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Alter / Altern

Für viele Menschen stellt sich im Alter die Frage, was sie mit dem Leben anfangen sollen, wenn das jahrzehntelange Arbeiten vorbei ist und der Körper Veränderungen durchmacht, die unter Umständen am positiven Selbstbewusstsein "kratzen". Wie bei vielen Lebensumstellungsphasen lautet das Motto: bewusste Auseinandersetzung mit dem, was in mir vorgeht. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass der körpliche Prozess des Alterns nicht kontinuierlich verläuft, sodern in Wellen bzw. Schüben. Die Haupt-Schübe finden rund um das 35., das 60. und das 80. Lebensjahr statt. Dazwischen gibt es viele Ups and Downs – die sehr stark auch von der aktuellen psychischen Befindlichkeit sowie von hormonellen Schwankungen abhängen.

Alter / Altern 1
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Neuland

Ein fortgeschrittenes Alter ist Neuland, das wir einerseits mit Freude, nicht selten aber auch mit Gefühlen von Unsicherheit beschreiten. Die Freude bezieht sich hauptsächlich auf die viele Freizeit, die Befreiung von Verpflichtungen und den Arbeitstrott, der einen schon immer daran gehindert hat, sich den schönen Dingen des Lebens zu widmen. Zum anderen kann aber auch eine gewisse Unsicherheit aufkommen, weil eine Lücke entstanden ist, die gefüllt werden will. Es fehlen die Arbeitskollegen, die Herausforderungen, die Gespräche und die sozialen Kontakte von einst.

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Kein Wunder also, dass das Erreichen des Pensionsalters wie ein Gewinn an Freiheit angesehen werden kann, aber auch wie ein Verlust; ein Verlust der sich vor allem dadurch erklärt, dass wir von Kind auf gelernt haben, dass wir Leistung bringen müssen, dass Leistung belohnt wird und zur Integration in die Gesellschaft maßgeblich beiträgt. Ein Leistungsprinzip, das vielleicht treffend die Tatsache erklärt, warum wir Menschen nicht immer in der Lage sind, uns an Ruhe zu erfreuen, wenn wir einmal die Gelegenheit dazu haben. Das Festhalten am Leistungsprinzip macht uns die Anpassung an die neuen Lebensumstände schwer, weil unsere Motivation zu sehr von äußeren Dingen abhängt.

Der neue Lebensabschnitt sollte also mit Akzeptanz beginnen. Vergangenes ist eben vergangen, und der Ruhestand wird uns bis ans Lebensende die neue Forme des Daseins sein. Aus dieser Akzeptanz heraus können wir den Fokus unserer Motivation nach Innen wenden und eine intrinsische Motivation entfalten, die uns, unabhängig von den Veränderungen in unserem Leben, mit Glück und Zufriedenheit erfüllt. Dieser Zustand wiederum ist die beste Voraussetzung dafür, dass wir Aktivität nicht als Muss sehen, sondern als eine Lebensquelle, die zu unserer physischen und psychischen Gesundheit beiträgt.

Alter / Altern 2
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Wie lassen sich geistige Flexibilität und körperliche Gesundheit pflegen? Darin sind sich viele Ratgeber einig: aktiv bleiben, ein neues und sinnvolles Tätigkeitsfeld suchen sowie ein breites Netz sozialer Kontakte und Aktivitäten pflegen. Beispiel: Konsulent sein. Dies hat für Betriebe den Vorteil, dass erworbenes Wissen nicht verloren geht. Oder einen Nebenjob suchen. So kann man die Pension ein wenig aufbessern und neue soziale Kontakt aufbauen. Eine weitere Möglichkeit aktiv zu bleiben, ist das Angebot von Volkshochschulen oder anderen Bildungseinrichtungen in Anspruch zu nehmen. Das erhält die geistige Fitness und bietet ebenfalls Möglichkeiten für neue Begegnungen.

