Der Jahrgang 2015 ist gut gelungen. Auf das schöne Frühjahr und die gute Blüte folgte ein Sommer, der für Überraschungen sorgte. Heiße Tage und Nächte waren Grund zur Sorge, doch Mitte August gab es meist ausreichend Niederschlag. Die letzte Hitzeperiode Ende August verhalf den Reben zu sehr guter Reife, bereits kühlere Nächte führten zu optimaler Aromaentwicklung.
Ein guter Wetterverlauf im Herbst erlaubte eine entspannte Lese ohne Zeitdruck durch nahende Schlechtwetterfronten. Die Sommerhitze hinterließ aber auch Spuren, die die Önologen bei der Verarbeitung und Vergärung der Trauben herausforderten, mitunter gab es manch knifflige Aufgabe zu lösen. Was letztlich zählt, ist der Erfolg der Arbeit, und der zeigt sich heuer in sehr schöner, fruchtiger Aromatik und Sortenausprägung. Ergänzt wird der Jahrestyp von moderater Säure und meist kräftigem Alkoholgehalt, der den Körperreichtum unterstützt.
Foto © Andreas Hollinek
Eine Perle des Weinbaus gibt es in der Schweiz. An der Grenze zu Voarlberg gibt es einige Weingärten, deren WinzerInnen ganz besondere Weine produzieren. Meist handelt es sich um Kleinmengen, die ausschließlich in der Region oder direkt ab Hof verkauft werden. Mehr dazu bei den Beiträgen Maienfeld und Rheintaler Höhenweg. Besonders schön (und von der UNESCO geschützt) ist die Weinbauregion Lavaux.
Die niederösterreichischen Winzer hatten heuer im Vergleich zum letzten Jahr eine stressfreie, lockere Lesesaison. Der milde Winter und das warme Frühjahr endeten in einer schönen Blütephase, dann kam die Sommerhitze und Ende August gerade noch ausreichend Feuchtigkeit. Die resultierende sehr hohe Traubenqualität lässt fast vergessen, dass ein nächtlicher Hagel um den 6. Mai am Wagram, im Kremstal und Kamptal den Ertrag von 3000 Hektar Weingartenfläche vernichtete. Die ansonsten in Niederösterreich zu erwartende hohe Qualität erlaubte guten Gewissens, auf Antrag des nationalen Weinkomitees die Höchstertragsmenge für Qualitätswein um 1800 Kilogramm pro Hektar anzuheben, um den geschädigten Betrieben einen qualitativ entsprechenden Zukauf zu ermöglichen. Die Lese wurde eher früh begonnen, die Traubenproduzenten konnten gute Preise erzielen. Fast alle Trauben kamen heuer gesund und ausgereift in die Keller. Bereits bei der Vergärung hat es dort so gut gerochen, wie schon lange nicht mehr. Es gab kaum Fehlentwicklungen oder Gärprobleme, und wenn, konnte man sie gut in den Griff bekommen. Durch die dieses Jahr ausnahmsweise zugelassene Säuerung konnten die Kellermeister für mikrobiologische Sicherheit vor allem bei frühreifenden Sorten sorgen. In Summe wird 2015 für die Winzer aus Niederösterreich sowohl hinsichtlich der Traubenqualität, als auch aufgrund der maßvollen Arbeitsintensität wahrscheinlich lange in Erinnerung bleiben.
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Das Wetter verlief gleich wie in Niederösterreich, mit dem erfreulichen Unterschied, dass die Hagelkatastrophe ausblieb. Die Reifeentwicklung ist mit den anderen Bundesländern deckungsgleich, hohe Zuckergradationen konnten aufgrund der Traubengesundheit abgewartet werden. In Folge der großen Hitze im Seewinkel ergab sich hohe Reife, allerdings erforderten niedrige Säuregehalte und pH-Werte im Keller deutlich mehr Aufmerksamkeit, damit nichts aus dem Ruder lief. Der Verlauf von Gärung und Säureabbau brachte sogar für Winzer mit jahrzehntelanger Erfahrung manche Überraschung. Das Resultat der Bemühungen sind auch im Burgenland fruchtige, sortentypische und körperreiche Weine. Moderate Säure ist heute international sehr willkommen, der teilweise kräftige Alkohol ist einerseits Jahrgangskennzeichen, andererseits ein Stabilitätsfaktor für Langlebigkeit. An die heurigen Rotweine werden hohe Erwartungen gestellt, die 2015er werden mit ihrer Intensität so interessant ausfallen, dass man sich die eine oder andere Flasche länger aufheben sollte.
Ein einziges Hagelwetter verursachte Einbußen von 25 bis 30 Prozent, es fand allerdings so früh im Jahr statt, dass es die Qualität der verbleibenden Trauben nicht beeinträchtigte. Aus unterschiedlichen Blüteverläufen resultierten regional sehr unterschiedliche Lesezeitpunkte. Aufgrund guter Traubenqualität und Reife ist hohe Alkoholausbeute festzustellen, es zeichnet sich ein kräftiger Jahrgang ab. Die ersten Muskateller lassen eine wesentlich bessere Qualität erwarten, als sie letztes Jahr bei allen Anstrengungen zu erzielen war. Wider Erwarten konnte dieses Jahr zwar ca. zehn Prozent weniger Welschriesling eingebracht werden, doch Weingenießer können sich auf eine erbauliche Menge von steirischen Muskateller- und Morillon-Weinen freuen. Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass das Weinbaugebiet Steiermark 2015 weniger durch eine hohe Erntemenge auf sich aufmerksam machen wird, als vielmehr durch hohe Qualität.
Die Weingärten in der Bundeshauptstadt konnten leichte Hagelschäden und sommerliche Trockenheit gut verkraften, trotz Verrieselung während der Blüte ist die Erntemenge im Vergleich zu den letzten Jahren durchschnittlich ausgefallen. Negativen Erwartungen zum Trotz konnten sich die Winzer über eine gute Saftausbeute freuen. Die Auswirkungen des heißen Sommers auf die Mostversorgung wirkten sich auch in Wien auf die Vergärung aus, erhöhte Aufmerksamkeit bei der Vinifikation war gefordert. Der Erfolg der Anstrengungen zeigte sich bereits bei der ersten Präsentation Ende Oktober: der „Junge Wiener“ präsentierte sich sehr fruchtig mit gutem Trinkfluss und gab einen Vorgeschmack auf einen kraftvollen Jahrgang.
Bei vielen Weinpremieren in aller Welt landen Weine aus Niederösterreich (rund 33.500 Hektar Weinanbaufläche), dem Burgenland (19.200 Hektar), der Steiermark (3600 Hektar), Wien (670 Hektar) und Vorarlberg (18 Hektar) immer wieder im Spitzenfeld. Überall in den österreichischen Weinregionen gibt es Weinfeste. Die meisten sind klarerweise im Herbst, immer öfter finden sie aber auch im Frühling und im Sommer statt.
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