Der Zen-Buddhismus hat seinen Ursprung in China (5. Jahrhundert n.Chr.; als neue Strömung bzw. Linie des Mahayana-Buddhismus). Im 12. Jahrhundert fand Zen dann eine Ausbreitung nach Japan, wo er sich in der heute geübten Praxis etablierte und auch auf den Westen ausbreitete. Zen-Buddhismus und christlicher Glaube sind kompatibel, zumal Zen keine religiösen Dogmen kennt. Zur Lebensweise und Ernährung gibt es unterschiedlichliche Empfehlungen, deren Einhaltung frei im Ermessen der Gläubigen steht.
Die Praxis des Zen besteht in erster Linie aus Zazen, einer Meditation im Sitzen. In der äußeren Haltung sind dabei die Beine im Lotussitz oder im halben Lotussitz überkreuzt. Der Rücken ist gerade, aber vollkommen entspannt. Die Hände liegen locker ineinander, wobei die Daumenspitzen einander leicht berühren. Die Augen bleiben halb geöffnet, der Blick bleibt zum Boden gesenkt. Wem der Lotussitz oder der halbe Lotussitz zu beschwerlich ist, kann selbstverständlich auch alternative Sitzhaltungen einnehmen.
Die Aktivität von Zazen impliziert eine absolut bewegungslose Konzentration auf den gegenwärtigen Augenblick. Durch die Konzentration auf die Haltung, die Atmung und die Haltung des Geistes im Hier und Jetzt kommen die Gedanken zur Ruhe und das Erleben von Stille und Leerheit (shunyata) wird möglich.
Die beiden Hauptschulen des Zen sind heute Rinzai-shu und Soto-shu. Vor allem im Rinzai-Zen wird die mystische Erfahrung des Erwachens als ein spontan eintretendes Erleben universeller Einheit und als Aufhebung des Subjekt-Objekt-Gegensatzes empfunden. In diesem Zusammenhang ist oft von Erwachen und Erleuchtung, vom Buddha-Werden oder der Verwirklichung der eigenen Buddha-Natur die Rede. Diese Erfahrung der Nicht-Dualität ist der sprachlichen Kommunikation kaum zugänglich und kann auch einer Person ohne vergleichbare Erfahrung nicht vermittelt werden. In der Regel wird darüber nur mit dem Zen-Lehrer gesprochen.
Im Soto-Zen tritt die Erleuchtungserfahrung völlig in den Hintergrund. Zum zentralen Begriff der Zen-Praxis wird Shikantaza ("einfach nur sitzen"), d.h. die absichtslose, nicht auswählende Aufmerksamkeit des Geistes in Zazen, ohne einem Gedanken zu folgen oder ihn zu verdrängen. Zazen wird gemäßt der Soto-shu also nicht als Mittel zum Zweck der Erleuchtungssuche verstanden, sondern ist selbst Ziel und Endpunkt; was nicht bedeutet, dass während des Zazen oder anderen Tätigkeiten kein Erleuchtungszustand auftreten kann oder darf. Das große Koan des Soto-Zen ist die Zazen-Haltung selbst. Zur Verwirklichung dieses absichtslosen Sitzens ist das Nicht-Denken essentiell. Es bedeutet das Hinausgehen über das gewöhnliche kategorisierende Denken.
Meister Dogen, der Begründer der Soto-Zen-Schule, schreibt: "Den Weg zu studieren, heißt sich selbst zu studieren. Sich selbst zu studieren, heißt sich selbst vergessen. Sich selbst zu vergessen, bedeutet eins zu werden mit allen Existenzen."
In Österreich gibt es eine Vielzahl an Zen-praktizierenden Gruppen. Diese stehen in der chinesischen, koreanischen, japanischen und vietnamesischen Tradition. Detaillierte Informationen hierzu erhalten Sie über die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft (ÖBR). Der Buddhismus zählt in Österreich zu den gesetzliche anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften.
© Texte und Fotos (außer anders angegeben) sowie Datenschutz: Andreas Hollinek 1996-2024; www.50plus.at. Inhalte ohne Gewähr. Enthält ggf. PR, Werbung + Cookies, die Werbepartner wie Google (www.google.com) zur Nutzeranalyse verwenden (E-Privacy Info). Seite mit SSL-Sicherheitszertifikat. Impressum.