Für rund ein Viertel aller täglichen Aktivitäten benötigt der Mensch seinen Daumen. Kann dieser nicht mehr schmerzfrei verwendet werden, entsteht hoher Leidensdruck und es droht auf längere Sicht gesehen ein Funktionsverlust. Wenn die Ursache der Beschwerden eine Rhizarthrose ist, dann ist jedoch Hoffnung in Sicht, denn dieses Leiden ist mittlerweile sehr gut behandelbar.
Der Kern des Übels liegt im Daumensattelgelenk. Dieses liegt am Beginn des Daumens, am Übergang zum Handgelenk. Bildet sich hier eine Arthrose – in der medizinischen Fachsprache als Rhizarthrose bezeichnet – kommt es zu heftigen Schmerzen, die es bisweilen unmöglich machen, ein simples Gurkenglas aufzuschrauben. Die Rhizarthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung der Hand. Bereits ab dem 30. Lebensjahr sind bei rund 15 Prozent aller Menschen Abnützungserscheinungen und eine Arthrose an der Daumenbasis feststellbar. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer. Im weiteren Krankheitsverlauf kann es zu Fehlstellungen des Daumens kommen, was weitere Beeinträchtigungen im täglichen Leben nach sich zieht.
Foto © Foto Schuster (links) / Junk-Jantsch (rechts)
Zunächst wird versucht mit konservativen Maßnahmen die Beweglichkeit zu erhalten und eine Schmerzlinderung herbeizuführen. Dies geschieht durch lokale Einreibung mit entzündungshemmenden Salben (z. B. nicht steroidale Antiphlogistica wie Voltaren), weitgehende Ruhigstellung und Einsatz von schmerzstillenden Medikamenten. Eventuell hilft auch eine entzündungshemmende Kortisoninjektion und unterstützende physikalische Maßnahmen. Ist der dadurch erzielte Effekt nicht oder nicht auf Dauer zufriedenstellend, ist eine Operation anzudenken, um Schmerzfreiheit zu erlangen und ausreichende Kraft und Stabilität des Gelenks wiederherzustellen.
Mittlerweile gibt es eine Reihe operativer Möglichkeiten, wie beispielsweise eine Versteifung des Daumensattelgelenks, die Entfernung eines Handwurzelknochens und einlegen einer Sehnenschlinge und der Einsatz von Daumensattel-Gelenksprothesen. Am Evangelischen Krankenhaus Wien zum Beispiel wird bereits seit Jahrzehnten höchst erfolgreich eine Methode angewandt, die nicht nur die Beweglichkeit des Daumens erhält, sondern auch die Länge desselben und trotzdem nicht mit herkömmlichen Kunstgelenken und den damit verbundenen Abnützungserscheinungen und Komplikationen zu vergleichen ist.
Primaria Dr. Sabine Junk-Jantsch, Gelenksexpertin am Evangelischen Krankenhaus, beschreibt die Methode: "Mittels eines kleinen Schnittes wird das Daumensattel-gelenk freigelegt und ein kleiner Handwurzelknochen zur Entlastung der Arthrose entfernt. Der dadurch entstehende Distanzdefekt wird mit einem Silastic-Implantat, genannt Spacer, überbrückt. Dieses Implantat liegt in mehreren Größen vor und passt sich der Hand ideal an." Prof. Dr. Gerald Pflüger, ebenfalls langjähriger Anwender der Methode, ergänzt: "Das Interponat, ein Implantat zur Überbrückung der durch die Entfernung des Handwurzelknochens entstandenen Lücke, hat einen Silastic-Stil der im ersten Mittelhandknochen im Markraum verankert wird. Der Einsatz von Knochenzement ist daher nicht erforderlich."
Die ersten vier Wochen nach dem Eingriff soll der Daumen ruhiggestellt werden, damit die Gelenkskapsel über dem Implantat stabil verheilen kann. Nach rund vier bis sechs Wochen kann der Daumen wieder normal belastet werden und nach etwa drei Monaten sind auch schwere Arbeiten wieder schmerzfrei möglich. Junk-Jantsch: "Ein zusätzlicher Vorteil der Methode ist die minimalinvasive Durchführung. Die Narben sind bisweilen nur vom Betroffenen zu orten und die Ergebnisse im Hinblick auf die Schmerzfreiheit sind ausgezeichnet."
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