Aber es gibt noch mehr Möglichkeiten. Denken Sie nach, was Ihnen selbst am meisten Freude und Erfüllung bringen würde. Empfinden Sie Alter als Entdeckungsreise, die Ihrem Leben ganz neue Facetten eröffnet und ihm statt Zweckorientiertheit Sinn verleiht.

  • Ein Beispiel für ein engagiertes Leben im Alter gibt Manuela Tengler. Details zu ihren Aktivitäten und Passionen erfahren Sie auf .

In geregelte Bahnen lenken

Mit folgenden Maßnahmen können Sie Ihr Leben im Alter und Ihr Ableben in geregelte Bahnen lenken:

  • Vorsorgevollmacht
  • Patientenverfügung
  • Sachwalterverfügung
  • Organspende: In Österreich gilt die Regel, dass jeder Mensch ein Organspender ist und nicht gesondert einen Organspenderausweis beantragen muss, wie das etwa in Deutschland der Fall ist. Wer kein Organspender sein möchte, muss ausdrücklich seinen Widerspruch bekanntgeben.

Dank für gelungenes Altern

Mein Gott, Dir sag ich Dank,
Daß Du die Jugend mir bis über alle Wipfel
In Morgenrot getaucht und Klang,
Und auf des Lebens Gipfel,
Bevor der Tag geendet,
Vom Herzen unbewacht
Den falschen Glanz gewendet,
Daß ich nicht taumle ruhmgeblendet,
Da nun herein die Nacht
Dunkelt in ernster Pracht.

[Joseph Freiherr von Eichendorff, 1788-1857]

Altern aus der Sicht von Bischof Reinhold Stecher

In seinem Vortrag "Auf die alten Tage hin" sagte Bischof Reinhold Stecher am Priester-Senioren-Treffen 1993 in Brixen, :

"Auf der einen Seite ist das Altwerden ein irreversibler Vorgang, aber es ist auch ein sehr komplexer und sehr verschieden ablaufender Vorgang – sogar schon im biologischen, aber mehr im psychischen und geistigen Bereich. Und vor allem: Wir 'verenden' nicht wie die Tiere, sondern gehen hinüber ... Wir werden nicht einfach willenlos vom immer schneller werdenden Strom der Zeit hinuntergetrieben wie ein Stück Holz im Hochwasser. So ist es nicht. Schon anthropologisch nicht, aber es ist vor allem nicht so, weil über unserem Altwerden ein wunderbares Wort des Propheten Jesaja steht: 'Ich bleibe derselbe, so alt ihr auch werdet, bis ihr grau werdet, will ich euch tragen' … (Jes 46,4) Und so wird das Altern eine Aufgabe, eine Chance, eine Berufung, ein pastoraler Dienst."

"Das hohe Alter" in "Der Bauer als Millionär" von Ferdinand Raimund

Im 7. Auftritt seines Theaterstückes "Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär" lässt Ferdinand Raimund "Das hohe Alter" auftreten. Hier der Dialog mit "Fortunatus Wurzel, ehemals Waldbauer, jetzt Millionär".

Wurzel geht nach einer Flasche Wein, will trinken, stellt sie aber mißmutig zurück und setzt sich in einen Stuhl. Lorenz nähert sich Wurzel langsam und sagt: "Wie ist denn Euer Gnaden?" – Wurzel: "Gar nicht gut. So gewiss dumm ist mir." – Lorenz: "Ja, man sieht Ihnen 's an, völlig vernagelt schauen Sie aus." – Wurzel: "Und was ist 's denn so kalt heran, hab ich denn s' Fieber?" Lorenz (sieht zum Fenster hinaus): "Ja ich glaub 's, es fangt ja zum schneien an. Ah, das ist g'spaßig! Da schauen S' 'naus in den Garten, alles ist weiß, und die Bäume, alle Blätter werden gelb." – Wurzel: "Was ist denn das für eine Hexerei?" – Habakuk bringt Champagner und sagt: "Der Champagner ist da!" – Wurzel: "Marschierst! Einen Kamillentee lasst mir machen, und einheizen, man möcht ja erfrieren." Es wird im Kamin eingeheizt. Die Turmuhr schlägt elf. Wurzel: "Jetzt hat 's elf Uhr gschlagen! Erst wars zwölf, jetzt ist 's wieder elf Uhr. Hat denn die Zeit einen Krebsen verschluckt, dass die Stunden rückwärts gehen? Es wird ja stockfinster, bringts Lichter!"

