Rund ein Drittel aller MitteleuropäerInnen klagt über übermäßige Müdigkeit am Tag (auch als Frühjahrsmüdigkeit bzw. im medizinischen Sprachgebrauch als Narkolepsie bezeichnet). Besonders stark treten die Symptome im Frühjahr (Frühjahrsmüdigkeit) und im Winter (hier als Winterdepression bezeichnet) auf. Für gut die Hälfte dieser Personengruppe ist das Schlafbedürfnis so groß, dass sie dieser Zustand im Beruf und beim Bewältigen des Alltags so sehr behindert, dass sie medizinische und/oder psychotherapeutischen Hilfe benötigen.
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Bei der anderen Hälfte handelt es sich bloß um eine naturgegebene Befindlichkeit, die sich als Summe mehrerer Faktoren ergibt: Mangel an bestimmten Mineralstoffen / Spurenelementen und/oder Vitaminen, zu kurzer oder schlechter Schlaf, Aufgewecktwerden bzw. Aufwachen während einer Tiefschlafphase, trübes Wetter (siehe auch Stichwort Winterdepression) und/oder Frühjahrsmüdigkeit und/oder Wetterfühligkeit, Mangel an Licht und/oder frischer Luft, Bewegungsmangel, Umstellungsphase beim Zellstoffwechsel, psychosomatische Ursachen, Uhrzeitumstellung / Jetlag.
Zu den Vitalstoffen für Beruf, Alltag und Sport zählen beispielsweise B-Vitamine, Vitamin E, Folsäure und Biotin.
Unter Narkolepsie verstehen Mediziner eine anfallsartige Erkrankung, welche im Vollbild durch nicht unterdrückbare Schlafanfälle, Spannungsverlust der Muskulatur, Halluzinationen und unregelmäßigen Schlafrhythmus gekennzeichnet ist. Kommt es lediglich zu Schlafanfällen, ohne weitere Beschwerden, spricht man von einer "monosymptomatischen" Narkolepsie, treten oben genannte Zusatzsymptome auf, liegt ein sogenanntes "Narkolepsie-Kataplexie-Syndrom" vor. Häufig beginnt die Erkrankung im dritten Lebensjahrzehnt und bleibt meist lebenslang bestehen, wobei eine Besserung der Symptomatik im höheren Lebensalter zu erwarten ist. Eine familiäre Vorbelastung ist in etwa der Hälfte der Fälle nachweisbar.
Plötzlich einsetzender, nicht aufzuhaltender Schlafdrang – die Betroffenen sind gezwungen, sich innerhalb kürzester Zeit hinzulegen und zu schlafen (Schlafdauer: Wenige Sekunden bis maximal 15 Minuten).
In etwa 40 Prozent der Fälle schlafen die Patienten zwar nicht ungewollt ein, jedoch kommt es immer wieder zu länger anhaltenden Phasen einer verminderten Wachheit und Aufmerksamkeit, an die sich Narkolepsiepatienten im Anschluss daran nicht mehr erinnern können. Während dieser Zeit kann es eventuell zu automatischen Handlungen kommen, so wird zum Beispiel eine Tätigkeit ständig wiederholt. Da in diesen Phasen die Reaktionsfähigkeit stark reduziert ist, dürfen Narkoleptiker nicht Autofahren.
Störung des normalen Schlafrhythmus: Unruhiger Schlaf, von Träumen oder traumartigen Halluzinationen durchsetzt. Die Betroffenen sind morgens oft erschöpft und kommen nur sehr langsam in Gang. In der Ein- oder Aufwachphase kann es zu sogenannten Schlaflähmungen kommen – bei klarem Bewusstsein ist der Betroffene unfähig, sich zu bewegen. Die Wahrnehmung ist eigenartig verändert, was gemeinsam mit der vorhandenen Unbeweglichkeit als äußerst quälend erlebt werden kann. Durch passives Bewegen (Wachrütteln) oder andere Reize von außen wird dieser Zustand beendet. (Auch Gesunde erleben hin und wieder ähnliche Zustände, dissoziiertes Erwachen genannt).
Muskeltonusverlust: Plötzliche Erschlaffung der Körpermuskulatur, ausgelöst durch starke Emotionen, wie beispielsweise Lachen oder Angst. Psychische Instabilität (Antriebsarmut usw.). Die Diagnostik wird anhand der Vorgeschichte und diverser Untersuchungen (Radiologie, EEG) – auch zum Ausschluss anderer Erkrankungen – vom Facharzt für Neurologie gestellt.
Die Therapie richtet sich nach der individuellen Ausprägung der Narkolepsie. In leichten Fällen hilft Aufklärung und Beratung. So sollte ein regelmäßiger Mittagsschlaf eingeplant werden und sowohl Alkohol als auch die Einnahme von Beruhigungstabletten vermieden werden. In schwerwiegenden Fällen hilft eine medikamentöse Therapie Anzahl und Dauer der Anfälle zu minimieren.
Anmerkung: Ein am frühen Nachmittag bzw. nach dem Mittagessen einsetzender Schlafdrang ist durchaus normal und sollte nicht Anlass zur Beunruhigung sein. Sollten Sie die Zeit und Möglichkeit dazu haben, geben Sie diesem Bedürfnis freudig nach und gönnen Sie sich einen Nachmittagsschlaf (10 bis 30 Minuten). Dies stärkt regenerative Prozesse im Körper sowie das Immunsystem und wirkt sich positive auf Ihre psychische Befindlichkeit aus.
Lektorat dieser Seite durch
Dr. med. Simone Höfler-Speckner
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