Mit Stand Mitte März 2021 sind in Österreich Impfstoffe von vier Firmen zugelassen: jener von Biontech / Pfizer, von Moderna, AstraZenece und Johnson & Johnson. Die von Biontech / Pfizer und Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. "m" steht für "messenger" ("Bote") und "RNA" für Ribonukleinsäure. Vereinfacht ausgedrückt, schickt man dabei einen "Boten" in den Körper, der wesentliche Merkmale des Coronavirus enthält. Der Körper stuft den "Boten" als "Feind" ein und beginnt ihn sofort zu bekämpfen. Ist der Kampf gewonnen, merkt sich der Körper einige Monate lang die Charakteristik des feindlichen "Boten" und verfährt mit echten Coronaviren genauso. Drei bis vier Wochen nach der ersten Impfung bekommt man eine zweite. Bei vielen Menschen (vor allem älteren Menschen) sind auch weitere Auffrischungsimpfungen zu erwägen. Die Impfung schütz zwar nicht zuverlässige vor einer Coronavirus-Infektion, gewährleistet aber in den allermeisten Fällen einen milden Verlauf einer allfälligen Covid-Infektion.
"Bei den Covid-Impfstoffkandidaten sind im Wesentlichen drei Kategorien mit mehreren Unterkategorien zu unterscheiden", erklärt Mag.a Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH. "Zum einen gibt es die sogenannten Totimpfstoffe, die man z.B. von den Influenza- oder FSME-Impfstoffen her kennt. Auf einer anderen Technologie basieren die sogenannten Vektorbasierten Impfstoffe. Diese Technologie ist zum Beispiel schon bei Impfstoffen gegen das Dengue-Fieber oder gegen Ebola zum Einsatz gekommen. Die dritte Kategorie sind die mRNA-Impfstoffe, die ebenfalls bereits vor Covid-19 entwickelt wurden und derzeit auch gegen Tollwut und Influenza in Erprobung sind."
Gegen Covid-19 sind derzeit inaktivierte Ganzvirus-Impfstoffkandidaten oder rekombinante Protein Subunit-Impfstoffkandidaten in weit fortgeschrittener klinischer Entwicklung. Erstere sind seit Jahrzehnten bewährt. Um sie herzustellen, werden infektiöse Viren in Zellkulturen produziert, gereinigt und mit Hilfe von physikalischen oder chemischen Prozessen abgetötet. Damit sind sie anschließend nicht mehr infektiös.
Im Unterschied dazu enthalten rekombinante Protein Subunit-Impfstoffe keine vollständigen abgetöteten Erreger mehr, sondern nur kleine Teile davon. Bei den Covid-19-Impfstoffkandidaten wird die DNA mit dem Bauplan für das Spike-Protein z.B. in die DNA von Baculoviren (2) eingebracht. In weiterer Folge transportieren modifizierte Baculoviren die neue DNA-Sequenz in Wirtszellen, die dann große Mengen des Antigens herstellen. Für den finalen Impfstoff werden diese gereinigt und mit einem Adjuvans (Wirkverstärker) verbunden.
Bei den vektorbasierten Impfstoffen nützt man ein anderes abgeschwächtes Virus dazu, einen harmlosen Teil der Erbinformation von SARS-CoV-2 in einige wenige Körperzellen zu transportieren. Es gibt zwei Arten von Vektoren: vermehrungsfähige (replizierende rekombinante Virus-Vektoren) und nicht vermehrungsfähige (nicht replizierende rekombinante Virus-Vektoren). Im ersten Fall werden Masernviren als Transportmittel verwendet, im zweiten Fall Adenoviren. Beiden ist gemeinsam, dass der Körper nach dem Einbringen der Erbinformation von SARS-CoV-2 das Antigen selbst herstellen muss, was in weiterer Folge eine Immunreaktion des Körpers hervorruft.
Vergleichsweise neu ist die mRNA-Technologie. Allein der Begriff führt leider immer wieder zu Missverständnissen und irrtümlichen Annahmen. Fest steht: Auch diese Technologie greift in das Erbgut des Menschen nicht ein. Der Zellkern, in dem sich die DNA befindet, bleibt völlig unverändert. Außerdem entstehen durch diese Impfstoffe keine vermehrungsfähigen Viren, sondern nur ungefährliche Bestandteile von SARS-CoV-2.
Im Vergleich zu den anderen Impfstoffarten setzt diese Technologie schon eine Stufe früher an, denn die in den Impfstoffen enthaltene mRNA enthält nur den Bauplan für ein Virusprotein von SARS-CoV-2. Sie wird mit Hilfe von Lipid-Nanopartikeln in die Zellen transportiert. Dort wird die mRNA als eine Art Blaupause verwendet, um das Virusprotein für begrenzte Zeit selbst herzustellen. Daraufhin kommt es wie bei allen anderen Impfstoffarten zu einer Immunreaktion des Körpers gegen dieses Virusprotein und dem Aufbau des Immunschutzes.
In Russland erprobt man, zeitgleich mit "Sputnik"-Auffrischungsimpfungen, den Impfstoff zusätzlich über ein Nasenspray zu verabreichen. Dies erscheint deshalb sehr vielversprechend, da es für einen erfolgreichen Kampf gegen das heimtückische Virus auch eine Schutzbarriere in den Nasenschleimhäuten braucht.
(1) Plattformtechnologie ist eine Art Baukastenprinzip, bei dem gleiche Grundstrukturen und Technologien (Plattformen) verwendet werden und nur die erregerspezifische Komponente ausgetauscht wird.
(2) Baculoviren sind insektenpathogene Viren, d.h. sie infizieren ausschließlich Wirbellose, wie beispielsweise Insekten. Die genetische Information des Spike-Protein wird in das Baculovirus eingebracht und das Virus infiziert sodann Insektenzellen, die dann das Spike-Protein in großen Mengen herstellen.
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