Die Vorsteherdrüse des Menschen (in der medizinischen Fachsprache Prostata genannt) setzt ein spezielles, mit einem Zuckeranteil versehenes Eiweiß frei, welches als prostataspezifisches Antigen (PSA) bezeichnet wird und vor allem im in der Samenflüssigkeit, aber auch im Blutserum vorhanden ist. Man kann es im Blutlabor nachweisen. Dabei wird der sogenannte PSA-Wert erhoben (prostataspezifisches Antigen). Er ist der wichtigste Marker, der zur Diagnose eines sich eventuell entwickelnden Prostatakarzinoms (Prostatakrebs) herangezogen wird. Zu schonenden Diagnose- und Therapiemöglichkeiten siehe auch das Stichwort Prostata Therapie bzw. Operation.
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Als "normal" gelten folgende Werte:
Bei den jährlichen Vorsorgeuntersuchungen sollte man immer auch den PSA-Wert erheben lassen. Anlass für weitere Abklärung (nochmalige PSA-Kontrolle in 4 bis 6 Wochen, Ultraschall, eventuell Biopsie) geben folgende Werte: jeder Gesamt-PSA-Wert größer oder gleich 4 ng/ml, PSA-Werte zwischen 3 und 3,9 ng/ml, in Kombination mit folgendem Quotienten: Freies PSA / Gesamt-PSA kleiner oder gleich 12 Prozent. Werte darunter werden, je nach deren Höhe, bzw. begleitendem Quotienten, alle 1 bis 3 Jahre kontrolliert. 36 Stunden vor der Blutabnahme sollten Geschlechtsverkehr und Sport (z.B. Fahrrad fahren) vermieden werden, auch wird die Abnahme stets vor der rektalen Austastung durchgeführt, da diese Vorgänge zu einer erhöhten PSA-Sekretion der Prostata und somit zu einem "falsch hohen" Ergebnis führen können.
Zusätzlich zur rektalen Untersuchung und Tastung der Prostata mit dem Finger, hat das PSA eine große Bedeutung beim Screening beschwerdefreier Männer auf das mögliche Vorhandensein eines Prostatakarzinoms. Jährliche Vorsorgeuntersuchungen werden ab dem 45. Lebensjahr empfohlen, sofern nicht zusätzliche Risikofaktoren vorliegen. PSA wird aber auch bei bereits diagnostizierter Tumorerkrankung als Parameter für deren Ausmaß sowie als Therapie- und Verlaufskontrolle eingesetzt.
Ein erhöhter PSA-Wert bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Krebs vorhanden ist. Etwa 8 Prozent der Männer zwischen 50 und 75 Jahren zeigen einen (meist mäßig) erhöhten PSA-Wert (zwischen 4 und 8 ng/ml). In der überwiegenden Zahl der Fälle (etwa 75 Prozent) ist dies nicht auf Krebs zurückzuführen, da auch gutartige Erkrankungen der Prostata, wie Hyperplasie, Prostataentzündung oder Prostatainfarkt, zu einem PSA-Anstieg führen können.
Ein erhöhter PSA-Wert ist demnach Anlass für eine weiterführende Begutachtung und Kontrolle, sollte aber nicht zur unnötigen Beunruhigung des Patienten führen. Zwar kann ein Tumorgeschehen zur PSA-Erhöhung führen, viel öfter sind jedoch gutartige Erkrankungen dafür verantwortlich!
Um im Zusammenhang mit erhöhten PSA-Werten Diagnosesicherheit zu erlangen (so ist z.B. die Abgrenzung eines frühen Krebsstadiums gegen die gutartige Prostatahyperplasie oft schwierig), werden zusätzliche Untersuchungen durchgeführt, wie z.B. spezielle weiterführende Labortests, Beurteilung der PSA-Werte in ihrem Verlauf, Ultraschall oder die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Prostata (Biopsie; bezüglich Biopsieindikation werden PSA-Werte altersabhängig unterschiedlich beurteilt).
Der wunde Punkt eines PSA-Tests ist, dass ein erhöhter PSA-Wert nicht immer ein Hinweis auf ein gesteigertes Risiko für Prostatakrebs oder gar das Vorhandensein eines Karzinoms ist. Dennoch erfolgte bisher bei einem hohen PSA-Wert eine Therapie, die häufig mit hohen Risiken einherging (z.B. Inkontinenz oder Probleme mit der Erektion). Aus diesem Grund wurde vom Team rund um Prof. Dr. Shahrokh Shariat (Leiter der Universitätsklinik für Urologie der Medizinischen Universität Wien [MedUni Wien] und des Allgemeinen Krankenhauses [AKH] Wien; Mitglied des Comprehensive Cancer Center [CCC] Vienna) ein Programm entwickelt, das sich der Methoden der personalisierten Medizin bedient.
Ist der Patient noch jung und der PSA-Wert nur wenig erhöht, wird er aktiv überwacht, das heißt, regelmäßig nachkontrolliert. Damit werden unnötige Eingriffe verhindert und gleichzeitig sichergestellt, dass eine bösartige Entwicklung des Tumors nicht unentdeckt bleibt. Ist der Wert so erhöht, dass man eine Biopsie in Erwägung ziehen muss, wird der Test innerhalb von längstens 12 Wochen wiederholt, und es werden weitere Biomarker und mathematische Rechenmodelle in die Entscheidungsfindung einbezogen.
Shahrokh Shariat: "Zusätzlich zum PSA-Test erstellen wir mit Hilfe der neuen molekularen Verfahren in der Bildgebung und der Pathologie ein umfassendes biologisches Profil der Zelle. Das macht es uns möglich, im Tumorboard eine genaue Risikovorhersage zu treffen, den Tumor genau zu lokalisieren und seine molekulare Struktur zu bestimmen. Zusätzlich ziehen wir spezielle Rechenmodelle zur Erstellung der Prognose heran." Die ÄrztInnen können mit dieser Methode besser abschätzen, ob eine Behandlung nötig und sinnvoll ist und wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Patient auf eine chirurgische oder medikamentöse Therapie anspricht. Damit können Betroffenen unnötige Behandlungen und eventuell auch Nebenwirkungen erspart werden.
Sollte das Tumorboard doch eine Operation als Therapie der Wahl empfehlen, rät Shariat dringend dazu, die Operation in einem Schwerpunktspital mit hoher Frequenz durchführen zu lassen, da dort das notwendige Know-How der ÄrztInnen, die erforderliche Routine und die entsprechenden Diagnoseverfahren vorhanden sind. Shariat: "In diesen Spitälern gibt es auch die neueste Spezialausrüstung. So verfügen MedUni Wien und AKH Wien beispielsweise über den neuesten Da-Vinci-Roboter, der den Eingriff für die Patienten, die immer im Mittelpunkt stehen, präziser und verträglicher macht."
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