Der Schlaganfall (Insult) zählt zu den häufigsten Erkrankungen des höheren Lebensalters. In Österreich erleiden jährlich rund 25.000 Menschen einen Schlaganfall, welcher gemeinsam mit Herz- und Krebserkrankungen zu den drei häufigsten Todesursachen in unserem Land zählt. Nach erfolgter Akutbehandlung findet die Rehabilitation in Institutionen für Neurologische Erkrankungen / Kurorten statt.
Zusätzlich erweist sich der Schlaganfall als häufigste Ursache erworbener Behinderungen im Erwachsenenalter. Die Inzidenz (Anzahl der Neuerkrankungen pro 100.000 Menschen pro Jahr) der Insulte verdoppelt sich ab dem 50. Lebensjahr mit jeder Dekade. Ursachen: Durchblutungsminderung/Durchblutungsstopp von Gehirnarterien, Blutungen, Venenthrombosen und Sinusthrombosen. Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht, Rauchen, Alkohol, Stress und Schnarchen / Schlafapnoe.
Unter anderem kann ein Wetterumschwung (beispielsweise mit Temperatursturz oder raschem Temperaturanstieg und/oder Änderungen bei der Luftfreuchtigkeit bzw. dem Luftdruck) das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. Wichtige Warnsignale, welche unbedingt ernst genommen werden müssen (Notarzt alarmieren, gegebenenfalls Erste Hilfe-Maßnahmen einleiten) und in der Regel plötzlich, SCHLAGartig, einsetzen, können sein:
Einem schweren Anfall gehen häufig mehrere kleine, oft unbemerkte oder nicht richtig eingeschätzte Attacken voraus. Menschen mit Frühdiabetes haben ein erhöhtes Schlaganfallrisiko.
Die Therapie sollte so früh wie nur irgendwie möglich begonnen werden. In Frage kommen in erster Linie Medikamente; eventuell eine Operation; jedenfalls eine Stabilisierung der Körperfunktionen und – besonders wichtig – die Neurorehabilitation (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie).
Die Folgen eines Schlaganfalls können für Betroffene und deren Angehörige gravierend sein: Bleibende Sprachstörungen und Bewegungsstörungen, Inkontinenz oder Körperwahrnehmungsstörungen bewirken beispielsweise, dass der Patient intensiver Hilfe und Pflege bedarf (Sprachtraining, Bewegungstraining und Toilettentraining usw.).
Vorsorgeuntersuchungen, richtige Deutung von kleinen Anfällen inklusive frühzeitiger, adäquater Behandlung, können zur Vermeidung eines dramatischen Schlaganfallgeschehens beitragen.
Es gilt: Je schneller der Notarzt gerufen und ein Krankenhaus aufgesucht wird, desto besser gestalten sich die Therapiemöglichkeiten, mit geringeren Krankheitsfolgen bzw. optimaler Chance auf vollständige Rehabilitation.
Lektorat dieser Seite durch
Dr. med. Simone Höfler-Speckner
Kreislaufschwäche oder doch Vorbote eines Hirninfarkts? Klarheit verschafft unter anderem eine Ultraschallkontrolle der Halsschlagadern, wo sich deren Verschlussgrad sehr genau darstellt. "70 Prozent aller Hirninfarkte sind durch hochgradig verengte Halsschlagadern bedingt. Daher ist die 10-minütige, völlig schmerzfreie Untersuchung eine ganz wichtige Maßnahme, um das aktuelle und künftige Risiko zu beurteilen", empfiehlt Dr. Andreas Franczak (Oberarzt für Viszeral- und Gefäßchirurgie, Evangelisches Krankenhaus Wien). Ab 75 Jahren nimmt, so die internationale Datenlage, das Risiko auch stark zu, nach dem Schlaganfall eine bleibende Behinderung zu haben.
