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Prostata / Therapie bzw. Operation

Ist die Prostata vergrößert, versucht man zuerst über Nahrungsergänzungen bzw. einschlägige Medikamente das Wachstum der Prostata zu stoppen bzw. die Prostata wieder zu verkleinern. Gelingt dies nicht bzw. nicht dauerhaft, muss eine Operation als Prostatatherapie in Erwägung gezogen werden. Bei der Therapie von Prostataproblemen hat ein Generationswechsel stattgefunden. Sowohl bei der Diagnose, als auch bei der Therapie haben sich schonende Verfahren durchgesetzt; so z.B. eine neuartige Kombination von Bildgebungsverfahren (MRT + Ultraschall; erstmals in Deutschland eingesetzt an der Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie; zugelassen auch von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA [Food and Drug Administration]).

Dabei handelt es sich um eine fokale, zielgerichtete Therapie, bei der eine Behandlung auf den Tumor selbst beschränkt bleibt, ohne dass die gesamte Prostatadrüse entfernt wird. Damit bleibt dem Patienten die belastende Ungewissheit des tatenlosen Zuwartens erspart. Der Urologe kann den Tumor genau lokalisieren und zielgerichtet mit hochintensiv-fokussiertem Ultraschall behandeln – auch, wenn der Tumorherd noch klein ist.

Die Zeiten, in denen Männer stundenlange Operationen, tagelange Krankenhausaufenthalte und hinterher massive Einschränkungen der Lebensqualität aufgrund von Inkontinenz und Impotenz ertragen haben, sind vorbei. "Das hängt einerseits mit dem gewachsenen Gesundheitsbewusstsein zusammen, andererseits auch mit der Tatsache, dass die Generation 50- oder 60-plus heute aktiv sein möchte in Freizeit und Beruf und nach schonenden Behandlungen und möglichst kurzzeitigen Klinikaufenthalten verlangt", erklärt der Urologe Dr. Thomas Dill von der Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie. Bei Krebserkrankungen an der Prostata setzen die Heidelberger Urologen vor allem auf zwei neue Methoden.

Bevor mit der Therapie begonnen wird, kommt jedoch eine MRT-gesteuerte Stanzbiopsie zum Einsatz. Das Ergebnis der Biopsie bestimmt dann die Vorgangsweise. Die zuständigen Ärzte der Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie haben bereits eine Vielzahl an Patienten schonend über den Damm in Kurznarkose biopsiert. Aufenthaltsdauer an der Klinik: 1 Nacht.

Bei der Irreversiblen Elektroporation (IRE) werden rings um das Behandlungsareal in der Prostata zwei bis sechs Elektroden platziert, zwischen denen ein gepulstes elektrisches Feld aufgebaut wird. Dadurch werden die Zellmembranen durchlässig, und die Zellen sterben ab. Die gesunden Zellen können nachwachsen, und die Organfunktionen bleiben erhalten. Die elektrischen Felder werden lokal eng begrenzt und zielgerichtet ("fokal") auf den Tumor gerichtet. "Es gibt durchaus Gründe, bei einem Prostata-Tumor erst mal nur zuzuwarten, denn der Tumor wächst oft recht langsam", so Thomas Dill. Das setzt den Patienten allerdings nicht selten einer gewissen psychischen Belastung aus; er möchte den Tumor lieber "aktiv" angehen, ohne sich gleich einer "Totaloperation", also einer so genannte Prostatektomie zu unterziehen. Eine "fokale" Therapie kommt diesem Wunsch entgegen, indem der Tumor mit modernsten bildgebenden Verfahren genau lokalisiert und umrissen wird und dann sehr gezielt, fokal, also lokal behandelt wird, ohne die gesamte Prostata zu entfernen.

Ein Novum in Deutschland ist jetzt die Kombination zwischen Magnetresonanztomographie (MRT) und hochintensiv-fokussiertem Ultraschall (HIFU) nach dem Sonablate 500-Prinzip der 3. Generation. Das eigentliche HIFU-Verfahren wurde schon vor mehr als zehn Jahren von dem US-amerikanischen Unternehmen SonaCare Medical entwickelt, aber erst in jüngster Zeit mit dem modernsten aller Bildgebungsverfahren kombiniert, der MRT. Zunächst erstellt der Radiologe in enger Kooperation mit dem behandelnden Urologen eine spezielle MRT-Aufnahme, in der der Tumor sehr genau lokalisiert wird. Diese Daten werden mit einer Ultraschallaufnahme der HIFU-Sonde kombiniert. Die komplette dreidimensionale Aufnahme der Prostata sowie dem verdächtigen Tumorareal wird dann an den Urologen übermittelt, der eine Art Therapieplan erstellt. Er legt fest, welche Punkte die HIFU-Sonde computergesteuert mit ihrem Ultraschall-Brennpunkt durchläuft um so Punkt für Punkt den Tumor zu zerstören.

