Hohes Alter und zuviel sitzende Tätigkeiten sind die Hauptgründe, warum soviele Menschen im Alter eine neue Hüfte brauchen. Das Gute an diesem epidemiologischen Auftreten ist, dass es mittlerweile schon sehr gute Operationsmethoden und Materialien für den Gelenksersatz gibt. Ein erfahrenes Operationsteam vorausgesetzt, dauert der Eingriff etwa eine Stunde. Je nach gewählter Methode ist auch der Blutverlust so gering, dass normalerweise keine Blutkonserven mehr erforderlich sind.
Seit 2004 werden an der Orthopädischen Abteilung des Evangelischen Krankenhauses Wien künstliche Hüftgelenke minimalinvasiv implantiert. Der Zugang zum Hüftgelenk ist der sogenannte ALMIS ® Zugang (ALMIS steht für "antero-lateral minimalinvasiv"). Diese Erfahrungen wurden in den vergangenen Jahren in 70 Workshops an 700 Ärzte aus unterschiedlichsten Ländern weitergegeben. Bei dieser minimalinvasiven Methode wird ein zementfreies Hüftgelenk eingesetzt, das speziell für diese knochenschonende und weichteilschonende Operationsmethode entwickelt wurde. Mittlerweile ist sie unter dem Namen "Wiener Hüfte" bekannt.
Im Rahmen einer Multicenterstudie, an der einige Kliniken im In- und Ausland teilnehmen, beteiligte sich die Abteilung für Orthopädie und Rheumachirurgie unter der Leitung von Frau Prim. Dr. Sabine Junk-Jantsch mit Implantationen bei 70 Patienten. Die vorliegenden Ergebnisse der Ein- und Zweijahreskontrollen zeigen eine äußerste Zufriedenheit der Patienten und ein ausgezeichnetes Ergebnis des Einwachsens der Implantate in den Knochen.
2004 wurde im Evangelischen Krankenhaus in Wien erstmals über den minimalinvasiven Zugang eine Prothese eingesetzt. Es ist nicht alleine die Länge des Hautschnittes, die den Ausschlag darüber gibt, ob die Methode die Bezeichnung minimal-invasiv auch verdient, besonders wichtig für die schnelle Rekonvaleszenz ist Erhaltung der Muskelansätze und die Schonung der Weichteile insgesamt. Durch den Erhalt der Muskulatur und durch die Verwendung großer Kugelköpfe ist die postoperative Luxation, also das Ausrenken des Gelenkes nach der Operation weit in den Hintergrund getreten. Durch das Operieren in Rückenlage ist das Endergebnis mit prüfen der Luxation bzw. Kontrolle der Beinlänge während der Operation leicht möglich. Bei der ALMIS ® Methode beträgt die Länge des Hautschnittes zwischen 7 bis 13 Zentimeter (durchschnittlich 9,3 Zentimeter) und wird an der Außenseite des Oberschenkels angelegt.
Um die Muskulatur beim Operieren zu erhalten, ist eine intensive Zusammenarbeit mit den Anästhesisten von Vorteil, die mit der Gabe von Relaxantien die Muskulatur in einen spannungsfreien Zustand versetzen können. Nach Entfernen des abgenützten Gelenkskopfes erfolgt das Einsetzen der künstlichen Gelenkspfanne mit dem Pfanneneinsatz aus Kunststoff oder Keramik und danach wird in den Oberschenkelknochen der Hüftschaft präpariert und eingesetzt. Nach Aufsetzen des künstlichen Pfannenkopfes werden die Teile zusammengefügt.
Bereits am ersten Tag nach der Operation kann das operierte Bein voll belastet werden. Auf die Verwendung von Krücken kann der Patient relativ schnell verzichten, so ferne er keine Schmerzen verspürt und gut gehen kann. Trotz der kleinen Wunde sind Wundheilungsstörungen sehr selten, die Haut wird intrakutan genäht, sodass auch die daraus resultierende Narbe die Patienten nicht stört. Die Verweildauer im Krankenhaus kann bei aktiven Patienten mit gutem Körpergefühl auf 5 bis 6 Tage verkürzt werden und dies ist deutlich weniger Spitalsaufenthalt als früher.
Unsere bewährten Hüftimplantate haben aufgrund ihres Designs und Materialaufbaues wahrscheinlich eine unbeschränkte Lebensdauer. Es sind biokompatible Titanlegierungen mit einer speziellen Oberflächenstrukturierung aus mikrokristallinem Calciumphosphat und Titanplasma, die den Einwachsvorgang des Knochens an das Implantat beschleunigen. Durch die guten Langzeitergebnisse kann man dem Patienten mit gutem Gewissen raten, nicht mehr so lange wie noch erträglich mit einer Hüftoperation zuzuwarten, sondern dann einen Spezialisten aufzusuchen, wenn die Lebensqualität beeinträchtigt ist. Ein rechtzeitiges Hüftoperieren vermeidet auch Schonhaltungen und Beschwerden in anderen Gelenken.
"Ich bin erst zufrieden, wenn auch der Patient zufrieden ist", so Prim. Junk-Jantsch, die gemeinsam mit ihrem Team in enger Zusammenarbeit mit dem österreichischen Implantatehersteller die Methode noch weiter verbessert hat. Viele Orthopäden verwenden den ALMIS®-Zugang als ihren Standardzugang zum Hüftgelenk. Ob man mit einer "Wiener Hüfte" besser Walzer tanzen kann, ist noch nicht untersucht, aber jedenfalls kann man früher zu tanzen beginnen!
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