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Fazialisparese / Gesichtslähmung

Als periphere Fazialisparese wird eine Lähmung der Muskeln einer Gesichtshälfte benannt, welche auf Grund von Beeinträchtigungen des 7. Hirnnervs (Nervus facialis) entsteht und mit weiteren Begleitbeschwerden einhergehen kann. In 75 Prozent der Fälle führt eine Schwellung und Einengung des Fazialisnervs zu einer Lähmung der von ihm abhängigen Gesichtsmuskeln. Die Ursache für diese Nervenbeeinträchtigung ist allerdings unklar, die Lähmung tritt spontan, ohne erkennbaren Auslöser auf: "Idiopathische" Fazialisparese oder Bell-Parese genannt. Allerdings konnte festgestellt werden, dass , Schwangere, Menschen mit viralen Infekten oder nach Aufenthalt in Zugluft ein erhöhtes Erkrankungsrisiko zeigen.

Bei 25 Prozent der Betroffenen lässt sich eine Ursache der Nervenschädigung nachweisen. Im Rahmen folgender Grunderkrankungen ist (unter anderem) eine Beeinträchtigung des Gesichtsnervs und das Auftreten einer Facialisparese möglich:

Symptome

Eine meist innerhalb weniger Tage auftretende Schwäche und letztlich vollständige Lähmung der Muskulatur führt zu folgendem Beschwerdebild im Bereich der betroffenen Gesichtshälfte:

  • Stirnrunzeln, Naserümpfen, Backen aufblasen, Mund zuspitzen, pfeifen, Zähne zeigen: unmöglich
  • Stirnfalten: verstrichen
  • Unvollständiger Augenschluss / erweiterte Lidspalte / seltener Lidschlag: Als Folge davon kann sich eine gefährlichen Augenentzündung entwickeln
  • Schwacher bzw. fehlender Corneal- und Blinkreflex
  • Schiefstand von Mund, herabhängender Mundwinkel
  • Sprech- und Kauschwierigkeiten

Bei inkompletter Lähmung treten Symptome isoliert im Bereich der Stirn- oder Mundregion auf; etabliert sich eine beidseitige Lähmung, ist der Betroffene zu keinerlei Mimik mehr fähig ("Amimie").

Begleitsymptome

Ergänzend zu oben genannten Lähmungserscheinungen kann es in der betroffenen Gesichtshälfte zu möglichen Zusatzbeschwerden kommen, deren Vorhandensein davon abhängig ist, in welchem Ausmaß und Bereich der Fazialisnerv geschädigt wurde:

  • Verminderter Tränenfluss
  • Überempfindlichkeit des Gehörs (vor allem tiefe Töne werden laut gehört)
  • Geschmacksstörung der vorderen zwei Drittel der betroffenen Zungenhälfte
  • Mundtrockenheit durch mangelhaften Speichelfluss
  • Taubheitsgefühl im Bereich der Ohrmuschel

Mögliche diagnostische Maßnahmen

  • Anamnese
  • Körperliche Untersuchung (mimische Übungen zeigen die Gesichtslähmung)
  • Elektrophysiologische Tests (ENG, Reflexmessungen, EMG)
  • Liquoruntersuchung
  • Tränensekretionsmessung ("Schirmer-Test")
  • Geschmacksprüfung
  • Feststellung der Speichelmenge pro Minute
  • Gehör- und Gleichgewichtsuntersuchung
  • Schädel-CT / MR
  • Ultraschall der Mundspeicheldrüse
  • Transkranielle Magnetstimulation
  • Untersuchung von Haut und Gehörgang auf mögliche Zeichen einer Infektionserkrankung (z.B. Gürtelrose = Herpes zoster)
  • Blutanalyse (Borrelien, Herpes-Nachweis)

Therapie

Wichtig ist es, so früh als möglich nach dem ersten Einsetzen der Beschwerden die Behandlung einzuleiten:

  • Salbe und Uhrglasverband für das schlussunfähige Auge, um eine Austrocknung und Entzündung zu vermeiden
  • Kortisongabe (für etwa 10 Tage; in manchen Fällen nur bedingt empfohlen)
  • Schmerztherapie (Acetylsalicylsäure, eventuell Anitepileptika)
  • (Wirkung nicht wissenschaftlich belegt)
  • Mimische Übungen
  • Logopädie
  • Massagen
  • Warme Gesichtspackungen
  • Behandlung einer möglicherweise vorhandenen Grundkrankheit (z.B. Gabe von Antibiotika, Virustatika, etc.)
  • Eventuell notwendig: Operative Wiederherstellung und Druckentlastung des Gesichtsnervs (bei schlagartig und früh einsetzender Lähmung nach Schädelbasistrauma oder Operation) bzw. rekonstruktive Operationen im Rahmen bleibender Lähmungen

Prognose

75 Prozent der Betroffenen mit einer idiopathischen oder verletzungsbedingten Gesichtslähmung zeigen eine vollständige Ausheilung innerhalb von 6 Wochen bis 6 Monaten. Je inkompletter die Lähmung, desto höher stehen die Heilungschancen. Die Aufklärung der Patienten bezüglich der guten Prognose ist wesentlich, denn viele von ihnen sind verständlicherweise sehr irritiert und beeinträchtigt oder fürchten etwa einen . Bei 20 Prozent stellt sich eine Defektheilung ein (bleibende asymmetrische Gesichtsbewegungen, Kontrakturen, Restlähmungen), 5 Prozent der Patienten mit idiopathischer Facialisparese zeigen keinerlei Rückbildung der Symptome.

Anmerkung

Dieses Stichwort befasst sich mit der peripheren Form der Gesichtsnervenschädigung, welche im Allgemeinen kurzerhand als Fazialisparese bezeichnet wird. Davon abgesehen, existierte der Begriff zentrale Fazialisparese, welcher heute richtigerweise durch die Namensgebung "faziale Parese" ersetzt wurde. Auch hier handelt es sich um Lähmungserscheinungen der Gesichtsmuskeln, allerdings ausschließlich im Bereich der Mundregion und dies bei intaktem Gesichtsnerv. Verantwortlich dafür sind Veränderungen im zentralen Nervensystem (Gehirn, Hirnstamm), wie etwa , Hirnblutung, Tumoren oder Metastasen. In den meisten Fällen sind gleichzeitig weitere Muskeln, außerhalb des Gesichts, betroffen (z.B. herabhängender Mundwinkel in Kombination mit Armlähmung).

Lektorat dieser Seite durch
Dr. med. Simone Höfler-Speckner

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