Grundsätzlich hat Angst schützende Funktion. Der große Nachteil von Angst aber ist, dass man durch sie "Scheuklappen" bekommt. Indem sich die Gedanken überaus intensiv auf den Projektionspunkt der Angst heften, fehlt das umfassenden Wahrnehmungssensorium, das für ein rationales Handeln notwendig wäre. Wichtigste Gegenmittel: wieder "durchlässig" werden für Positives, sich selbst und anderen Gutes tun. Das gilt auch für generelle Angststörungen; z.B. Lebensangst bzw. die Angst vor dem eigenen Tod.
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Tritt Angst sehr häufig und unbegründet auf, kann das die Lebensqualität so sehr beeinträchtigen, dass Handlungsbedarf gegeben ist. Als biologisch sinnvolle Reaktion bei realer Bedrohung bewahrt Angst vor Schaden und macht vorsichtig. Während in den Jahren der Kindheit Angst und Ratio noch weit voneinander entfernt sind, verringert sich diese Kluft mit dem Erwachsenwerden. Dennoch bleibt ein gehöriges Ausmaß an Ängsten bestehen, die realen Grundlagen entbehren. Das Ungute daran: Diese Art von Ängsten blockieren das rationale Denkvermögen und machen uns anfällig für Manipulationen aller Art. Unredliche VerkäuferInnen, PolitikerInnen und SeelenfängerInnen nutzen dies aus, um damit ihre eigenen Ziel zu verfolgen.
Bessere intellektuelle Fähigkeiten, ein stark ausgebauter Erfahrungsschatz, gestärkte Persönlichkeit, Selbstbewusstsein / Selbstsicherheit, Bildung, eine gute Menschenkenntnis, Erfahrungen, die über die vertraute Umgebung hinausgehen sowie viele andere Faktoren bewirken ein intellektuelles Unterscheidungsvermögen von tatsächlichen Bedrohungen und unbegründbaren Gefahren.
Bei der Angsterkrankung kommt es nun zu Symptomen der Angst, wie muskuläre Anspannung, Blutdruckanstieg, schnelle Atmung, Herzklopfen und Anspannung, ohne Vorhandensein einer realen Bedrohungssituation. Diese Form von Bedrohungsempfindung kommt viel eher aus dem psychischen Erleben des Menschen, sein Alarmsystem ist überempfindlich geworden und reagiert schon bei kleinsten, völlig ungefährlichen Vorfällen.
Man unterscheidet psychoanalytische, lerntheoretische (Teufelskreis Angst: z. B. Herzklopfen – Angst vor Herzinfarkt – Herzklopfen verstärkt sich – Angst verstärkt sich usw.) und kognitive Erklärungen zu Ursachen von Angsterkrankungen, zusätzlich induzieren Veränderungen im Neurotransmitterhaushalt (Noradrenalinverstärkung) des Gehirns Angst. Angsterkrankungen können gehäuft innerhalb von Familien auftreten, so erkennt man bei engen Verwandten von Patienten mit Panikstörung ein erhöhtes Risiko, ebenso an diesem Leiden zu erkranken (15 Prozent).
Wenn Angstzustände anhalten, immer wiederkehren oder grundlos auftreten, sollten sie fachliche Hilfe in Anspruch nehmen. In Wien finden Betroffene Beratung und Hilfe unter anderem im Medizinischen Selbsthilfezentrum Wien.
Ob Märchen, Krimi, Drama, Thriller oder Schocker: Filme, Theaterstücke und Werke der Literatur haben sehr oft Mega-Gefahren und deren Bewältigung zum Inhalt. Das ist für den Menschen offenbar sehr wichtig. So kann er – ähnlich wie in Träumen – bewusste oder unbewusste Ängste verarbeiten. Beim Lesen oder Betrachten solcher Dinge sollte man aber genau wissen, was man sich (und auch anderen) zumuten will bzw. zumuten kann. Beobachtet man bei sich belastende Wirkungen oder Nebenwirkungen, empfiehlt sich eine psychotherapeutische Hilfestellung zur Abklärung von häufigen Angstzuständen im Alltag.
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