Ab der zweiten Lebenshälfte nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit des Menschen deutlich ab. Kompensiert wird dieser Nachteil von fest etablierten, automatisch ablaufenden Reaktionsmechanismen, die ein souveränes Lenken von Fahrzeugen ermöglichen. Wichtigster selbst bestimmbarer Faktor dabei: die persönliche Fahrtechnik, die man – wichtig auch beim Neukauf! – immer auf das benutzte Fahrzeug abstimmen sollte. Darüber hinaus wird die Fahrsicherheit beim Lenken eines Kraftfahrzeuges maßgeblich mitbestimmt von der Fahrzeugtechnik; dem Fahrzeugzustand (auch Pflegezustand: z.B. klare Sicht); der richtigen Geschwindigkeit (auch zu langsam kann gefährlich sein; vor allem auch für überholende Verkehrsteilnehmer); dem Fahrverhalten und dem Fahrvermögen (dazu siehe auch Stichwort Fahrsicherheitstraining).
Weitere für die Sicherheit im Straßenverkehr maßgebende Faktoren sind der Gesundheitszustand des Lenkers (inklusive Beeinträchtigungen, die als Nebenwirkungen von Medikamenten, Drogen und Alkohol entstehen; oder aber auch Wetterfühligkeit); die Reaktionsschnelligkeit des Lenkers (Tipp: Reaktionstraining durch Computerspiele: virtuelle Ralleys, Formel-I-Rennen, Flugsimulator usw.) sowie die äußeren Einflüsse (Witterung, Verkehrsdichte, unerwartete Ereignisse usw.).
Senioren sind im Straßenverkehr als Fußgänger und Radfahrer von Unfällen besonders stark betroffen – oft weil sie von PKW-Lenkern zu spät oder nicht gesehen werden. Auch die Verletzungsschwere nimmt mit dem Alter massiv zu.
"Mehr als die Hälfte aller 2013 im Straßenverkehr getöteten Fußgänger (58 Prozent) und Radfahrer (63 Prozent) waren Personen in einem Alter ab 65 Jahren. Das heißt, unter den im Straßenverkehr getöteten Radfahrern und Fußgängern starben mehr Personen ab einem Alter von 65 Jahren als in allen anderen Altersgruppen zusammen! Viele Unfälle davon sind Kollisionen mit Kraftfahrzeugen – oft weil die Fußgänger übersehen werden. Erhöhte Achtsamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme könnten hier maßgeblich zur Unfallreduktion beitragen", erklärt DI Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Forschung und Wissensmanagement im KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit). "Auch das Tragen entsprechender Schutzausrüstung wie z.B. Radhelme beim Radfahren könnten die Verletzungsschwere reduzieren."
Die Mobilität von Menschen in der zweiten Lebenshälfte ist ein wichtiges Thema der Zukunft. Die Lebenserwartung in Österreich steigt jährlich an und liegt jetzt bei etwa 78 Jahren für Männer und bei rd. 83 Jahren für Frauen. Damit verbunden ist auch ein gesteigertes Mobilitätsaufkommen: Je länger die Menschen leben, desto länger sind sie auch unterwegs. "Um auf die Herausforderung der Erhaltung der Mobilität richtig reagieren zu können, ist es wichtig, neue Lösungen zu finden, um die aktive und zugleich sichere Teilnahme am Verkehr so lange wie möglich zu gewährleisten", so Robatsch. "Speziell auch als PKW-Lenker stehen ältere Personen vor neuen Herausforderungen, denn körperliche Veränderungen im Alter können sich auf die Fahreignung auswirken. Nur wenige wissen, dass Defizite aber beispielsweise gut ausgeglichen werden können, indem man sich auf vorhandene Ressourcen stützt."
Es ist erwiesen, dass die Generation 65+ so heterogen ist wie kaum eine andere Altersgruppe. Und es gibt keinen Beleg dafür, dass ältere Menschen im Straßenverkehr ein erhöhtes Risiko darstellen. Sehr wohl sind sie aber gerade in ländlichen Gebieten auf das eigene Auto angewiesen. Während viele Länder ärztliche Untersuchungen bei älteren Verkehrsteilnehmern vorschreiben, setzen wir in Österreich auf freiwillige Bewusstseinsbildung, damit ältere Mitmenschen ihre mobile Eigenständigkeit so lange wie möglich bewahren können.
Das KFV bietet daher seit dem Jahr 2012 spezielle Workshops für ältere Verkehrsteilnehmer – die "bewusst.sicher.werkstatt – Verkehrskompetenz für Senioren" an. Diese freiwilligen Workshops unterstützen ältere Verkehrsteilnehmer dabei, sich freiwillig und ganz ohne Leistungsdruck für die wechselnden Anforderungen des Straßenverkehrs fit zu halten. Dabei geht es vor allem darum, die Wahrnehmungs-, Beurteilungs- und Entscheidungskompetenz im Straßenverkehr nachhaltig zu fördern.
"Wir möchten mit diesem Kursangebot ältere Verkehrsteilnehmer dabei unterstützen, ihre Mobilität im Straßenverkehr möglichst lange zu erhalten. Es geht dabei nicht um eine Prüfung oder um einen Test, sondern um einen Erfahrungsaustausch in einer lockeren und angenehmen Atmosphäre, um das Schärfen der Selbsteinschätzung und die Förderung der persönlichen Stärken, die so manche altersbedingte Schwäche – etwa beim Sehen oder Bewegen – gut ausgleichen können. Tipps und Tricks von Profis runden das abwechslungsreiche Programm ab. Die vielen positiven Rückmeldungen geben uns recht: Wir hatten noch keinen einzigen Teilnehmer, der gesagt hat, das hätte ihm nichts gebracht", schließt Robatsch.
Vor allem der Winter bringt für alle Verkehrsteilnehmer vermehrt Risiken mit sich. Dem sollten Sie optimal begegnen, indem Sie darauf achten, dass Sie mit profilstarken Winterreifen unterwegs sind und bei glatter Fahrbahn richtig bremsen. Tipps: Bei Fahrzeugen mit ABS sollten Sie auskuppeln und auf der Bremse bleiben; bei Fahrzeugen mit Autmatikgetriebe nicht auskuppeln und auf der Bremse bleiben; ohne ABS ausgekuppelt bremsen, dann lenken (aber nur falls genug Platz für ein Ausweichmanöver ist und der Gegenverkehr es zulässt) und nach dem Ausweichen weiterbremsen. Absolut unverzichtbar ist eine optimale Sicht. Von der ersten Fahrminute an müssen alle Scheiben flächendeckend frei von Eis, Schnee und Feuchtigkeitsbeschlag sein.
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