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Zecken / Zeckenbiss / Zeckenstich

Zecken (Ixodes ricinus; Gemeiner Holzbock) zählen zu den Spinnentieren. Die Weibchen sind mit 4 Millimeter Körperlänge etwa doppelt so land wie die Männchen. Mit Blut vollgesaugt können sie bis 1,5 Zentimeter lang werden. Zecken sind Träger einer großen Anzahl von Krankheitserregern, die beim Menschen zum Teil schwere Erkrankungen auslösen können. Sie leben vor allem im dichten Gras, Büschen und Unterholz bis etwa 1,50 Meter Höhe. Um sich zu vermehren, benötigen sie in allen ihren drei Entwicklungsstadien (Larve, Nymphe und erwachsene Zecke) eine Blutmahlzeit.

Um den Saugvorgang von Blut nicht zu behindern, sondern festgebissene Zecken ein Enzym in die Einstichstelle ab, das die Blutgerinnung hemmt. Dabei können Krankheitserreger mit übertragen werden, die beim Menschen die gefürchtete sowie auslösen können. Weitere Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden können: Babesiose, Rickettsiose, Ehrlichiose bzw. Neoehrlichiose, Tularämie (Hasenpest), Q-Fieber, Anaplasmose und andere.

Um zu überleben, benötigen Zecken Wärme und eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Dies erklärt, warum sie vor allem im Frühling und im Frühsommer aktiver sind als im Hochsommer. Je nach Witterung, werden sie aber immer öfter auch im Herbst aktiv.

Zeckenstudie der Medizinischen Universität Wien

In einer aktuellen Studie von Anna-Margarita Schötta vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie und Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der Medizinischen Universitätsklinik Wien ("MedUni Wien") wurden die unterschiedlichen Pathogene der Zecken österreichweit erstmals erhoben. Das zentrale Ergebnis: Rund 30 Prozent aller Zecken in Österreich sind mit Borrelien infiziert – und damit mehr als bisher vermutet –, rund 16 Prozent mit Rickettsien und 4 Prozent mit dem Bakterium "Candidatus Neoehrlichia mikurensis". Insgesamt wurden 554 Zecken von Wien bis Vorarlberg analysiert.

ist eine der weltweit häufigsten Zecken-Infektionskrankheiten. In Österreich gibt es rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Die Borrelien werden beim Stich (umgangssprachlich Biss) durch die Zecke auf den Menschen übertragen. Wirksame Behandlungen mit Antibiotika greifen am besten möglichst frühzeitig nach Ausbruch der Erkrankung. Wird die bakterielle Infektion nicht rechtzeitig erkannt, kann sie zu schweren Erkrankungen wie Gelenksentzündungen, schmerzhaften Infektionen der Nervenwurzeln, Gehirnhautentzündung und Lähmungen führen.

Das Resultat der Studie zeigt, dass Zecken in Vorarlberg – es wurden jeweils zwei bis fünf Orte im Bundesland getestet – am häufigsten mit Borrelien infiziert sind (33,9 Prozent), gefolgt von Oberösterreich (28,3 Prozent) und Tirol (27,9 Prozent). Am niedrigsten ist das Risiko in Niederösterreich, hier ist nur etwa jede fünfte Zecke ein möglicher Überträger. Rickettsien (Bakterien, die unter anderem Fleckfieber auslösen können) waren vorwiegend in Zecken im Raum Wien nachzuweisen, etwa jede zweite Zecke ist hier damit infiziert, dahinter liegen Kärnten (23,8 Prozent) und Niederösterreich (18,8 Prozent). Auch bei Candidatus Neoehrlichia mikurensis (Auslöser der Infektionserkrankung Neoehrlichiose) waren die Zecken in Wien und Tirol mit knapp über 8 Prozent am häufigsten betroffen.

Borreliose: Zur Untersuchung mit der Zecke kommen!

Wichtig ist die Früherkennung der Infektion: Daher bitten die ImmunologInnen des Instituts für Hygiene der MedUni Wien, sobald wie möglich nach einem Zeckenstich zur Untersuchung ans Institut zu kommen, um – wenn wirklich eine Infektion vorliegt – sofort die bestmögliche Behandlung zu starten. Den "gemeinen Holzbock", wie die Zecke auch genannt wird, soll man auf jeden Fall mitbringen, um diesen auf die unterschiedlichsten Krankheitserreger untersuchen zu können.