Es wird Nacht. Von außen Katzengeschrei: Miau! Miau! Wurzel: "So! jetzt singen die vierfüßigen Nachtigallen, das ist eine falsche Stund!" Heftiges Pochen von außen. Wurzel: "Ist schon wieder wer da? Verdammtes Gesindel! Ist denn keine Ruh! Schau hinaus." Es wird wieder geklopft. Wurzel: "Und das Klopfen! Wollen s' denn aus meinem Haus eine Stampfmühle machen?". Bediente bringen Lichter. Lorenz hält den Kopf zur Glastür hinaus und sagt: "Ui je! Ui je! Ein alter Herr mit ein Leiterwagen ist drauß'n, er will mit Ihnen reden." – Wurzel: "Wer ist er denn?" – Lorenz ruft hinaus: "Wo sind wir denn her?" – Das hohe Alter (von außen): "Aus Eisgrub." – Wurzel: "Aus Eisgrub? Nein, was das für Visiten sein, da kenn ich kein Menschen." Alter: "Na, nur aufmachen. Ich bin das Hohe Alter. Ich will hinein!" – Wurzel: "Das Alter? Die Tür sperrst zu und unterstehst dich nicht, daß du ihn hereinläßt." – Alter: "Nun, wird die Tür aufg'macht oder nicht?" – Wurzel: "Nein, saperment!" – Alter: "Ah so? Nun, so komm ich schon mit Gewalt hinein!"

Die Glastür wird vom Wind aufgerissen, so daß die Scherben davonfliegen. Das Alter fliegt herein auf einem Wolkenleiterwagen. Zwei Schimmel, alte Bauernpferde, sind vorgespannt. Der Wagen ist mit gelbem Gesträuch ausgefüllt. Das Alter sitzt in einem alten Hausrock, der bis an die Knie reicht, darin, den Kopf mit einer Pelzschlafhaube bedeckt, die Füße in Pölster gewickelt, auf dem Schoß einen schlafenden Mops und auf der Achsel eine Eule. Ein kleiner uralter Kutscher ist auf dem Bock. Der Wagen ist etwas beschneit.

Alter (mit kränklicher Freundlichkeit und persiflierendem Wohlwollen, steigt aus dem Wagen, mit einem Krückenstock): "Sie verzeihen, dass ich so frei bin, meine mühselige Aufwartung zu machen. Ich weiß nicht, ob Sie mir es ansehen werden oder nicht, ich bin das hohe kranke Alter, Ihnen miserablicht zu dienen. Ich hab da ein Einquartierungszettel bei Ihnen." – Wurzel: "Bei mir? Glaubt der Herr, bei mir ist ein Spital?" – Alter: "Wird schon ein's werden, wenn ich eine Weile da bin. Seien S' nicht bös, dass ich so unerwartet komm, gewöhnlich korrespondieren die Leut schon vorher mit mir, aber Sie haben ein braves Kind, die 's mit Ihnen gut g'meint hat, aus dem Haus g'jagt, und da haben s' mich dafür gschickt. Nehmen Sie mich an Kindesstatt an." – Wurzel: "Ja, aber z'haus b'halt ich Ihn nicht, ich gib Ihn ins Kadettenstift nach Ybbs." – Alter: "I bewahr! Wir werden uns schon miteinander vertragen, ich bin ein spaßiger Kerl. Ich mach' noch an mancher Tafel, bei manchen Hausball meine Lazzi, ich hupf' noch bei manchen Ecossais mit, bis mir einen rechten Riss gibt, hernach setz' ich mich g'schwind nieder." – Wurzel: "Ja, ja, g'scheiter ist 's!" – Alter: "Wenn wir eine Weile bekannt sind, werden schon meine Verwandten auch ihre Aufwartung machen. Mein liederlicher Vetter, der verdorbene Magen, das wird der erste sein, der Ihnen die Honneurs machen wird. Und meine Cousine, die Gicht, die hat mich schon versichert, sie kann 's gar nicht erwarten, Sie an ihr gefühlvolles Herz zu drücken. Oh, hören S', das ist eine unterhaltliche Person, ich seh Ihnen schon ordentlich nach Pistyan ins Bad mit ihr reisen, und treu ist sie." – Wurzel: "Ich weiß, man bringt s' gar nicht los. Ein jeder sagt: da hast du s', ich mag s' nicht." – Alter: "Und was tun Sie denn, mein lieber Herr von Wurzel? Was gehen S' mir denn so kühl herum? Werden S' gleich ein Schlafrock anziehen? Sapperment hinein! so schaute doch auf euren Herrn! Ist ja ein alter Herr, müsst ja hübsch acht geben auf ihm. Wenn er euch stirbt, seids brotlos. Gleich bringts ihm ein Schlafrock!"