Dazu wird die Sonde des Sonablate 500 der 3. Generation über den Enddarm in die Nähe der Prostata-Drüse eingeführt. Sie sendet Ultraschall aus, der erst im Tumorareal gebündelt wird und dort die Zellen nachhaltig zerstört. Das umliegende Gewebe wird dabei nicht beeinträchtigt. Diese Sonde ist in der Lage, nicht nur Ultraschallwellen zum Abtöten der Krebszellen auszusenden, sondern auch ein Ultraschallbild zu erstellen, aus dem der Behandlungsfortschritt und -erfolg sofort ersichtlich wird. Der große Vorteil für den Patienten: Er spürt von alle dem nichts und wacht nach der Narkose auf ohne die üblichen Nebeneffekte eines operativen Eingriffs, denn die HIFU-Behandlung verläuft völlig unblutig ohne Schnitt und ohne Naht. Dieses Verfahren über eine stationäre HIFU-Anlage und in Kombination mit vorgeschalteten MRT-Aufnahmen gibt es in Deutschland derzeit nur in der Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie.

TURP, Laser oder PAE?

Helfen einem die Medikament nicht oder nicht mehr ausreichend, empfiehlt der Arzt / die Ärztin als Standardoperationsverfahren eine TURP (Transurethrale Prostataresektion), wobei die Prostata nicht entfernt wird, sondern entlang der Harnröhre nur ein wenig ausgeschält wird, um den Umgebungsdruck auf die Harnröhre zu vermindern. Nachteile für TURP-Patienten: Sie benötigen einen sehr erfahrenen Chirurgen, beim Orgasmus geht das Ejakulat nicht "nach vorne", sondern "nach hinten" (also in die Harnblase; siehe dazu den Beitrag ) ab und müssen mit der Ungewissheit leben, dass der Eingriff im Nachfeld (früher oder später) zu Komplikationen führen könnte, deren gravierendste Inkontinenz und Impotenz sind. Die Operation führt im Normalfall ein Urologe bzw. Androloge durch.

Eine partielle Gewebebefreiung mittels Lasers ist mit weniger Blutverlust verbunden, dafür sind die Erfolgsraten anscheinend weniger gut bzw. nachhaltig als bei der TURP. Bei mittelgroß vergrößerter Prostata kann diese Operationsart jedoch ausreichend gut das Beschwerdebild der betroffenen Männer verbessern.

Experimentell haben Radiologen versucht, mittels Prostata-Arterien-Embolisation die Prostata "auszuhungern". Mittels Kunststoffkügelchen werden die Prostataarterien verstopft. Durch die Minderversorgung an wachstumsanregenden Stoffen entwickelt sich die Prostata auf Normalgröße zurück. Nachteil für PAE-Patienten: Die Operation erfordert Erfahrung und Konzentration (Operationsdauer: 1 bis 2 Stunden). Auch gibt derzeit noch wenig zusammenfassende Studien, die die Effektivität, die Folgen und die Nachhaltigkeit dieser Therapiemethode belegen. Die vorhandenen Ergebnisse lassen aber eher den Schluss zu, dass die PAE keine Alternative zu TURP oder Laser sind.

NanoKnife Operation

Mittels kurzer Hochspannungsimpulse kann mit dem sogenannten "NanoKnife" ein Prostatatumor organerhaltend, rasch und sehr schonend behandelt werden. Dieses revolutionäre neue Verfahren wird im Rahmen einer Studie im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern eingesetzt. "Bei festgestelltem Befall der Prostata mit einem Tumor wird üblicherweise das Organ entfernt oder bestrahlt. Das Mitte Dezember 2015 erstmals in Österreich von uns bei einer Operation eingesetzte Verfahren der Irreversiblen Elektroporation (IRE), kurz NanoKnife genannt, bedeutet nun eine große Verbesserung in gleich mehreren Bereichen. Ein kurzer, sehr schonender Eingriff, keine Operationsnarben und die Erhaltung der Prostata bei gleichzeitiger fokaler Therapie des Tumors", so Primarius Dr. Wolfgang Loidl, Leiter des Prostatazentrums der Barmherzigen Schwestern in Linz. Mittlerweile wurden mehrere Patienten mit der neuen Methode operiert, alle haben den Eingriff sehr gut überstanden.