Die Zecken-Saison 2017 hat bereits begonnen: Betroffen sind vor allem Wanderer und Spaziergeher im Wald, aber auch alle anderen Menschen, die der Frühling ins Freie lockt. Hat sich ein Tierchen festgesaugt, soll man die Zecke mit einer Pinzette so nah wie möglich an der Haut fassen und unter gleichmäßigem Zug herausziehen. Die Zecke soll in einem kleinen gut verschlossenen Behältnis bis zum baldigen Ambulanz-Besuch aufbewahrt werden. Falls sich die Zecke nicht so leicht entfernen lässt besteht kein Grund zur Panik, sagen die ExpertInnen, und schon gar kein Grund, eine Notfall-Ambulanz aufzusuchen. Am nächsten Tag kann die Zecke in der Zecken-Ambulanz entfernt werden. Siehe auch (Button rechts: "Zeckenstich-Studie TeilnehmerInnen gesucht!").

"Nicht jeder Zeckenstich muss zu einer Erkrankung führen und nicht jeder positive Borrelien-Test bedeutet eine Erkrankung. Das ist das Tückische", sagt Gerold Stanek, einer der Pioniere der Borrelienforschung in Wien. Die MedUni-Wien-ForscherInnen sind aktuell an der Entwicklung eines Früherkennungstests im Rahmen des EU-Projekts "ID-Lyme" beteiligt, der es möglich machen wird, früher als bisher eine aktuelle Infektion erkennen zu können und gleichzeitig verhindern wird, dass gesunde Personen mit Borrelien-Antikörpern im Blut unnötig mit Antibiotika behandelt werden.

Achtung: FSME-Impfung schützt nicht vor Borreliose!

"Ein aufrechter Impfschutz gegen FSME schützt nicht vor ", betont Hannes Stockinger, Leiter des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie sowie des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien und klärt damit einen vielfach verbreiteten Irrtum auf. Gegen die bei uns auftretende Art der Borreliose gibt es leider immer noch keine Impfung.

Antibiotika-Gel nach Zeckenstich

Ein Antibiotika-Gel auf Basis von Azithromycin, einem Antibiotikum mit antibakteriellen Eigenschaften, hilft dabei, nach einem Zeckenstich die Entwicklung einer Lyme-Borreliose zu verhindern. Das ist das Ergebnis einer multizentralen internationalen Studie, an der die MedUni Wien mit der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie maßgeblich beteiligt war. Die Studie wurde nun im renommierten Wissenschafts-Journal "The Lancet Infectious Diseases" veröffentlicht.

An der Phase II/III-Studie, der für den möglichen klinischen Einsatz nun noch eine Belegstudie folgen muss, waren aus Österreich neben der Medizinischen Universität Wien u.a. auch die Medizinische Universität Graz (Abteilung für Dermatologie), die Medizinische Universität Innsbruck (Abteilung für Dermatologie und Venerologie), das Elisabethinen-Krankenhaus in Linz sowie das Zentrum für Reisemedizin in St. Pölten beteiligt, weitere Partner kommen aus Deutschland (Berlin, Würzburg) und der Schweiz (Zürich). Das Antibiotika-Gel wurde vom Schweizer Unternehmen Ixodes AG entwickelt.

Insgesamt wurden 1000 PatientInnen mit einem frischen Zeckenbiss innerhalb von 72 Stunden nach erfolgtem Biss mit dem Antibiotika-Gel behandelt. Jilma: "Keiner der Probanden entwickelte eine Lyme-Borreliose." In der Kontrollgruppe, die ein Placebo erhielt, kam es hingegen zu 7 Borreliose-Fällen. Der Vorteil des Gels: Es ist nebenwirkungsfrei und könnte, so die vielversprechenden Ergebnisse, daher auch bei Kindern eingesetzt werden. Die Therapie ist zudem ganz einfach: Drei Tage lang muss das Gel alle 12 Stunden aufgetragen werden. "Dadurch werden die Borrelien abgetötet", erklärt Jilma.

In Österreich gibt es pro Jahr rund 24.000 Fälle von Lyme Borreliose, in Westeuropa sind es über 200.000 neue Infektionen mit der weltweit häufigsten Zecken-Infektionskrankheit. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann die Infektion die Gelenke, das Herz und das Nervensystem des Menschen angreifen und schwere Komplikationen verursachen. Bis zu 5 Prozent aller Zeckenbisse führen zu einer Lyme-Borreliose, rund 20 Prozent der Zecken sind infiziert.

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