Der Jesuitenorden wurde 1534 vom Basken Ignatius von Loyola gegründet. Mit rund 17.500 Mönchen weltweit bilden die Jesuiten den größten Orden der Katholischen Kirche. Sie verpflichten sich zu Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam. Heute sind sie weltweit gut organisiert und bestens vernetzt. Papst Franziskus (Jorge Mario Bergoglio) ist Jesuit. In Österreich leben und arbeiten etwa 90 Jesuiten. Standorte des Jesuitenordens (auch als "Gesellschaft Jesu" bezeichnet) sind Wien, Graz, Innsbruck, Linz, Steyr und Sankt Andrä im Lavanttal. Als wichtigsten Aufgabenbereicht sehen die Jesuiten die Ausübung und Vermittlung von Spiritualität. Dazu gehören Pfarrbetreuung, das Abhalten von Gottesdiensten, Betreuung von Seelsorgskirchen und Jugendzentren, Exerzitien (also geistliche Übungen), geistliche Begleitung, Lehrtätigkeit, Seelsorge, Betrieb und Führung von spirituellen Begegnungsplätzen (z.B. das Kardinal König Haus im 13. Bezirk von Wien; gemeinsam mit der Caritas Wien), spirituelle Fortbildung sowie spirituelle Weiterbildung.
Ein wichtiger Bereich ist auch das sogenannte Sozialapostolat, also der Einsatz für Menschen in Not und Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Ein bemerkenswertes Anliegen der österreichischen Jesuiten ist auch angestrebte Dialog zwischen Kirche und Gegenwartskunst in Form von Präsentationen und Ausstellungen. Ein Symbol für die Zuwendung der Jesuiten zur Moderne war der 1968 fertiggestellte Bau der Konzilsgedächtniskirche Lainz Speising (1130 Wien, Kardinal-König-Platz 1). Das hier stattfindende Wirken der Jesuiten beeinflusste die Entwicklung der österreichischen Gesellschaft im Allgemeinen sowie jene der Österreichischen Katholischen Kirche im Speziellen. Zeitschriften der Jesuiten in Österreich: "Jesuiten – Mitteilungen der österreichischen Jesuiten", "Menschen für andere – Das Magazin der Jesuitenmission" sowie die "Zeitschrift für Katholische Theologie". Homepage der Jesuiten: www.jesuiten.at.
Unrühmliche Episoden aus der Geschichte der Jesuiten sind die mangelnde Abgrenzung zu totalitären Regimen. Als Bischof von Buenos Aires setzte Jorge Mario Bergoglio (ab 13.03.2013 Papst Franziskus) Initiativen, die zu einem Schuldeingeständnis und einer Entschuldigung durch die Katholische Kirche führten.
Zu den Greueltaten der Machthabenden zur Zeit des Kolonialismus gehörten unter anderem die zwangsweise Wegnahme von Kindern aus Eingeborenenfamilien und deren Umerziehung. 1609 bis 1767 schufen die Jesuiten sogenannte Reduktionen (span. "reducciones"). Intention der Jesuiten war zwar der Schutz der indigenen Bevölkerung vor den Greueltaten der europäischen Einwanderer, andererseits spielten sie damit der Verdrängungspolitik der Kolonialisten in die Hände. Das mag der Grund dafür gewesen sein, dass das damalige Spanien diesen Jesuitenreduktionen Unabhängigkeit zugestand, was der Errichtung eines Jesuitenstaates gleichkam. Auch in anderen Kolonialgebieten ließen sich Jesuiten bewusst oder unbewusst vor den Karren europäischen, später dann nordamerikanischen Vorherrschaftsdenkens spannen.
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