, deren größte von mehreren Männern geschleppt werden müssen. Wichtig dabei: Die großen Laternen sind nicht "irgendwie" gestaltet, sondern verkünden der Menge eine wichtige gesellschaftspolitische Botschaft, auf deren Inhalt man sich in den Cliquen die Wochen und Monate davor geeinigt hatte. Über 200.000 Gäste aus aller Welt kommen jedes Jahr, um sich das Spektakel anzusehen und anzuhören.
Foto © Andreas Hollinek
Die exakt 72 Stunden andauernden Umzüge finden bei Nacht und Tag statt. Den Beginn macht am ersten Montag nach dem Aschermittwoch um Punkt 4 Uhr der "Morgestraich". Die Cliquen marschieren bis es wieder hell wird und bis sie die Müdigkeit zu einer Pause zwingt. Zur Stärkung nach all den nächtlichen Strapazen gibt es traditionellerweise eine mit Käse bestreute Mehlsuppe.
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Am frühen Nachmittag geht es weiter mit den Umzügen ("Cortèges"). Bei Tageslicht sind die Masken, Kostüme und Laternen zwar nicht so "mystisch", dafür eröffnet sich einem dann aber deren kunstvolle und phantasievolle Ausgestaltung. Mit im Tross fahren Wägen, von denen aus jede Menge Konfetti, Süßigkeiten, Orangen, Blumen und andere Gaben in die Menge geworfen oder verteilt werden. Zurück bleibt jede Menge Müll, der jedoch noch während der Nacht von städtischen Putztrupps mit Schweizer Gründlichkeit beseitigt wird.
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Eine weitere Besonderheit der Basler Fasnacht ist die Guggenmusik. Dabei spielen Bigband-artig agierende Musikgruppen bekannte Musikstücke, wobei etliche Töne ganz bewusst nicht richtig getroffen werden, sondern um eine Nuance von der ursprünglichen Komposition abweichen.
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Wegen ihrer Einzigartigkeit und Qualität gehört die Basler Fasnacht seit 2017 zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe. Das alljährliche Spektakel lebt von einzigartigen Instrumenten, von Kreativität und Ideenreichtum und von künstlerischen Höchstleistungen. Hier werden gesellschaftspolitische Themen, Geschichten und Aktualitäten auf ganz Baslerische Art transportiert: nämlich stolz, mit spitzem Humor und scharfer Zunge
Während der "drey scheenschte Dääg" steht Basel Kopf. Der Startschuss fällt jeweils am Montag nach dem Aeschermittwoch um Punkt 4.00 Uhr – bei totaler Finsternis. Dann verwandelt der "Morgestraich" die Innenstadt in ein Lichtermeer von handbemalten Laternen, wo tausende verkleideter Pfeiffer und Trommler "ihre Laterne" und damit "ihr Sujet" (Thema) musizierend begleiten – und zwar bis zum "Endstraich" am Donnerstag früh, wiederum um Punkt 4.00 Uhr. Dazwischen liegen die Cortège (Fasnachtsumzug mit rund 12.000 Fasnächtlern [Cliquen, Guggenmusiken, Wagencliquen und Schnitzelbänkler]), eine Laternenausstellung, die Kinderfasnacht und das Guggenkonzert.
Das mystische Faschingsritual in Basel einmal miterlebt zu haben, zählt zu den ganz eindrucksvollsten Reiseerlebnissen, die man sich vorstellen kann. Hier einige Tipps, die zum Gelingen der Abenteuerfahrt beitragen könnten:
Wer über Nacht bleibt, sollte sich unbedingt ein Hotel wählen, das ein wenig abseits des Corsos liegt. Das garantiert weniger Lärmbelästigung und eine bessere Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Apropos Verkehrsmittel: Wer in Basel ein Hotel bucht, bekommt autoamtisch die Basel-Card, mit der man allerlei Vergünstigungen bei touristischen Attraktionen und freie Fahrt mit Öffis bekommt.
Sich vorab einen optimalen "Beobachtungspunkt" zu wählen bzw. zu reservieren, ist nicht notwendig, da sich ZuschauerInnen überall frei bewegen dürfen. Im Laufe der Veranstaltungen bekommt man ganz sicher einen Platz, von dem aus man sehr viel sieht und hört. Achtung: Immer und gut sichtbar die vorab erwerbbare Fasnachtsbrosche tragen. Wird man ohne diesen "Eintrittsausweis" ertappt, muss man gegebenenfalls böse Bemerkungen oder gar einen Beschmiss mit Orangen befürchten.
Während der Umzüge gibt es für Taxis, Busse und Straßenbahnlinien Fahrverbote. D.h. man muss sich darauf einstellen, die ein oder andere Wegstrecke zu Fuß zurücklegen zu müssen. Bei kalter Witterung warme Kleidung anziehen! Beim Fotografieren keinen Blitz verwenden – das wäre ein absolutes "no go" bei der Basler Faschnacht.
Überall entlang des Corsos gibt es Verkaufsstände für gegrillte Wurst- und Fleischgerichte sowie Getränke. Tipp für alle, die lieber bei Tisch sitzen wollen: Da die Gasthäuser und Restaurants in der Altstadt zur Zeit der Basler Fasnacht heillos überfüllt sind, empfiehlt es sich, rechtzeitig Plätze zu reservieren oder Gaststätten in abseites gelegen Stadtteilen aufzusuchen.
Und zum Thema Alkohol und Sicherheit: FasnachtsteilnehmerInnen trinken kaum bzw. nur sehr wenig Alkohol. Im Publikum freilich ist nicht immer Abstinenz angesagt. Das kann da und dort dazu führen, dass Flaschen zu Bruch gehen. Unser Tipp daher: Festes Schuhwerk anziehen! Im Großen und Ganzen dürfen sich FasnachtsbesucherInnen recht sicher fühlen. Übergriffe und andere Unredlichkeiten kommen kaum vor – nur sehr selten muss die Polizei einschreiten.
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