Einer der schönsten und längsten Radwege Mitteleuropas verläuft entlang der Drau von deren Quelle in Italien über Osttirol und Kärnten nach Slowenien und weiter nach Kroatien. Fährt man ihn zur Gänze, kommt man durch vier Länder, hört vier verschiedene Sprachen und bekommt Eindrücke aus vier unterschiedlichen Kulturräumen. Es zahlt sich aus, dass man ihn mit allen Sinnen genießt – zehn Tage wären eine optimale Zeitspanne.
Foto © Andreas Hollinek
Die Gesamtlänge des Flusses beträgt 710 Kilometer, die des Radweges 510 Kilometer. Die Strecke verläuft durch vier Länder. Ein kleiner Abschnitt befindet sich in Italien, die anderen Teilabschnitte in Österreich, Slowenien und Kroatien (wo der Weg allerdings noch nicht vollständig ausgebaut und gekennzeichnet ist). Gesamtgefälle: 1214 Meter (in Toblach, Italien) auf 85 Meter (in Osijek, Kroatien).
Zehn Tage lang die Drau auf ihrem Weg zur Donau begleiten, heißt mitzuerleben, wie der Fluss seine Farbe ändert, sein Tempo, seinen Duft und seine Kulisse. Es heißt mitzubekommen, wie die Sprache sich wandelt, wie die Architektur sich den örtlichen Gegebenheiten anpasst, wie die Namen der Familien wechseln und die Kirchlein zuerst Zwiebeltürme, dann Spitztürme und dann Schindeldächer haben.
Den Beginn macht die Radstrecke am Toblacher Feld in Italien. Dieser Streckenabschnitt ist dank seiner Breite und seines Gefälles sehr gut für Familien mit kleinen Kindern geeignet. Hier schlängelt sich die Route vom Toblacher Feld in Südtirol bis an die kroatisch-slowenische Grenze bei Varaždin bzw. Legrad. Danach geht es über die Grenze nach Kärnten.
In Kärnten misst die Streckenlänge des Drauradweges 222 Kilometer – einheitlich beschildert, bestens ausgebaut (Asphalt, Feinschotterbelag) und größtenteils entlang des Kärntner Hauptflusses Drau und inmitten einer abwechslungsreichen Berg-Badeseen-Landschaft. Beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) wird der Drauradweg (Abschnitt Toblach bis Lavamünd) seit 2016 als 5-Sterne-Qualitätsradtour geführt.
Zwar lässt sich die Tour durch Österreichs südlichstes Bundesland locker in vier Tagen bewältigen, doch dann würde keine Zeit für die vielen Besonderheiten entlang des Weges bleiben. Hier warten nämlich nicht nur unzählige Möglichkeiten, Land und Leute kennenzulernen, hier gibt es auch mehr als 50 zertifizierte Drauradweg Wirte, die mit Spezialitäten aus der Kärntner Alpen-Adria-Küche verwöhnen. Außerdem bieten sie Unterkunft (auch für eine Nacht) und Akku-Aufladestationen für E-Bikes, sichere Radabstellplätze und Trockenmöglichkeiten für nasse Kleidung. Wer nicht den ganzen Drauradweg auf dem Rad zurücklegen möchte, nutzt den Zug, das Schiff oder den Drauradwegbus. Auf Wunsch kann auch ein Gepäcktransport organisiert werden.
Von Oberdrauburg lohnt sich ein Abstecher ins Kräuterdorf Irschen am Fuße der Kreuzeckgruppe – ein verborgenes Naturjuwel, das man sehen, hören, riechen und schmecken sollte. Begleitet von den bewaldeten Hängen der Gailtaler Alpen mit ihren markanten Felsgipfeln geht es weiter Richtung Spittal an der Drau. Das imposante Renaissanceschloss Porcia im Zentrum der Bezirksstadt zählt zu den bedeutendsten historischen Bauten der Region Millstätter See.
