Eine britische Studie zeigt auf, dass bereits Frühdiabetes (medizinisch: Prädiabetes) das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall deutlich erhöht. Das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) fordert daher die verstärkte Durchführung einfacher Langzeit-Blutzuckertests durch den niedergelassenen Arzt, um Frühdiabetes rechtzeitig zu entdecken. Denn dieser kann – im Unterschied zum manifesten Diabetes – durch Änderung des Lebensstils hinsichtlich Ernährung und Bewegung noch rückgängig gemacht werden. Durch rechtzeitige Veränderung des Lebensstils können nicht nur 60 Prozent aller Diabetes-Fälle, sondern auch zahlreiche Herzinfarkte verhindert werden.
Ein britisches Forscherteam untersuchte an rund 2500 Personen in Europa und Asien über einen Zeitraum von 20 Jahren hindurch die Zusammenhänge von Frühdiabetes und Herzkreislauferkrankungen. Für diese Untersuchung wurde Frühdiabetes durch die einfache Bestimmung des Langzeitblutzuckerwertes HbA1c festgestellt, der auch im nicht-nüchternen Zustand bestimmt werden kann. Dabei zeigte sich, dass ein erhöhter Langzeitblutzucker-Wert im Bereich des Frühdiabetes auch mit einem deutlich erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko verbunden ist.
"Gerade bei Europäern zeigt die Studie, dass ein Frühdiabetes vor allem das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, um fast 70 Prozent erhöht", erläutert Univ.-Prof. Dr. Thomas Stulnig von der Medizinischen Universität Wien, Leiter der Ambulanz für Fettstoffwechselstörungen und angeborene Stoffwechselstörungen, Klinik für Innere Medizin III. "Ein Frühdiabetes kann jedoch mittels eines einfachen Bluttests von jedem niedergelassenen Arzt entdeckt werden. Außerdem kann durch Umstellung der Ernährung und ausreichend Bewegung Frühdiabetes wieder rückgängig gemacht werden. Wir raten daher insbesondere übergewichtigen Menschen dazu, sich alle drei Jahre auf Frühdiabetes testen und von einem in Ernährungsmedizin ausgebildeten Arzt beraten zu lassen."
Jedes Jahr entwickeln in Österreich bis zu 10 Prozent der Personen mit Frühdiabetes einen definitiven Diabetes mellitus, langfristig sind es 70 Prozent und mehr. Von den aktuell zwischen 600.000 und 700.000 in Österreich erkrankten Menschen wissen nur etwa zwei Drittel von ihrer Erkrankung. "Ein Diabetes verursacht massive Folgeerkrankungen an Augen, Nieren und Nerven. Die Volkskrankheit kommt aber auch unserem Gesundheitssystem teuer zu stehen", sagt Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE. "Es ist daher dringend notwendig, verstärkt Präventionsmaßnahmen zu setzen und zu verhindern, dass die Zahl der Diabetes-Erkrankungen weiter steigt. Das Motto muss also heißen: 'Diabetes gemeinsam verhindern!'“
Die Kampagne "Frühdiabetes erkennen – Diabetes verhindern" des ÖAIE wurde zu Jahresbeginn 2015 gestartet und hat das Ziel, Risikopersonen auf Frühdiabetes aufmerksam zu machen und Ärzte zur routinemäßigen Durchführung von Tests auf Frühdiabetes zu animieren. Darüber hinaus zeigt sie auf, welche konkreten Maßnahmen jeder Einzelne zur Senkung seines Diabetes-Risikos vornehmen kann.
Auf der Kampagnen-Website www.diabetes-verhindern.at finden sich Informationen zu den Diabetes-Risikofaktoren und zum korrekten Einordnen von Blutwerten. Über den validierten Findrisk-Test kann jeder Interessierte sein persönliches Risiko berechnen, in den nächsten 10 Jahren an Diabetes zu erkranken. Die Website bietet außerdem konkrete Anleitungen zur Diabetes-Prävention in Form von Leitfäden für vernünftige Ernährung und Bewegung.
Das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) wurde 1996 auf Initiative des damaligen Präsidenten der Ärztekammer, Prim. Dr. Michael Neumann, mit dem Ziel gegründet, Ärzte im Fach der Ernährungsmedizin fortzubilden. Das ÖAIE ist interdisziplinär ausgerichtet und vereint unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm Experten aus den Bereichen der Medizin, Psychologie, Ernährungswissenschaften, Diätologie, Sportwissenschaften und Nahrungsmittelproduktion. Als führende Fortbildungs- und Forschungs-Institution für Ernährungsmedizin in Österreich richtet es regelmäßig wissenschaftliche Veranstaltung aus und publiziert vierteljährlich das "Journal für Ernährungsmedizin".
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