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Selbstmordgedanken / Suizid

Selbstmordgedanken sind Ausdruck einer scheinbaren Ausweglosigkeit aus einer bestimmten Lebenssituation und Anzeichen für eine schwere . Selbstmordgedanken bzw. Ankündigungen und Androhungen, Selbstmord zu verüben, müssen immer ernst genommen werden. Dies gilt sowohl bezüglich einer Selbsteinschätzung, als auch für die Menschen im sozialen Umfeld des Betroffenen. Die verbreitete Meinung, dass Menschen, die einen Selbstmord ankündigen, diesen nicht ausführen würden, ist wissenschaftlich nicht belegbar.

Selbstmordgedanken / Suizid
Foto © Andreas Hollinek

Das Ansprechen von jenen Problemen, die das Suizidverlangen nähren, bzw. das Ansprechen der Selbstmordabsichten selbst, wird von den Betroffenen für gewöhnlich als krisenentschärfend wahrgenommen. Hier dem Selbstmordgefährdeten zuzuhören und bei der Auswegfindung mitzuwirken, ist jedenfalls nützlich. Für eine dauerhafte und nachhaltige psychische Genesung aus der Lebenskrise helfen und gegebenfalls auch Psychiater.

Wenn jede Minute zählt

"Lebensmut machen" – auf diese kurze Formel kommt es an, wenn die seelische Not für Betroffene unerträglich wird, sagt Wolfgang Schimböck, Vizepräsident des Österreichischen Bundesverbads für Psychotherapie (ÖBVP). In solchen Fällen gilt es, "Barrieren wegzuräumen und möglichst rasch erste Hilfe zu ermöglichen". Die Zeit der sollte genutzt werden, um psychische Erkrankungen zu enttabuisieren und Hürden zur psychotherapeutischen Konsultation abzubauen – darunter auch die lange Wartezeiten, mit denen man als Hilfesuchende(r) derzeit immer noch rechnen muss.

In Österreich sterben beinahe dreimal soviele Menschen an Suizid wie im Straßenverkehr. Ein offizieller Bericht zu Suizid und Suizidprävention in Österreich weist für das Jahr 2018 1209 Todesfälle – mehr als drei Viertel davon sind Männer. Außerdem steigt das Risiko mit zunehmendem Alter: In der Gruppe der 75- bis 79-Jährigen ist es fast zweieinhalbmal, in der Altersgruppe der 85- bis 89-Jährigen fast fünfmal so hoch wie das der Durchschnittsbevölkerung, hält der Bericht des Sozialministeriums fest. Schimböck dazu: "Hier spielen mehrere Faktoren zusammen: Krankheit, ein , der vielleicht immer kleiner wird, und in der Folge zunehmende ."

Sowohl im privaten Umfeld als auch auf gesundheitspolitischer Ebene gibt es wirksame Möglichkeiten, um rechtzeitig präventiv gegenzusteuern. Gerade in Zeiten wie diesen, wo die Corona-Pandemie die Menschen seit Monaten auf unterschiedlichste Weise psychisch besonders fordert.

Mythen und Fakten zum Suizid

Den Angehörigen kommt in diesen Extremsituationen eine besondere Rolle zu: "Wenn der Suizid angekündigt wird, dann findet er nicht statt. Das ist ein weit verbreiteter Mythos", warnt Schimböck. Das unmittelbare Umfeld kann schon durch Zuhören wertvolle Hilfe leisten, wenn Gefahr droht. Der renommierte Psychiater und Ärztliche Direktor des Landeskrankenhauses Hall in Tirol, Prim. Christian Haring, erklärt: "Fragen, überzeugen, vermitteln – nach diesem Muster sollte vorgegangen werden. Wichtig ist, dass man sich erkundigt, wie es der betroffenen Person geht und wenn möglich andere Menschen einbezieht - also ein Team bildet."

Dass Männer in den Statistiken deutlich in der Überzahl sind, führt Schimböck darauf zurück, dass sie nach wie vor keine Gefühle zeigen sollen oder wollen. "Hier gilt oft noch das alte Sprichwort: Ein Indianer weint nicht." Was die ältere Generation angeht, begrüßen beide Experten die jüngsten Initiativen der Regierung gegen Alterseinsamkeit verbunden mit entsprechenden Vorkehrungen in Zeiten der . "Ältere Menschen, insbesondere Witwer und Personen mit einer psychischen Grunderkrankung sind besonders gefährdet", sagt Haring.

Weitere Akzente zur besseren Versorgung der Bevölkerung müssten jedenfalls folgen. Dazu gehört das Aufstocken kassenfinanzierter Psychotherapieplätze mit dem Ziel, die Kontingentierung abzuschaffen. Schimböck: "Viele psychisch Kranke sind auch wirtschaftlich nicht auf die Butterseite gefallen. Es muss möglich sein, dass die Betroffenen rasch und unbürokratisch zu einem Kassenplatz kommen. Es ist daher notwendig, dass der von ÖGK-Obmann Andreas Huss nach dem Vorbild Salzburg eingeleitete Ausbau der Psychotherapie auf Krankenschein zügig vorangetrieben wird. Was wir brauchen ist mehr Psychotherapie – jetzt."

Suizidprävention statt "assistiertem Suizid"

In Österreich versterben jedes Jahr rund 1200 Menschen durch Suizid, rund dreimal so viele wie im Straßenverkehr. Suizidprävention ist der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) daher ein ganz wesentliches Anliegen. In diesem Zusammenhang ist die ÖGPP sehr besorgt über aktuelle Tendenzen zur Legalisierung des „assistierten Suizids“. Als PsychiaterInnen sind wir in unserer täglichen Arbeit häufig mit Todeswünschen von PatientInnen konfrontiert. Im gesellschaftlichen Diskurs wird allerdings oft ausgeblendet, dass der Wunsch zu sterben üblicherweise keine endgültigen Entscheidung ist, sondern als Ausdruck von Angst und Ambivalenz in hohem Maße fluktuiert. Todeswünsche können unter anderem auch Ausdruck behandelbarer seelischer Erkrankungen wie Depressionen sein. Die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) hat daher bereits im Jahr 2017 ein Positionspapier zum Thema Sterbe- und Suizidhilfe in Österreich herausgegeben und sieht es als zentrale Aufgaben ärztlichen Handelns, Menschen bei der Überwindung von Lebenskrisen zu unterstützen.

Hilfe bei der Umsetzung von Sterbewünschen kann aus Sicht der ÖGPP grundsätzlich keine ärztliche Aufgabe sein. Die ÖGPP lehnt daher eine Änderung der gesetzlichen Situation in Österreich zum Thema Sterbe- und Suizidhilfe ab und vermisst in der Diskussion ein psychiatrisch-psychotherapeutisches Verständnis für Menschen in Krisensituationen. Die vorrangige ärztliche und therapeutische Aufgabe muss es sein, Behandlungsmaßnahmen auch zur leichteren Erträglichkeit schwerer Erkrankungen und des Sterbeprozesses engagiert einzusetzen und die Palliativmedizin in Österreich in allen Fachbereichen zu stärken.

Zusammenhänge zum Thema Selbstmordgedanken

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