Pierre Paul Riquet (1609-1680) war von der Idee besessen, das zu schaffen, wovon die Mächtigen früherer Generationen immer wieder träumten: ein schiffbarer Kanal quer durch Frankreich, vom Mittelmeer bis zum Atlantik. Dieserart hätte man einen zentralen innerfranzösischen Handelsweg und darüber hinaus müssten Schiffe auf ihrem Weg vom Mittelmeer in den Atlantik nicht mehr den Umweg um die iberische Halbinsel nehmen. Das Problem dabei: 190 Höhenmeter galt es dabei zu überwinden – eine technische Aufgabenstellung, für die selbst Leonardo da Vinci keine Lösung wusste. Riquet legte seine Pläne Ludwig XIV. vor. Dieser ließ sich überzeugen und gab grünes Licht für den Baubeginn. Leider reichte das festgesetzte Budget nicht aus, Riquet setzte alles auf eine Karte und brachte sein gesamtes privates Vermögen mit in das Projekt ein. Und: Sein Lebenstraum ging in Erfüllung!
Schlüsselideen für die Verwirklichung des Canal du Midi waren ein riesiges Staubecken am höchsten Kanalpunkt, das das Wasser der Montagne Noir sammelte und wasserarme Abschnitte speiste, spezielle Rundschleusen für das Heben der Schiffe auf unterschiedliche Niveaus und Wasserbrücken für die Flussniederungen. Das Ergebnis war ein 241 Kilometer langer, für damalige Schiffe ausreichend tiefer Kanal durch die Senke zwischen den Pyrenäen und dem französischen Zentralmassiv von Toulouse über Carcassonne, Béziers und Agde nach Sète.
Seit 1995 ist der Canal du Midi UNESCO-Weltkulturerbe. Seine Nutzung als Handelsweg blieb rund 100 Jahre lang bestehen, dann machte der technische Fortschritt beim Schiffsbau seine Nutzung obsolet. Heute ist der Canal du Midi eine Touristenattraktion ersten Ranges, die Hausbootkapitäne, Radfahrer und Wanderer gleichermaßen anzieht.
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