Nach 40 "lockeren" Kilometern entlang der Drau ist Villach erreicht. Die Stadt liegt nahe der slowenischen und italienischen Grenze und wartet mit unzähligen Ausflugsmöglichkeiten für jeden Geschmack und jedes Alter auf. In der KärntenTherme in Warmbad Villach können müde Waden im warmen Thermalwasser gelockert werden. Die Burgruine Landskron über dem Ossiacher See ist mit der Adlerflugschau und dem Affenberg ein attraktiver Ausflugstipp vor allem für Familien. Wer einen herrlichen Blick auf Kärnten genießen möchte, kann den Gipfel der 2000 Meter hohen Gerlitzen Alpe bequem mit der Kanzelbahn erreichen. Einen würdigen Abschluss für die Radetappe bildet eine Schifffahrt am Ossiacher See oder auf der Drau.
Die Route zwischen Villach und Völkermarkt zählt zu den abwechslungsreichsten des gesamten Drauradweges. Ausflüge zu den nahegelegenen, bis zu 28 Grad warmen Badeseen – Wörthersee, Faaker See oder Klopeiner See – lohnen besonders und sind für einen Sprung ins Nass genau das Richtige. Zum Eintauchen in die Kärntner Geschichte empfiehlt sich Frög nahe Rosegg, eine sehenswerte Fundstelle von hallstattzeitlichen Gräbern. Bei der Weiterfahrt durchs Rosental führt der Weg größtenteils auf gut befahrbaren Dammwegen. Ein weiterer Höhepunkt am Weg: Ferlach, Büchsenmacherstadt mit Weltruf.
Die Drau-Auen mit vielfältiger Fauna, atemberaubende Blicke auf die Karawanken, Völkermarkt mit seinem Stadtmuseum oder die höchste Eisenbahnbrücke Europas. Das sind nur einige Eindrücke, die man am Drauradweg in Südkärnten sammeln kann. Die Region rund um Österreichs wärmsten See, den Klopeiner See, setzt seit Jahren auf das Thema Rad und so können hier Genussradler und Biker die besten Bedingungen für einen abwechslungsreichen und erholsamen Aktivurlaub in der Natur finden. Das besonders gut ausgebaute Radwegenetz kann individuell aber auch mit einem Radguide erkundet werden.
Lust etwas Neues zu erleben? Vom Fluss auf den Berg zu fahren? Der Petzen Flow Country Trail mit seinen zehn Kilometern Länge und 1000 Höhenmetern gehört zu den spektakulärsten Bike-Trails in Europa. Wer zusätzliche Ausrüstung braucht, kann diese direkt an der Talstation der Petzen Bahn ausleihen.
Von der österreichischen Grenze in Lavamünd erreicht man Maribor in etwa ein bis zwei Tagesetappen. Von der Hauptstadt der slowenischen Steiermark führt die letzte Etappe des Drauradweges nach Varaždin in Kroatien. Slowenien wie auch Kroatien arbeiten intensiv am qualitativen Ausbau des Radweges, im Jahr 2021 sollte der Drauradweg durchgängig von Dravograd in Slowenien bis zur Einmündung der Mur in die Drau bei Legrad befahrbar sein.
Seit 2018 verfügt Kärnten über ein absolutes Alleinstellungsmerkmal: Nirgendwo sonst gibt es ein derartig großes und regionsübergreifendes Radverleihsystem wie in Österreichs südlichstem Bundesland. Motto: Überall ausleihen, überall zurückgeben! Gemeinsam mit der Firma Papin und den Kärntner Tourismusregionen wurden flächendeckend an die 50 Verleihstationen für sämtliche Radarten (MTB, Citybike, Kinderrad, e-Bikes etc.) installiert. Alle Räder sind online buchbar, auch Gruppen können ihre Räder problemlos über dieses Portal reservieren. Um den Rücktransport des Rades kümmert sich die Firma Papin. Buchungsmöglichkeit über die Website www.kaernten-rent-ebike.at.
