Die von Kromeriz aus wirkenden Erzbischöfe waren bis zum Niedergang der österreichischen Monarchie weit mehr als Apostel des Glaubens und Diener des Herrn. Das Kaiserhaus gab ihnen den Status von Prinzen, und dass sie vor Ort wie Könige regierten, davon kann man sich noch heute im Erzbischöflichen Schloss von Kromeriz überzeugen: Regentschaftsräume, Festsäle, Galerie mit Bildern von Brueghel, Cranach, Tizian, Van Dyck und vielen anderen bedeutenden Künstlern, prächtige Inneneinrichtung, wissenschaftliche Bibliothek (mit rund 90.000 Werken, darunter viele bedeutende Handschriften), Verhandlungssaal, Weinkeller und ein Prachtgarten, der zu den schönsten Europas zählt.
Freilich wurde all der Prunkt nicht allein wegen der Geistlichkeit hier konzentriert. Kromeriz diente den europäischen Königshäusern als Konferenzstätte mit höchstem Komfort und maximalem Unterhaltungswert. Und in der für den Adel und die Feudalherrschaft so bedrohlichen Zeit nach 1848 fungierte das Schloss gar als Rückzugsposten für Kaiser und Hofstaat. Rund ein halbes Jahr lang regierte Kaiser Franz Joseph sein Reich in sicherer Entfernung zu Wien. Nach dem Ende des kommunistischen Regimes ist heute der Gast König im "Chateau": als interessierter Besucher, bei Kulturveranstaltungen, im bischöflichen Weinkeller (wo regelmäßig Weinverkostungen stattfinden) und als Spaziergänger im Park, der zum Flanieren und beschaulichen Verweilen einlädt.
Der weitgehend unverfälschte Erhaltungszustand und die Einbettung in eine traumhaft schöne Umgebung veranlassten die UNESCO, Kromeriz 1998 zum Weltkulturerbe zu erklären.
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