Zeigt sich eine auffällige Plaque-Bildung in den hirnversorgenden Halsarterien, müssen Krankheiten, die das Schlaganfallrisiko erhöhen (Diabetes, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, Thromboseneigung), medikamentös optimal eingestellt und vom Arzt kontinuierlich überwacht werden. Nach Rücksprache mit einem Kardiologen / einer Kardiologin kann auch vorbeugend ein Herzohrverschluss durchgeführt werden.
Ab wann verengte Halsschlagadern vorbeugend operativ behandelt werden sollten, darüber gingen die Meinungen bis vor wenigen Jahren auseinander. So weist beispielsweise die "CREST-Study Stroke 201" nach, dass trotz disziplinierter Einnahme vorbeugender Medikamente ein hohes Schlaganfallrisiko gegeben ist, wenn bereits 70 Prozent der Halsarterie verschlossen sind. Ab diesem Verschlussgrad empfiehlt auch die aktuelle Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Neurologie einen operativen Eingriff, und zwar speziell bei Männern über 70 Jahren.
"In dem Stadium ist ein vorbeugender Eingriff angezeigt, und zwar speziell dann, wenn die Ablagerungen echoarm sind, d.h. zur Loslösung von der Arterieninnenwand neigen. Denn dann ist die Gefahr groß, dass das Gewebe zu wandern beginnt und in absehbarer Zeit die Arterie verschließt", erklärt Gefäßchirurg Dr. Franczak. "Jüngste Studien beweisen klar, dass Patienten am meisten von der vorbeugenden Operation profitieren, wenn diese binnen zwei Wochen nach ersten Auffälligkeiten durchgeführt wird", so der Experte. Große internationale Studien belegen, dass das Schlaganfallrisiko nach einer Beseitigung der Gefäßverengung in der Halsschlagader in den Folgejahren deutlich geringer ist.
Zur Verbesserung der Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns stehen Hochrisikopatienten heute zwei studienmäßig bestätigte Methoden zur Auswahl: die Aufdehnung der verkalkten Arterie mit Einbringung eines Stents zur Unterstützung der Halsschlagader von innen oder die vorsichtige Ausschälung und anatomisch korrekte Wiederherstellung der Schlagadergefäße durch einen rund einstündigen Eingriff (EEA-Verfahren). Welche Methode geeigneter ist, kann nur individuell unter Berücksichtigung bisheriger und bestehender Erkrankungen des Patienten entschieden werden.
Zu den Schlaganfall-Risikopatienten zählen Menschen mit fortgeschrittener Arteriosklerose. Erhöhte Gefahr droht, wenn bereits Verschlüsse oder Verengungen der Beinarterien (die sogenannte Schaufensterkrankheit) bestehen. Besonders gefährdet sind auch Langzeitdiabetiker und starke Raucher, die kaum Bewegung machen und keinen Sport betreiben.
Der klassische Schlaganfallpatient ist über 60 Jahre alt. Allerdings sind 14,1 Prozent der 43.163 Patienten, die das Österreichische Stroke Unit Register ausweist, 55 Jahre alt oder jünger. "Krankheiten, die die Blutgerinnung stören oder entzündliche Gefäßveränderungen, aber auch ein massives Trauma, das Gefäßschäden hervorruft, können auch in jüngeren Jahren zu einem Hirninfarkt führen", gibt der Neurologe Dr. Hauk zu bedenken.
Ein Hirninfarkt muss heute kein unabwendbares Schicksal mehr sein, man kann und sollte ihm gezielt vorbeugen: normaler Blutdruck, gut eingestellte Blutzuckerwerte und Nichtrauchen senken laut einer aktuellen Studie nicht nur das Herzinfarktrisiko, sondern auch das eines Schlaganfalls bereits um über 60 Prozent. "Auch die Untersuchung der Halsschlagadern sollte bei Risikopatienten zum unverzichtbaren Bestandteil ihrer persönlichen Vorsorge werden", rät Gefäßspezialist Dr. Franczak.
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