Auf www.touren.kaernten.at steht ein persönlicher Kärnten Tourenplaner zur Verfügung. Die Touren werden auf interaktiven Karten, Luftbildern oder in 3D dargestellt und geben eine ausgezeichnete, individuelle Planungshilfe für Urlaubs- und Freizeitaktivitäten in Kärnten. Auf Wunsch können die gewünschten Touren auch selektiert und als Tourenblatt ausgedruckt werden. Außerdem gibt es ein neues, informatives App zum Drauradweg.
Tipp: Für viele Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Radwegnähe ist die Kärnten Card ein gerne verwendeter Toröffner. Sie gilt von April bis Oktober für mehr als 100 Ausflugsziele in Kärnten. Info auf www.kaerntencard.at.
Das Amt für Tourismus Maribor-Pohorje initiierte 2016 die Drauradweg-Partnerschaft, die sämtliche Gemeinden entlang der Strecke einbindet und die Basis für gemeinsame Marketing-Aktivitäten liefert. Die viersprachige Webseite www.dravabike.si wurde erstellt, das Logo vereinheitlicht, die Karten erarbeitet, die touristischen Anbieter ins Boot geholt und die Förderungen beantragt. Im Jahr 2018 wurde eine ganz neue Strecke von Maribor bis nach Ptuj eröffnet und für 2019 ist der Ausbau neuer Teile geplant.
Foto © Andreas Hollinek
Die ersten Kilometer des Radweges sind sehr interessant, weil es meistens bergab geht. Gleich nach der österreichischen Grenze empfängt Slowenien die Biker mit einem munteren Auf und Ab. Anstiege und Abfahrten wechseln sich ab und weil es in Hanglage dahingeht, zeigt sich die Drau aus einer besonders schönen Perspektive.
Gefahren wird meist auf wenig frequentierten Straßen, manchmal auch auf Rad- bzw. Güterwegen. Wegen der unterschiedlichen Fahrbahnbeschaffenheit und dem anspruchsvollen Anstieg zwischen Podvelka und Lovrenc, eignet sich dieser Teil eher nur für gut trainierte Biker mit Trekkingrädern oder Mountainbikes. Der Anstieg Lovrenc pri Pohorju kann aber auch vermieden werden, indem man zwischen Podvelka und Fala den Zug nimmt.
Beim Wasserkraftwerk Fala, dem älteste an der Drau, wird der Fluss überquert. Danach geht es entlang des Apfelweges (Jabolčna pot) bis nach Ruše und weiter durch Bezeno, Bistrica ob Dravi, Laznica und Limbuš, vorbei an der einzigartigen Flussinsel, bis nach Maribor, Sloweniens zweitgrößter Stadt.
Im Anschluss folgen einige kurze und einfache Anstiege mit Abfahrten durch das Hügelland von Slovenske Gorice. Bald schon ist Ptuj, die älteste Stadt Sloweniens, erreicht. Nach Ptuj folgt der Weg dem See Ptujsko jezero und schlängelt sich durch Zabovce, Nova vas bei Markovci und Stojnci. Höhepunkt und Schluss der slowenischen Strecke ist Ormož, die Heimat fruchtiger Weißweine.
In Središče ob Dravi wird die Grenze nach Kroatien passiert. Bald danach erreicht man Varaždin, die schön erhaltene Operetten-Stadt. Der letzte Abschnitt der Tour verläuft entlang des Sees Varaždinsko jezero, durchquert malerische Dörfer und erreicht schließlich den See Dubravsko jezero. Weiter geht es durch Prelog Richtung Donja Dubrava, wo die Strecke wieder dem Drauufer folgt. Nochmals wird der Fluss überquert und danach geht die Fahrt weiter Richtung Legrad, wo sie am Zusammenfluss von Mur und Drau endet.
Der Drauradweg ist durchgehend beschildert. In Österreich ist die Beschilderung grün, in Slowenien rot und in Kroatien blau. Das Logo ist einheitlich, in Österreich und Kroatien ist der Drauradweg als R1 markiert. In Slowenien wird das Logo "Drava Bike" verwendet.
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