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Calvary / Cerro Calvary

Der Calvary bzw. Cerro Calvary gilt für viele Menschen als ein heiliger Berg. Er befindet sich am Ufer des Titicacasees, im peruanisch-bolivianisches Hochland. Höhe: etwa 4000 Meter. Schon lange bevor die Inkas im 15. Jahrhundert ihr gewaltiges Reich errichteten, das sich über Tausende von Kilometern im Bereich der Anden erstreckte, war dieser Berg auf der Halbinsel Copacabana ein bedeutendes Pilgerzentrum an den Ufern des Titicacasees.

Auch heute noch kommen jahraus jahrein zahllose Pilger aus , und anderen südamerikanischen Ländern, um den aus rötlichem Gestein bestehenden Berg zu erklimmen und an jeder der Kreuzwegstationen, die den Leidensweg Christi symbolisieren, ihre Gebete zu verrichten. Wie anderswo auch gibt es hier Pilger, die den Weg auf ihren Knien zurücklegen, um ein Gelübde zu erfüllen.

Vom Gipfel des Berges erblickt man die beiden Hälften des Titicacasees, den nordöstlichen Teil, den "Großen See" und den südöstlichen oder "Kleinen See", die von der Halbinsel Copacabana getrennt werden. Copacabana heißt wörtlich soviel wie "der Ort, wo man den blauen Stein sieht". Bevor die Inkas dieses Gebiet ihrem Reich einverleibten, herrschten hier die Collas, die in einem katzenähnlichen Stein ihre wichtigste Gottheit verkörpert sahen, der sich auf einer Insel in der Nähe der Copacabana befand. Sie nannten diesen Stein Titicaca (titi = Katze, caca = großer Stein) und danach auch den See. Von dem Franziskaner Julio Maria Elias erfahren wir, dass man an diesem Stein der Gottheit bereits in vorinkaischer Zeit Menschen- und Tieropfer dargebracht habe.

Als die Inkas hier die Herrschaft übernahmen, bauten sie den Katzensteinkult in ihren Sonnenkult ein und überzogen den Stein mit Goldfolie, wodurch er gleichsam zum Spiegel des Sonnengottes wurde. Die Inka-Herrscher glaubten ja, von Inti, dem Sonnengott, abzustammen und sahen sich daher als seine obersten Vertreter in ihrem Reich. Der Sonnenkult wurde unter ihnen zur Staatsreligion erhoben und der Titicacasee zu einem ihrer wichtigsten kultischen Zentren.

Auch das Christentum überlagerte den uralten Kult und behielt den Berg als Wallfahrtsstätte bei. Lediglich die Symbole wurden ausgetauscht. So steht heute am Gipfel eine goldene Marienstatue, von der die Pilger erwarten, dass ihre Bitten erhört werden. Nach den Verkaufsläden am Gipfel des Berges und ihrer feilgebotenen Ware zu schließen, sind es durchaus irdische Wünsche, die an die "Kleine Mutter", die Jungfrau von Copacabana herangetragen werden. Autos, Häuser, Fernsehgeräte in Miniaturausgaben, alles aus billigem Plastik gefertigt, sollen von der Jungfrau gesegnet werden, damit sie für den Wünschenden Realität werden.

So pilgern die Menschen auch nach Tausenden von Jahren zu dem heiligen Ort. Nur werden heute keine Tier- oder Menschenopfer mehr dargebracht, um von der Gottheit Fruchtbarkeit für die Felder zu erflehen. Es ist keine Bitte, die der Allgemeinheit zugute kommt, sondern eine um persönliches Wohlergehen.

Quelle: Manuskript K. Gratzl, ", Verlag Brüder Hollinek, Purkersdorf.

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