Bediente wollen fort. Wurzel: "Nicht unterstehen – oder ich schlag einen hinters Ohr!" – Alter: "Was, schlagen? Gleich niedersetzen!" Er nimmt ihn an der Hand und setzt ihn in einen Stuhl. – Wurzel: "Himmel! wie wird mir?" – Alter: "Nicht unterstehn und schlagen. Die Pferd schlagen aus, nicht die Leut. Damit Sie aber nimmer ausschlagen." Er berührt sein Haupt, und Wurzel bekommt ganz weißes Haar. Alter: "So, jetzt ist aus dem Bräunl ein Schimmel worden. So! hato! mein Schimmerl! Nu, nichts hato?" – Wurzel (weinend): "Lorenz, mein Schlafrock." Man zieht ihm denselben an, und zwar so, daß er dadurch zugleich sein Bauerkleid anzieht, dessen Ärmel in den Ärmeln des Schlafrocks stecken. Er bekommt einen kaschierten Kropf.

Alter: "So, mein lieber Herr von Wurzel! Tun S' mich nur gut pflegen, damit wir lang beisamm bleiben, mit mir muss man gar heiklich umgehn." – Wurzel: "Aber was soll denn das heißen?" – Alter: "Das sind die Wintertag." – Wurzel: "Ah, ich hätt glaubt, die Hundstäg!" – Alter: "Wie man 's nehmen will. Aber jetzt leben Sie wohl, ich hab mein Post ausgerichtet. Wenn S' mich auch nicht mehr sehen, Sie werden mich schon spüren. Für einhundertunddreißig Jahr können Sie sich ausgeben, auf mein Wort. Adieu!" Das hohe Alter umarmt ihn und sagt: "Also schön merken: In der Früh ein Schalerl Suppen und ein Semmerl drinn, um ein elf ein bisserl in der Sonn spazierengehen, aber immer ein Hafendeckl auf den Magen legen, dass Sie sich nicht erkühlen. Z' Mittag ein eingmachts Henderl und ein halbs Seiterl Wein, und auf d' Nacht eine halbete Biskoten. Und gleich ins Betterl gehn. So! jetzt pa! pa! alter Papa, und befolgen Sie meinen Rat. Kein Tee müssen S' nicht trinken, den haben S' so schon." Das hohe Alter steigt in den Wagen und sagt: "Hansel! langsam fahren, dass wir kein Unglück haben, mit die Teufeln von Rosser." Er macht 'Pa' aus dem Wagen und sagt "Gute Nacht, mein lieber Herr von Wurzel; gute Nacht!" und fliegt ab.

Siehe auch

Neu und aktuell

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