Juden, Christen und Muslime glauben an denselben Gott (jüdisch Jahwe [innerhalb des Judentums JHWH geschrieben], arabisch Allah). Einige Vorstellungen, was Gott ist, was er will, kann und mit uns Menschen vor hat, gehen auseinander. Die grundlegenden Verbindlichkeiten aber überwiegen. Dazu gehört der Glaube, dass er der Schöpfer der Welt ist (siehe auch Stichwort Schöpfungsgeschichte / Erschaffung der Welt), dass er die Freiheit des Menschen will (uns aus jeglichem Sklavenhaus herausführt), dass er einer ist, den man um Hilfe anrufen und im Glück lobpreisen kann; weiters der Glaube an die Sinnhaftigkeit von Gottesdienst, die Pflicht zu karitativem Handeln gegenüber den Mitmenschen und der Glaube an ein Seelenleben nach dem Tod. Warum die geistlichen Oberhäupter und die gutgesinnten Gläubigen dieser drei Weltreligionen es zulassen, dass PolitikerInnen den jeweiligen Glauben missbrauchen, um die eigene Macht zu vermehren, und sich daran nach wie vor blutrünstigste Konflikte entzünden, zählt zu den permanenten Unverständlichkeiten der vergangenen Jahrhunderte und der Gegenwart.
Foto © Andreas Hollinek
Und so grenzte es an ein kleines Wunder, dass Papst Franziskus den israelischen Präsidenten Schimon Peres und den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas dazu bewegen konnte, zu Pfingsten 2014 gemeinsam für den Frieden im Nahen Osten zu beten. Sein Schlussplädoyer damals war: "So möge nun der Friede triumphieren und mögen die Wörter 'Teilung', 'Hass' und 'Krieg' aus den Herzen eines jeden Mannes und einer jeden Frau verbannt werden. Gott, vertreibe die Gewalttätigkeit unserer Zungen und Hände! Erneuere unsere Herzen und unseren Sinn, damit das uns allezeit vereinende Wort 'Bruder" sein möge, und unser Lebensweg immerzu: Shalom, Friede, Salaam! Amen."
Es wäre längst an der Zeit, dass auch die ReligionsführerInnen in der Welt ihre Brücken bauen und einträchtig der Sehnsucht nach Gott nachgehen. Vielleicht wird es einmal ein Zeit geben, in der es keine Tempel, Kirchen und Moscheen mehr gibt, sondern nur noch Gotteshäuser, in die Gläubige aller Glaubensrichtungen Zutritt haben, weise Schriften lesen und darüber wohlgesonnen diskutieren, Beten, Meditieren, Begegnungen suchen und sich darüber Gedanken machen, wie das Zusammenleben von Menschen am besten funktionieren kann. Arabische Inschrift auf einer Säule der christlichen Kirche " Santa Maria dell' Ammiraglio" ("Admiralskirche"; auch "La Martorana" genannt) in Palermo, Sizilien: "Es gibt keine [andere] Gottheit, außer Gott!"
Manchen Menschen ist es ein Bedürfnis oder ein Anliegen, einen Beweis für die Existenz Gottes zu finden. Glaube basiert aber seiner Wesen und seiner Wortbestimmung nach nicht auf Basis von Beweisbarem. Der Pater Boris Repschinski (ein Jesuit) schreibt in "JESUITEN – Mitteilungen der Österreichischen Jesuiten", Nr. 4, vom Dezember 2010: "Wir können uns nicht vorstellen, was vor dem Urknall war, oder wie unser Universum aus dem Urknall entstanden ist. Aber wenn man dann einfach sagt, da war Gott, dann ist dies an Fundamentalismus grenzende Naivität. Gott ist nicht einfach das letzte Glied in einer Kette von Ursachen. Man kann Gott nicht dadurch 'beweisen', dass man auf von Naturwissenschaft nicht erklärbare Phänomene zeigt. [...] Die Aufgabe der Theologie ist vielmehr die Frage nach der Art und Weise, wie der Glaube an Gott und das Reden von Erlösung und Gnade in unserer Welt überhaupt Sinn macht."
Eine schöne Sammlung, wie Gott (auch und möglicherweise) ist, überlieferte Abu Hurairah. Jenem / jener, der sie alle aus dem Gedächtnis aufsagen kann, ist das Paradies versprochen. Anmerkung: Bezüglich der korrekten, treffenden und im ursprünglichen Sinn gemeinten Übersetzung gibt es starke Unterschiedlichkeiten. Gerne nehmen wir Ihre diesbezüglichen Verbesserungsvorschlag an (bitte E-Mail an hollinek@50plus.at).
Frau Brigitte Gadnik-Jiskra schrieb uns am 11.06.2012 eine E-Mail zu obenstehendem Beitrag:
"Auf der Suche der Beschreibung des Wortes Jahwe bin ich zufällig auf Ihre Seite gestoßen. Ebenso wie Sie, finde ich es auch sehr bedenklich, dass die PolitikerInnen dieser Welt in keiner Weise die ursprünglichsten Grundregeln der Nächstenliebe praktizieren. Die unendliche Gier und der Narzissmus sind prägend für unsere Epoche. Die Grundregel, die in allen Religionen der wesentlichste Leitsatz ist: 'Behandle deinen Nächsten so, wie du selbst behandelt werden möchtest.' – Dazu möchte ich bemerken, dass ich keiner Religionsgemeinschaft angehöre.
Die lange Liste auf Ihrer Seite zur Wortfindung Gottes hat mich nachdenklich gestimmt. Alle Namensvorschläge haben einen männlichen Artikel! Wenn ich mit dem Göttlichen kommuniziere, so fällt es mir aufgrund meiner (leider) katholischen Erziehung immer noch schwer, den alten, bärtigen Mann zu verdrängen, dem ich mich niemals anvertrauen würde. Für mich hat Gott weibliche Wesenszüge wie: die Geborgenheit, die Mutterliebe, das Verständnis, die Vergebung, die Geduld, die Güte usw.
Der männliche Gott auf unseren Kirchenfresken steht als Symbol der Überheblichkeit, der Strafe, der Zurechtweisung, der Verstoßung, der Verdammnis, der Angsteinflößung, der Macht – und dies ganz bewusst – um uns klein und demütig zu halten um uns von den Herrschenden noch besser unterdrücken zu lassen. Diese Gottesdarstellung rührt noch aus einer Zeit, in der die Kirche und der Staat gemeinsam über das Volk regierten. Und dies wird ohne zu hinterfragen bis zum heutigen Tag unreflektiert übernommen. Wir stecken noch im Mittelalter.
Mein Gott hätte einen Namen wie zum Beispiel die Beschützung, die Liebe, die Geborgenheit, die Kraft ...
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