Die Gärten Großbritanniens sind an Schönheit und Ausgewogenheit kaum zu übertreffen. Mit unglaublicher Perfektion, Liebe zum Detail und der den gärtnernden Briten in die Wiege gelegten Noblesse nutzen Gärtner und Landschaftsgestalter das gemäßigte Klima und schufen in Jahrhunderte langer Tradition grandiose Landschaftsparks, Stadtparks, intime Rosengärten, blumenreiche Landhausgärten und prächtige Gewächshäuser. Unübertroffen unter allen Irrgärten dieser Erde sind jene, die in Großbritannien angelegt wurden. Aber Achtung: Sie tun gut daran, immer ein funktionierendes Handy mit dabei zu haben – so mancher Irrgartenbesuch wurde zum Tagesausflug.
Mit London verbinden die meisten Besucher entweder die großen Parks oder die handtuchgroßen Gärten der Londoner Vorstädte. Doch es gibt in der britischen Hauptstadt durchaus eine Reihe sehenswerter klassischer Gärten. Einer der interessantesten ist wohl der College Garden and Little Cloister der Westminster Abbey. Nur einen Steinwurf entfernt vom Verkehr auf dem Parliament Square und den Besucherströmen, die von den Houses of Parliament und der Westminster Abbey angezogen werden, ist er selbst vielen Londonern nicht bekannt. Der Garten datiert ins 11. Jahrhundert und ist damit einer der ältesten in England. Ursprünglich ein Kräutergarten für die Krankenstation der früheren Benediktinerabtei, dient er jetzt den Angehörigen der Abtei von Westminster und den Mitgliedern der Westminster School als Privatgarten, ist aber an jedem Dienstag und Donnerstag für das Publikum geöffnet. Er bietet zu jeder Jahreszeit ein Refugium für Ruhesuchende, die in der Abgeschiedenheit dieses Gartens für eine kleine Weile dem Lärm und der Hektik der Großstadt entkommen wollen.
Der Südosten Englands ist überaus reich an bekannten Gärten und Nymans, Leonardslee oder Sheffield Park sind wohl jedem Gartenliebhaber ein Begriff. Weniger bekannt, aber von vielen als einer der schönsten Gärten Englands beschrieben, ist Wakehurst Place in Ardingly, West Sussex. Dieser etwa 60 Hektar große Garten hat alles, was gemeinhin von einem Garten verlangt wird: Steingarten, Wasser- und Sumpfgarten, Teiche, Rhododendronhaine und ein abgeschieden gelegenes Tal, wo unter anderem Magnolien und Lilien wachsen. Der Grund und das dazugehörige Haus aus elisabethanischer Zeit – das teilweise besichtigt werden kann und wo der Besucher reichhaltiges Informationsmaterial über den Garten erhält – wurden von Gerald W.E. Loder, dem späteren Lord Wakehurst, 1903 erworben. In über 30-jähriger Arbeit verwandelte Loder das Areal in einen einzigartigen Garten, der sich wegen der ungewöhnlich großen Anzahl seltener Pflanzen seit 1965 unter der Obhut des Royal Botanic Garden, Kew, befindet. Von besonderem Interesse ist der so genannte "Winter Garden", der seine Farbenpracht erst Ende November entfaltet und von dem gesagt wird: "It will bewitch the senses at the turn of the year."
Für Besucher, die sich auch für die Geschichte und die Entwicklung der Gartenkultur interessieren, empfiehlt sich ein Besuch im Claremont Landscape Garden in Esher, Surrey, einem der wichtigsten Beispiele des klassischen englischen Landschaftsgartens. Mit der Anlage des Parks wurde ca. 1715 begonnen und die Liste derjenigen, die sich an seiner Schöpfung und Weiterentwicklung beteiligten, weist die größten Landschaftsarchitekten ihrer Zeit auf, unter ihnen Sir John Vanbrugh, Charles Bridgeman, William Kent und natürlich Lancelot "Capability" Brown. Wenn der Garten auch nicht mit spektakulären Sammlungen seltener Pflanzen aufwarten kann, so lohnt ein Besuch dennoch, denn er enthält all jene Merkmale des typisch englischen Landscape Garden, die im Laufe der Jahre auch in den kontinentalen Gärten übernommen wurden, wie einen See, eine Insel mit Pavillon, baumgesäumte Alleen, eine Grotte und ein grasbewachsenes Amphitheater, das einzige noch erhaltene seiner Art in Europa. Wer Blumenrabatten und Blumenarrangements sucht, wird von Claremont enttäuscht sein, aber wer gerne im Herbst Spaziergänge unter dem goldgefärbten Laub alter Eichen, Buchen und Kastanien unternimmt, dem sei diese Liegenschaft ans Herz gelegt.
Biddulph Grange Garden in Biddulph (nahe Stoke-on-Trent in Staffordshire) ist einer der bemerkenswertesten und ungewöhnlichsten – ja fast schon exzentrischsten – Gärten des 19. Jahrhunderts. Entworfen von James Bateman, um seine reichhaltige Sammlung von Pflanzen aus aller Welt auszustellen, besteht er aus einer Reihe verschiedener Einzelgärten, die den Besucher sozusagen auf eine kleine Weltreise mitnehmen.
Die aus dem Jahre 1490 stammende Speke Hall in Liverpool ist eines der berühmtesten Fachwerkhäuser Großbritanniens. Das einzigartige und stimmungsvolle Interieur stammt aus vielen verschiedenen Perioden: Während die "Great Hall" die Zeit der Tudors heraufbeschwört, zeigen andere Räume – einige von ihnen dekoriert mit Tapeten von William Morris – das viktorianische Bedürfnis nach Privatsphäre und Komfort. Eine vollständig eingerichtete viktorianische Küche und die Quartiere der Bediensteten erlauben einen Blick hinter die Kulissen eines hochherrschaftlichen Hauses und gewähren einen Einblick in das Leben und die Arbeit jener Menschen, die vom Schicksal nicht so privilegiert waren wie die Besitzer jener Häuser. Die Gärten von Speke sind weder so alt noch so eindrucksvoll wie das Haus, ihre Lage im weitgehend industriell geprägten Süden Liverpools macht sie jedoch zu etwas Besonderem, denn der Besucher hat – nicht zuletzt durch die große Ausdehnung der Gärten – den Eindruck, sich im Herzen des ländlichen England aufzuhalten.
Thomas Rudolf
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