Das neue Verfahren ist ideal für Patienten mit einem durch Magnetresonanzuntersuchung gut lokalisierbaren, sogenannten Indextumor in der Prostata. Das heißt, dass hier das Hauptgeschehen der Tumorerkrankung liegt. Für junge Patienten ist diese derzeit noch experimentelle Therapie noch nicht einzusetzen. Die Patienten, die bei im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern mit dem NanoKnife behandelt wurden, werden in eine prospektive Studie aufgenommen und lebenslang nachgesorgt.

Bei der neuen Methode werden kurze Hochspannungsimpulse eingesetzt, um Krebszellen effektiv zu zerstören. Die unterschiedlich starken und nur wenige Mikrosekunden langen Impulse öffnen im Anwendungsbereich die Poren der Zellen, was zu deren Absterben führt. "Daher kommt auch der Begriff 'NanoKnife' – die Technik funktioniert wie ein elektronisches Skalpell, das die Zellmembran des Tumors öffnet und diesen dadurch zerstört", erklärt Dr. Loidl. Das Besondere an diesem Therapie-Verfahren ist, dass die Stromstöße sehr kurz sind und es zu keiner Hitzeentwicklung kommt. So bleibt die Zellmatrix des nicht befallenen Gewebes im Behandlungsbereich erhalten und kann sich von selbst regenerieren. Das gesunde Gewebe wächst problemlos nach und sensible Areale der Prostata, wie Blutgefäße und Nerven, werden im höchsten Maße geschont. Die abgestorbenen Krebszellen werden im Rahmen des natürlichen Wachstums durch gesunde Zellen ersetzt.

"Beim Eingriff arbeiten Urologe und Radiologe eng zusammen. Es werden bildgebende Verfahren eingesetzt, sodass die genaue Lage des Tumors dargestellt und die für die Behandlung nötigen Werkzeuge exakt positioniert werden können. Dann werden die nadelähnlichen Sonden, zwischen denen das elektrische Feld aufgebaut wird, um die erkrankten Bereiche der Prostata platziert", umreißt Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Leo Pallwein-Prettner, Geschäftsführender Oberarzt der Diagnostischen und Interventionellen Radiologie bei den Barmherzigen Schwestern die Vorgangsweise.

Die Positionierung geschieht mittels eines so genannten Templates, das fest mit dem Behandlungstisch verbunden ist und ein zielgenaues Einführen der Nadeln erlaubt. Das Template ist vergleichbar mit einer Schablone, die eine hochpräzise Positionierung der IRE-Nadeln möglich macht. Anzahl und Position der Nadeln richten sich nach Größe und Lage des Tumors. Je nach Tumorgröße sind zwischen zwei und sechs Nadeln notwendig. Auch größere Tumore lassen sich behandeln. Sind die Nadeln um den Tumor herum platziert, werden Hochspannungsimpulse ausgelöst, die sich alle 100 bis 1000 Millisekunden wiederholen. Sie bewirken kurzzeitige Ströme in der Größenordnung von rund 50 Ampère. Diese Impulse öffnen die Zellmembranen, indem kleinste Löcher entstehen und dadurch die Zelle abstirbt.

Feldstärke und Impulslänge sind so eingestellt, dass es zu keiner thermischen Wirkung kommt – die Zellen werden also nicht durch Hitze zerstört, sondern durch das elektrische Feld des NanoKnife, das die Zellmembran öffnet. Durch das Verfahren kann sich das gesunde Gewebe im Behandlungsareal nach kurzer Zeit wieder vollständig regenerieren, während sich das Krebsgewebe endgültig auflöst. So bleiben praktisch alle wichtigen Funktionen der Prostata erhalten. Während der gesamten Behandlung befindet sich der Patient in Allgemeinnarkose, damit der Therapieerfolg nicht durch Bewegungen beeinträchtigt wird.

Viele belastende Nachwirkungen, die mit einer klassischen Prostataentfernung verbunden sind, entfallen beim neuen Verfahren. Wundschmerz, Blutungen, Kontinenz- und Potenzprobleme werden auf ein Minimum reduziert. Der Patient muss anfangs einen tragen, der aber meist schon nach einigen Tagen entfernt werden kann. So wird auch der Krankenhausaufenthalt auf ein Minimum reduziert (etwa 3 bis 4 Tage).

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